Ein Film über einen Filmemacher, der merkt, dass Künstliche Intelligenz besser ist als er – damit will ein Schweizer Drehbuchautor eine Debatte anstoßen. Die Kontroverse kommt schneller als gedacht.
Kann Künstliche Intelligenz (KI) ein Drehbuch schreiben? Der Schweizer Filmemacher Peter Luisi hat es versucht und daraus einen Film mit echten Schauspielerinnen und Schauspielern gemacht. Er wollte damit die Debatte über die Nutzung von KI im Filmgeschäft anstoßen, ist aber schon vor einer an diesem Wochenende geplanten Vorführung aus dem ausgewählten Kino in London geflogen. Das Prince Charles Cinema in Soho bekam kalte Füße, weil es auf die Ankündigung auf dem Kurznachrichtenportal X negative Kommentare gab. «Schade», sagte Luisi der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. «Ich finde, wenn man sich solchen Kommentaren beugt, ist das nicht der richtige Weg. Aber ich respektiere das.»
Worum es in dem Film geht
Im Film «The Last Screenwriter» geht es um Drehbuchautor Jack, der mit Erschrecken feststellt, dass KI bessere Drehbücher schreibt als er selbst. «Hallo Jack, ich bin Deine neue Drehbuchassistentin», sagt eine nette Frauenstimme in dem Film zu Jack, die ihm dann die Arbeit abnimmt. Sie unterhält sich scheinbar mit dem Autor. Die KI merken Zuschauer eigentlich nicht, denn es wurde mit echten Schauspielern gedreht, an echten Drehorten. Luisi wollte mit dem Film eine Debatte über das Thema lostreten, wie er der dpa sagte. «Ich bin selbst Drehbuchautor und sehe die Problematik», sagte er. «Die Augen verschließen und so tun, als wäre KI nicht da, geht nicht. Den Status quo gibt es nicht mehr, wir müssen uns damit abfinden. Lasst uns darüber reden.» Wo KI im Filmgeschäft hinführe, wisse er auch nicht. Er sei persönlich eher altmodisch und möge das klassische Erzählen.
Warum das Kino einen Rückzieher gemacht hat
Das Kino schrieb auf X, in den Kommentaren auf die Ankündigung des Films hätten viele große Bedenken über den Einsatz von KI statt eines Drehbuchautors geäußert. Deshalb habe das Kino beschlossen, den Film nicht zu zeigen. «Unsere Entscheidung beruht auf unserer Leidenschaft für Filme und darauf, dass wir denjenigen zuhören, die unterstützen, was wir tun.» Luisi sagt, die Kommentatoren hätten nicht gewusst, dass es ein Nonprofit-Film sei, der eine Debatte anstoßen sollte.
Der Einsatz von KI im Filmgeschäft war schon bei dem monatelangen Streik in Hollywood im vergangenen Jahr ein Thema. Die Vereinbarung, die den Streik beendete, bietet erstmals Schutz vor dem regellosen Einsatz von KI. So erreichten Schauspieler und Schauspielerinnen, dass sie einer digitalen Nachahmung via KI ausdrücklich zustimmen müssen.
Wo der Film zu sehen sein wird
Luisi will den Film nun nur für Mitarbeiter und Gäste in einem anderen Kino in London zeigen. Er wurde auf Englisch gedreht. «Das KI-Drehbuch ist erstaunlich gut», sagt er. Nach der Absage der Premiere sei «die Festival- und Kinokarriere des Films gestorben», wie er sagt. Er wolle den Film auf der dazugehörigen Webseite in Kürze gratis zur Verfügung stellen. Er müsse damit kein Geld verdienen. Luisi hatte gerade mit der Komödie «Bon Schuur Ticino» über die Auseinandersetzung der Schweizer mit ihrer Sprachenvielfalt in der Schweiz großen Erfolg. Er habe dadurch Fördermittel bekommen, die zur Produktion des Screenwriter-Films ausgereicht hätten.
dpa