Sam Altman ist vor allem als Chef des ChatGPT-Anbieters OpenAI bekannt. Er ist aber auch Mitbegründer des umstrittenen Krypto-Projektes Worldcoin, das von Datenschützern kritisch beäugt wird. Trotzdem erhält das Projekt viel Zulauf.
Das Kryptoprojekt Worldcoin von OpenAI-Chef Sam Altman wird trotz Warnungen aus der Politik von immer mehr Menschen weltweit genutzt. Die Smartphone-App des Projektes habe die Schwelle von 4 Millionen Downloads in den App-Stores von Apple und Google überschritten, teilte am Mittwoch das Erlanger Unternehmen Tools for Humanity (TFH) mit, das die World-App entwickelt hat und betreibt. Die TFH GmbH, die neben Altman auch vom deutschen Informatiker Alex Blania gegründet wurde, unterhält auch Büros in San Francisco und Berlin.
Kernidee des Projektes ist, einen Digital-Ausweis herauszugeben, um in Zeiten Künstlicher Intelligenz im Netz zweifelsfrei nachweisen zu können, dass die Inhaber tatsächlich menschliche Wesen sind – und keine Software-Roboter. Ziel von Worldcoin sei es zudem, einen neuen digitalen Token kostenlos an alle Menschen auf der Welt zu verteilen, um ihnen den Zugang und die Teilnahme an der globalen Wirtschaft zu ermöglichen.
Obwohl THT keine weiteren persönliche Daten wie Name, Geburtstag und Adresse sammelt, war das WorldID-Konzept in der Politik und bei Behörden auf großes Misstrauen gestoßen. Das System sei aus datenschutzpolitischer Perspektive als dystopisches Vorhaben abzulehnen, meinte die Bundestagsabgeordnete Misbah Khan (Grüne). Das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht und die Bankenaufsicht Bafin kündigten Untersuchungen an. Ergebnisse liegen noch nicht vor.
Die Warnungen vor Worlcoin schrecken aber viele Interessenten nicht ab, sich ihre Augen scannen zu lassen, etwa in einem Elektronikmarkt am Berliner Alexanderplatz. Die Zahl der monatlich aktiven Nutzer habe sich in den vergangenen sechs Monaten auf mehr als 1 Million erhöht. Jeden Tag verzeichne die App mehr als als 100 000 aktive Nutzer, wöchentlich liege der Wert bei mehr als 500 000 aktiven Nutzern. Derzeit werden die Anwender vor allem durch Ausschüttungen von Worldcoin-Token motiviert, sich in die App einzuloggen.
TFH-Manager Tiago Sada verteidigte die Entscheidung, bei WorldID auf einen Iris-Scan zu setzen. Weltweit verfügten über die Hälfte der Menschen nicht über einen Ausweis. «Nicht nur in vielen Schwellenländern, sondern auch Ländern wie den USA haben viele keine Ausweise, vor allem keine, die digital verifiziert werden können», sagte Sada der Deutschen Presse-Agentur. Die Iris-Biometrie habe dagegen das Potenzial, zehn Milliarden Menschen sicher zu unterscheiden. Daher eigene sich dies als Methode, um beispielsweise Ausschüttungen von Werten im Sinne eines bedingungslosen Grundeinkommens vorzunehmen, ohne das System zu überlisten. TFT speichere auch nicht die Bilder der Iris, sondern nur eine daraus generierte ID. Daher sei der Datenschutz gewährleistet.
dpa