KI-gestützte Ratschläge?

Können KI-Assistenten als Psychotherapeuten dienen?

Chatbot

Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz in der psychischen Gesundheitsversorgung gewinnt zunehmend an Bedeutung. Laut Jill Newby von der University of New South Wales (UNSW) bieten Online-KI-Assistenten wie ChatGPT, CoPilot und Gemini psychologische Beratung, die „überraschend stark“ den Strategien echter Therapeuten ähnelt.

„Jede Konversation ist eine einzigartige Interaktion mit einem KI-System, das viel kontextbezogener und personalisierter ist – es kann sich sogar an frühere Konversationen erinnern.“ Dadurch können Nutzer ihre psychischen Herausforderungen sofort ansprechen und Bewältigungsstrategien erhalten.

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Niedrige Kosten und direkte Verfügbarkeit

Ein zentraler Vorteil von KI-gestützter Beratung liegt in ihrer sofortigen und kostengünstigen Verfügbarkeit. „In der realen Welt kann eine Therapie unerschwinglich teuer, schwer zugänglich oder schwer in den Alltag zu integrieren sein. Oder noch schlimmer: Es kann Wochen oder Monate dauern, bis ein Termin bei einem Therapeuten frei wird. Ein Gespräch mit einem KI-System ist dagegen sofort zu haben, günstig oder sogar kostenlos und bequem“, erklärt Newby.

Trotz dieser Vorteile betont selbst ChatGPT, dass es keinen Ersatz für einen ausgebildeten Therapeuten darstellt. Oft enthält die KI-generierte Beratung den Hinweis: „Sprechen Sie mit einem Psychologen.“ (via Pressetext)

KI als Unterstützung, nicht als Ersatz

Newby setzt sich dafür ein, KI-Assistenten weiterzuentwickeln, um psychische Gesundheitsressourcen noch effektiver nutzbar zu machen. Sie unterstützt bereits webbasierte Hilfsangebote gegen Depressionen und will erforschen, wie KI-Personalisierung die Behandlung verbessern kann. „Wir wollen uns mit dem Einsatz von KI befassen und untersuchen, wie sie die Behandlung von Depressionen besser personalisieren kann. Ich interessiere mich auch dafür, wie KI-Tools von Psychologen in ihrer Praxis eingesetzt werden können“, so die UNSW-Wissenschaftlerin.

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Wie hilfreich sind KI-gestützte Ratschläge?

Um die Qualität der KI-generierten psychologischen Beratung zu testen, stellte Newby ChatGPT typische Fragen zu Angstzuständen und Depressionen. „Ich habe ihm Fragen gestellt wie: Was soll ich tun, wenn ich in dieser Situation Angst habe? Welche Strategien gibt es, die mir helfen können, damit umzugehen? Um ganz ehrlich zu sein, habe ich festgestellt, dass die Vorschläge solide und die Ideen vernünftig waren.“

Viele der gegebenen Ratschläge beruhen laut Newby auf Prinzipien der kognitiven Verhaltenstherapie. Diese Methode vermittelt praktische Werkzeuge, um Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen besser zu steuern.

Trotz der vielversprechenden Ansätze sieht Newby klare Grenzen bei der Nutzung von KI als psychologischen Berater. „ChatGPT kann subtile emotionale Hinweise übersehen oder Ratschläge übergeneralisieren. KI kann keine professionelle psychische Beurteilung oder Diagnose ersetzen“, stellt sie klar.

Die Nutzung von KI in der psychischen Gesundheitsversorgung bietet somit einige Chancen, sollte aber stets kritisch betrachtet und als ergänzendes Tool eingesetzt werden, nicht als Ersatz für professionelle Therapie.

Pauline Dornig

Pauline

Dornig

Online-Redakteurin

IT Verlag GmbH

Pauline Dornig verstärkt seit Mai 2020 das Team des IT Verlags als Online-Redakteurin. (pd)
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