US-Kunden des russischen Cybersicherheitsunternehmens Kaspersky haben sich am vergangenen Donnerstag in einer ungewöhnlichen Situation wiedergefunden: Ihre vertraute Antivirensoftware war verschwunden und stattdessen ein neues Programm namens UltraAV installiert.
Der Austausch der Software ist das Ergebnis einer Reihe politischer und wirtschaftlicher Entscheidungen. Im Juni setzte die US-Regierung Kaspersky auf die sogenannte “Entity List”, ein Verzeichnis ausländischer Unternehmen, die als potenzielle Gefahr für die nationale Sicherheit eingestuft werden. Die Biden-Administration verhängte daraufhin ein Verkaufs- und Update-Verbot für Kaspersky-Produkte in den USA, das ab dem 29. September 2024 in Kraft treten soll. Als Reaktion darauf kündigte Kaspersky die Schließung seines US-Geschäfts und die Entlassung der dortigen Mitarbeiter an. Um seinen Kunden weiterhin Schutz zu bieten, ging Kaspersky eine Partnerschaft mit UltraAV ein, einem Unternehmen der Pango Group.
Anfang September informierte Kaspersky seine Kunden per E-Mail, dass sie auch nach dem Ende des Softwarevertriebs und der Updates für US-Kunden weiterhin “zuverlässigen Cyberschutz” durch eben jenes UltraAV erhalten würden. Allerdings wurde in diesen E-Mails nicht erwähnt, dass die Kaspersky-Produkte ohne Vorwarnung von den Computern der Nutzer entfernt und ersetzt würden.
Die Art und Weise, wie der Wechsel zu UltraAV vollzogen wurde, sorgte daher für erhebliche Verunsicherung unter den Kaspersky-Nutzern. Viele Kunden berichteten in Online-Foren von der plötzlichen Installation von UltraAV, ohne vorherige Information. Einige Nutzer befürchteten zunächst eine Malware-Infektion ihrer Geräte. Versuche, UltraAV zu deinstallieren, führten in manchen Fällen zu einer automatischen Neuinstallation nach dem Neustart des Computers. Bei einigen Nutzern wurde zusätzlich UltraVPN installiert, vermutlich als Ersatz für Kaspersky VPN-Abonnements.
Ein Kaspersky-Mitarbeiter erklärte in einem offiziellen Forumsbeitrag, dass die Partnerschaft mit UltraAV den kontinuierlichen Schutz für US-Kunden sicherstellen soll. Am 19. September erhielten US-Kunden demnach ein Softwareupdate, das den Übergang zu UltraAV einleitete. Ziel sei es gewesen, eine nahtlose Fortführung des Schutzes nach Kasperskys Marktaustritt zu gewährleisten. Kaspersky betont, dass UltraAV ähnliche Funktionen wie ihre eigenen Produkte biete und verweist Kunden für weitere Informationen an eine FAQ-Seite von UltraAV.