Jugendliche und junge Erwachsene stehen einer Umfrage zufolge dem Einsatz von KI-Technologie wie ChatGPT im Unterricht überwiegend positiv gegenüber, sehen aber auch Probleme.
Das zeigt eine Befragung von 14- bis 20-Jährigen durch das Meinungsforschungsinstitut infratest dimap für die Vodafone Stiftung, die an diesem Mittwoch veröffentlicht wurde. Die Umfrage ist nach Angaben der Stiftung repräsentativ.
KI-Kenntnisse für berufliche Zukunft wichtig
Gefragt, ob sie die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) an Schulen eher als Chance oder Gefahr empfänden, antworteten 73 Prozent mit «eher als» oder «eindeutig als» Chance, 27 Prozent sehen eher Gefahren. Die deutliche Mehrheit (67 Prozent) rechnet damit, dass sich der Unterricht durch KI spätestens innerhalb der nächsten fünf Jahre verändern wird. Noch mehr (69 Prozent) glauben, dass gute KI-Kenntnisse für ihre berufliche Zukunft wichtig sein werden.
In der Schule ist das Thema nach Angaben vieler Befragter aber bisher kaum geregelt. Nur 17 Prozent gaben an, dass die KI-Nutzung an ihrer Schule erlaubt ist und es dazu auch Regeln gibt. Ansonsten hängt es der Umfrage zufolge von einzelnen Lehrkräften ab, wie damit umgegangen wird (38 Prozent). Ein weiterer beachtlicher Anteil (38 Prozent) der Befragten gab auch an, dass die Nutzung von KI an ihrer Schule noch gar kein Thema ist.
Die Debatte über die Technologie hatte mit der Freischaltung des Chatroboters ChatGPT für die breite Öffentlichkeit im November 2022 große Fahrt aufgenommen. Seitdem wird im Bildungsbereich darüber diskutiert, wie sich dadurch auch das Lernen verändern könnte. Da Programme wie ChatGPT genutzt werden können, um blitzschnell Vorträge, Hausarbeiten oder Textinterpretationen zu erstellen oder auch Mathe-Aufgaben zu lösen, werden negative Effekte auf das Lernverhalten und die Entwicklung des Urteilsvermögens von Schülerinnen und Schülern befürchtet.
Bewusstsein für Grenzen von KI-Technologie
Junge Leute sind sich trotz der positiven Gesamteinstellung bei dem Thema auch möglicher Nachteile bewusst: Mehr als die Hälfte (57 Prozent) befürchtet, dass eigene Leistungen nicht von den Leistungen der KI unterschieden werden können, und rund jeder Zweite (49 Prozent) sieht eine Gefahr, durch die Nutzung von KI-Tools das Lernen an sich zu verlernen. Jeder dritte Befragte (34 Prozent) äußerte die Sorge, dass Schummeln nicht mehr entdeckt wird.
Die Umfrage zeigt auch ein Bewusstsein für die Grenzen der Technologie. 64 Prozent ist im Umgang mit KI die Fähigkeit wichtig, nicht alles zu glauben, was man liest oder sieht, und die Fähigkeit, Dinge kritisch zu hinterfragen (50 Prozent). Denn, auch das ist eine Erfahrung mit ChatGPT: Ein vom Programm ausgegebener Text mag in sich stimmig und elegant formuliert klingen, ob die Fakten darin stimmen, sollte aber sicherheitshalber nachgeprüft werden.
KI kein Allheilmittel, sondern Werkzeug
«KI-Tools sind hervorragend darin, uns bei der Strukturierung komplexer Themen zu unterstützen, aber sie ersetzen nicht den menschlichen Diskurs oder die sozial-emotionale Interaktion im Lernprozess. Ein konstruktiver, kritischer Umgang mit KI ermöglicht es, diese Technologie ausgewogen und zielführend im Bildungsbereich einzusetzen», sagte Thomas Süße, KI-Experte und Professor für Ingenieurwissenschaften an der Hochschule Bielefeld anlässlich der Veröffentlichung der Studie. Lehrkräften empfiehlt er, die Technologien weniger als Allheilmittel, sondern mehr als eine neue Art Werkzeug zu betrachten, das den Lernprozess unterstützen und bereichern könne.
dpa