Hammer-Urteil: Kununu muss Klarnamen preisgeben

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Das Hanseatische Oberlandesgericht (OLG) Hamburg hat festgelegt, dass Arbeitgeber das Recht haben, die Identität von Personen zu erfahren, die negative Bewertungen auf Plattformen wie Kununu hinterlassen.

Diese Entscheidung ermöglicht es Unternehmen, die Authentizität solcher Bewertungen zu hinterfragen und bei berechtigten Zweifeln eine Löschung oder Aufdeckung der Klarnamen zu verlangen.

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Dieser Beschluss ist ein bedeutender Umschwung im Umgang mit anonymen Bewertungen im Internet. Das Urteil kam nach einer Beschwerde einer Arbeitgeberin zustande, die die Echtheit negativer Kununu-Bewertungen über ihr Unternehmen angezweifelt hatte. Das Landgericht Hamburg hatte einen früheren Antrag auf Löschung dieser Bewertungen noch abgelehnt, da anonymisierte Nachweise zur Echtheit der Bewertungen vorgelegt wurden. Das OLG Hamburg hob jedoch hervor, dass die Überprüfung solcher Bewertungen nur möglich ist, wenn die Identität der bewertenden Person bekannt ist. Es argumentierte weiter, dass kein Anspruch auf Anonymität aus Datenschutzgründen bestehe, wenn die Rechtmäßigkeit einer Bewertung infrage steht.

Die Entscheidung gibt Arbeitgebern jetzt ein mächtiges Werkzeug an die Hand, sich gegen möglicherweise unbegründete negative Bewertungen zu wehren. Gleichzeitig wirft sie allerdings Fragen bezüglich des Datenschutzes und der Meinungsfreiheit auf. Rechtsanwalt Jan Meyer, der den Fall für die Arbeitgeberin führte, bezeichnete das Urteil als “bahnbrechend” und betonte, dass es Unternehmen ermöglicht, aktiv gegen schädigende Fake-Bewertungen vorzugehen, die ihre Reputation beeinträchtigen könnten.

Das sagt Kununu

Was sagt das Bewertungsportal dazu? Kununu reagierte auf die Meldung und betonte gegenüber it-daily.net, dass es sich um eine Beschlussverfügung eines einstweiligen Verfügungsverfahren handelte, die ohne Anhörung von Kununu erlassen wurde.

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Es ist wichtig zu verstehen, dass es sich bei der Entscheidung des OLG HH lediglich um eine Beschlussverfügung im Rahmen eines einstweiligen Verfügungsverfahren handelt. Dieser Beschluss ist erstaunlicherweise ohne Anhörung von kununu erlassen worden und regelt zunächst nur ein vorläufiges Rechtsverhältnis. Eine rechtsverbindliche und endgültige Entscheidung kann einzig und allein im Rahmen eines Hauptsacheverfahrens erwirkt werden. Daher werden wir diese Entscheidung in einem Hauptsacheverfahren überprüfen lassen und sind sehr zuversichtlich, dass dort – wie bereits in der Vergangenheit durch andere Gerichte –  in unserem Sinne entschieden wird. Wir stellen klar, dass wir weiterhin die Identität unserer Nutzer schützen werden und uns aufgrund dieser Entscheidung nicht dazu verpflichtet sehen, die Klarnamen unserer Nutzer herauszugeben. Wir kämpfen weiterhin für die Rechte der kununu Nutzer.

Kununu über das Klarnamen-Urteil

Was ist Kununu?

Kununu ist eine Online-Plattform, die es gegenwärtigen und ehemaligen Mitarbeitern, Bewerbern und Auszubildenden ermöglicht, Unternehmen anonym in verschiedenen Kategorien zu bewerten. Diese Bewertungen können Aspekte wie das Arbeitsklima, die Work-Life-Balance, Karrierechancen, Gehalt und das Verhalten des Managements umfassen. Die Plattform will Transparenz im Arbeitsmarkt schaffen, indem sie Einblicke in die Unternehmenskultur und Arbeitsbedingungen aus der Perspektive der Angestellten bietet. Dadurch können sich Jobinteressierte ein realistischeres Bild von potenziellen Arbeitgebern machen. Kununu gilt als eine der führenden Arbeitgeberbewertungsplattformen im deutschsprachigen Raum und bietet auch Informationen zu Gehältern sowie Fragen und Antworten rund um spezifische Unternehmen.

Lars

Becker

Redakteur

IT Verlag GmbH

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