Der Mangel an Psychotherapeuten ist weltweit ein drängendes Problem. Besonders in den USA kommen auf einen Therapeuten durchschnittlich 1.600 Patienten mit Depressionen oder Angststörungen.
Ähnliche Verhältnisse finden sich in anderen Industrieländern. Eine innovative Lösung für dieses Problem könnte die KI-gestützte Therapie durch den virtuellen Avatar „Therabot“ sein, entwickelt von Michael Hein und Nicholas Jacobson von der Geisel School of Medicine am Dartmouth College. (via Pressetext)
Digitale Therapie per App
Therabot ist eine App, die es Nutzern ermöglicht, entweder auf gezielte Aufforderungen zu reagieren oder aktiv Gespräche zu initiieren, wenn sie sich mitteilen möchten. Diese Form der digitalen Kommunikation soll helfen, psychische Belastungen zu reduzieren und therapeutische Ansätze zu ergänzen.
Eine Studie mit 106 Teilnehmern, die an schweren Depressionen, generalisierten Angststörungen oder Essstörungen litten, zeigt vielversprechende Ergebnisse. Die Probanden gaben an, dass sie Therabot als vertrauenswürdig empfanden und sich in den Gesprächen mit der KI-gestützten Plattform gut aufgehoben fühlten. Laut Studienautor Jacobson: „Die beobachteten Verbesserungen der Symptome waren vergleichbar mit den Ergebnissen der herkömmlichen ambulanten Therapie, was darauf hindeutet, dass dieser KI-gestützte Ansatz klinisch bedeutsame Vorteile bieten könnte.“
Positive Effekte auf verschiedene Krankheitsbilder
Die Nutzung von Therabot führte bei depressiven Patienten zu einer durchschnittlichen Reduktion der Symptome um 51 Prozent. Dadurch verbesserten sich ihre Stimmung und ihr allgemeines Wohlbefinden signifikant.
Teilnehmer mit generalisierter Angststörung erlebten eine Verringerung der Symptome um 31 Prozent. Viele von ihnen wechselten von einer mäßigen zu einer leichten Angststörung oder unterschritten sogar die klinische Schwelle für eine Diagnose.
Sogar bei Essstörungen, die als besonders schwierig zu behandeln gelten, zeigte sich eine positive Wirkung. Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körperbild und Gewicht sank um 19 Prozent, ein Ergebnis, das selbst menschliche Therapeuten nicht immer erreichen.
KI als Ergänzung zur klassischen Therapie
Obwohl Therabot vielversprechende Resultate zeigt, betonen die Wissenschaftler, dass eine fachliche Aufsicht durch ausgebildete Kliniker weiterhin unerlässlich ist. Dennoch kann die KI-gestützte Therapie Menschen helfen, die keinen direkten oder regelmäßigen Zugang zu einem Psychologen haben.
Persönliche Betreuung bleibt unersetzlich, aber der Einsatz künstlicher Intelligenz könnte eine wertvolle Unterstützung bieten, um psychische Gesundheitsversorgung breiter zugänglich zu machen.