Der Finanzdienstleister Klarna hat seit einem Jahr keine neuen Mitarbeiter mehr eingestellt. Stattdessen setzt das Unternehmen verstärkt auf künstliche Intelligenz, die mittlerweile die Arbeit von Hunderten Angestellten übernimmt.
Dies gab Konzernchef Sebastian Siemiatkowski in einem Interview mit Bloomberg Television bekannt. Die Belegschaft des „Buy Now, Pay Later“-Anbieters ist innerhalb des letzten Jahres um 22 Prozent auf 3.500 Mitarbeiter geschrumpft. Etwa 200 Beschäftigte nutzen KI bereits als zentrales Arbeitswerkzeug in ihrem Tätigkeitsbereich.
Trotz sinkender Gesamtpersonalkosten versucht Klarna, die Belegschaft für den digitalen Wandel zu gewinnen. „Unsere Mitarbeiter setzen sich mit Begeisterung für den Einsatz von Effizienz-KI ein“, so Siemiatkowski. Das Unternehmen verspricht, die durch KI erzielten Produktivitätsgewinne teilweise in Form höherer Gehaltssteigerungen an die Beschäftigten weiterzugeben.
Besonders deutlich zeigen sich die Auswirkungen im Kundenservice: Bereits Anfang des Jahres vermeldete Klarna, dass sein KI-Assistent – basierend auf OpenAI-Technologie – die Arbeit von 700 Vollzeit-Kundendienstmitarbeitern übernimmt. Bei der Präsentation der jüngsten Geschäftsergebnisse ließ Siemiatkowski sogar eine KI-generierte Version seiner selbst auftreten – ein symbolischer Akt, der die Überzeugung des CEOs unterstreicht, dass KI letztlich alle Arbeitsplätze verändern könnte.
Börsengang in den USA geplant
Die Entwicklung wird von Investoren aufmerksam verfolgt, nachdem Klarna im vergangenen Monat vertraulich einen Entwurf für einen Börsengang bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht hat. Das Unternehmen konnte seine Kosten deutlich senken und näherte sich in den ersten neun Monaten des Jahres der Gewinnzone.
Analysten bewerten Klarna derzeit mit etwa 14,6 Milliarden Dollar – eine deutliche Steigerung gegenüber der Bewertung von 6,7 Milliarden Dollar bei der letzten Finanzierungsrunde 2022, aber noch weit entfernt vom Höchststand von 45,6 Milliarden Dollar während des Fintech-Booms 2021.
Mit 85 Millionen Kunden weltweit strebt Klarna eine weitere Expansion im US-Markt an. Das Unternehmen möchte dort, ähnlich wie in Europa, als Vollbank agieren. Siemiatkowski zeigte sich sogar offen für das Angebot des designierten US-Präsidenten Trump, eine Milliarde Dollar in Amerika zu investieren, wenn dafür die Lizenzierungsverfahren beschleunigt würden.