Forschung zu 6G

5G wird als neuer Mobilfunkstandard gerade erst aufgebaut, da forschen Wissenschaftler schon an der nächsten Generation. Ein millionenschweres Gemeinschaftsprojekt soll Antworten für das Netz der Zukunft liefern.

Es geht um eine möglichst schnelle Kommunikation zwischen Mensch und Maschine – ohne Verzögerung, so sicher und nachhaltig wie möglich: «Das vor allem wird beim Mobilfunkstandard 6G wichtig sein», sagt Frank Fitzek, Professor und der Leiter des «Deutschen Telekom-Lehrstuhls für Kommunikationsnetze» an der TU Dresden. Schon lang forscht Fitzek zum Mobilfunkstandard 5G, der gerade erst ausgerollt wird. Bald kommt eine neue Aufgabe dazu: An den Technischen Universitäten in Dresden und München soll unter seiner Leitung ein neues Zentrum zur Erforschung der 6. Mobilfunkgeneration entstehen. Der Name: «6G-life».

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Mitte August soll das gemeinsame Großprojekt starten, das Bundesforschungsministerium fördert es in den nächsten vier Jahren mit rund 70 Millionen Euro. Jeweils 60 Mitarbeiter sollen an beiden Standorten neu eingestellt werden, rund 40 Professuren jeweils eingebunden werden, um das Kommunikationsnetz der Zukunft unter verschiedenen Aspekten in den Blick zu nehmen. Rund 200 Wissenschaftler beschäftigen sich also künftig dem Thema 6G. «Wir versuchen relativ schnell, die Sachen umzusetzen.»

Autonomes Fahren, Kommunikation mit Robotern, automatisiertes Steuern von Maschinen – vieles ist laut Fitzek bereits mit dem derzeitigen Standard 5G möglich. «Aber die Kommunikation in Echtzeit, Steuern der Dinge ohne Verzögerung, das kann es nicht erfüllen.» Gerade für die Industrie, etwa für die Automobilhersteller seien solche Funktionen aber wichtig. Auch in der Industrie 4.0 oder im Gesundheitswesen dürfte 6G künftig eine große Rolle spielen. Mobile Robotik und virtuelle Realität – mit der neuen Technologie rücken solche Visionen näher. Bis es soweit ist, müssen sich die Akteure aber noch gedulden: Laut Fitzek dauert die Entwicklung in der Regel um die zehn Jahre, bis 2030 soll das neue Netz aufgebaut sein.

Beim Forschen zum 6G geht es aber nicht nur um eine schnelle Datenübertragung und die digitale Infrastruktur, sondern auch um Sicherheit – also wie sich Cyberangriffe abwehren lassen. Auch Nachhaltigkeit ist ein Thema. «Wir wollen forschen, wie viel Energie dieses Netzwerk eigentlich schluckt», so Fitzek. Ganze Prozesse und Kommunikationsnetze, so der Wissenschaftler, müssten neu gedacht werden. Die Deutschen tun sich seiner Einschätzung nach oft schwer mit der Digitalisierung. «Wenn man denkt, wie schwer sich etwa ein Gesundheitsamt tut, sich von einem Faxgerät zu trennen, wissen wir, wo wir stehen.» Andere Länder wie Schweden oder Dänemark seien nicht nur besser aufgestellt, sondern stünden dem Thema offener gegenüber.

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Gleichwohl birgt das Thema digitale Transformation viele Ängste und Sorgen – auch ethische Fragen sollen daher beim Projekt ««6G-life» eine Rolle spielen. Wie werden die Kinder in Zukunft lernen, wie sieht die Gesundheitsversorgung aus? «Viele beschäftigt auch die Frage, was die Digitalisierung mit dem Arbeitsplatz macht.» Fitzek stellt sich etwa einen Showroom auf dem Campus vor, in dem die Bevölkerung testen kann, was 6G eigentlich bedeutet. «Wir können Technologie nicht nur bauen, sondern müssen auch die Bevölkerung mitnehmen», so der Wissenschaftler.

Vorbehalte wegen schädlicher Strahlung hingegen hält Fitzek für unbegründet. Weder 5G noch 6G seien gefährlich für die Gesundheit, ist der Professor überzeugt. «Mobilfunk ist nur dann gefährlich, wenn ich bei Tempo 130 auf der Autobahn meine Nachrichten auf dem Handy lese.» Einen Beweis aus wissenschaftlichen Untersuchungen gebe es nicht, zudem sei die Strahlung durch Handy oder Fernsehturm um ein Vielfaches höher etwa bei 5G-Funkmasten. «Genau genommen handelt es sich um elektromagnetische Wellen, die nur einen Effekt haben: sie erwärmen den Körper.» Dafür gebe es zudem Grenzwerte.

Mit «6G-life» sollen auch Start-ups unterstützt werden – zehn Millionen Euro der Fördergelder sind für junge Unternehmen eingeplant. Geplant ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industrie, um neue Ideen möglichst schnell umzusetzen. Fitzek nannte etwa das Dresdner Start-Up «Wandelbots» als beispielhaft für diesen Prozess. Das Unternehmen mit mittlerweile rund 140 Mitarbeitern würde die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine ganz neu definieren. Ähnliche Projekte, so hofft Fitzek, entstehen in ein paar Jahren aus dem neuen Zentrum zur 6G-Forschung.

dpa

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