Deutsche Wirtschaft in schwieriger Lage

Fortschritt nötig: Mit KI zu besseren Produkten und mehr Effizienz?

KI

In der aktuell schwierigen Lage muss die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung des Experten Peter Liggesmeyer bei der Nutzung Künstlicher Intelligenz dringend vorankommen.

Gerade in einem Land mit hohen Löhnen brauche es die Technologie zur Effizienzsteigerung, sagte der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Experimentelles Software Engineering (IESE) in Kaiserslautern der Deutschen Presse-Agentur. 

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Es müssten sich Gedanken gemacht werden, wie mit den Negativbotschaften aus der deutschen Wirtschaft etwa der Automobilbranche umgegangen werde. «Auch in anderen Ländern werden mittlerweile schöne Autos gebaut», sagte der KI- und Software-Experte. «Wir sehen auch, dass Technologieentwicklung in Deutschland verschwindet.» Er sehe keine kurzzeitige Schwächephase der deutschen Wirtschaft. «Was wir aktuell beobachten, hat eine größere Brisanz.»

Liggesmeyer sieht veränderte Kundenerwartungen

Einige Gründe dafür, dass deutsche Unternehmen ins Hintertreffen geraten seien, seien hausgemacht, betonte Liggesmeyer. In der Autobranche sei etwa zu spät oder ungenügend auf geänderte Erwartungen von Kunden reagiert worden, zum Beispiel auf dem Weg zum Software-definierten Auto, bei dem eher die Software im Mittelpunkt steht und weniger das Äußere. 

«Die Zeiten, in denen die Menschen über zwölf Zylinder glücklich sind, sind eher vorbei», sagte Liggesmeyer. Heutzutage komme es auch auf den ökologischen Fußabdruck an, längst wolle nicht mehr jeder 18-Jährige sofort ein eigenes Auto haben. Ein Stück weit sei klar, dass neue Unternehmen leichter und flexibler auf sich verändernde Wünsche von Kunden eingingen als seit langem existierende, groß gewordene Konzerne, sagte der Wissenschaftler. Das ändere aber nichts an der Notwendigkeit, diesen Weg auch zu gehen. 

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Großes Potenzial für mehr Effizienz sieht Liggesmeyer in der Nutzung von Sprachmodellen, die speziell auf Bedürfnisse einer Firma zugeschnitten seien. Das Entwickeln von Software könne schneller und effektiver werden, indem bei solchen Prozessen immer wieder auftauchende Standardprobleme mit KI angegangen würden. «Das Ziel ist eine Arbeitsteilung zwischen Automatismen und den Softwareentwicklern.» Dabei müsse darauf geachtet werden, ob KI halluziniere, also mit Unwahrheiten arbeite. «Da ist noch einiges zu erforschen.»

Autoindustrie, Robotik und Steuerungstechnik im Blick 

Bei der Entwicklung von Produkten in der Automobilindustrie, aber auch in der Robotik oder Steuerungstechnik können für Liggesmeyer digitale Zwillinge helfen, also digitale Abbilder physischer Objekte, Prozesse oder Systeme, an denen verschiedene Dinge mit geringerem Aufwand getestet werden können – hin zu flexibel auf Kunden zugeschnittenen Produkten.

Ein Problem auf dem Weg zur Industrie 4.0 sei aber, dass viel Wissen in Unternehmen gedruckt in Fließtexten wie etwa Handbüchern schlummere. So seien sie für automatisierte Prozesse nicht zu verwerten. Ein erster Schritt müsse zunächst sein, mit Sprachmodellen durch diese riesigen Textmengen zu gehen und sie in ein automatisiert bearbeitbares Format zu bringen. 

Einen etwas anderen Nutzen könnten Sprachmodelle dem Fraunhofer-Experten zufolge bei der elektronischen Patientenakte haben. Es sei ja schön und gut, wenn nun allerlei Informationen zu einem Patienten verfügbar seien. Aber was nutze das, wenn ein Arzt nach wie vor nur einige Minuten pro Patient zur Verfügung habe. Hier könne ein spezialisiertes Sprachmodell unterstützen, schnell bestimmte Infos aus der Akte zu finden, etwa zu Vorerkrankungen. 

Das IESE in Kaiserslautern ist eines von 76 Instituten und Forschungseinrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft und widmet sich Methoden für die Entwicklung von Software und Systemen. Es geht etwa um die Gestaltung digitaler Umgebungen, sei es für den Automobilsektor, die Land- oder Gesundheitswirtschaft oder das Thema Smart Cities.

dpa

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