Die rasante Verbreitung digitaler Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) stellt eine enorme Herausforderung für den Schutz der Privatsphäre der Menschen dar. In einigen Ländern und Regionen wie der EU wurden deshalb bereits Gesetze erlassen, die Firmen wie Google oder Facebook an strengere Datenschutzregeln binden sollen. Weltweit gesehen, fehlt aber ein einheitlicher Standard, was zu einer „digitalen Spaltung der Privatsphäre“ führt, wie Forscher der University of Canberra kritisieren.
Privatsphäre als Menschenrecht
„Mit der Ausbreitung von IKT-Systemen ist es grundlegend notwendig geworden, den Schutz der Privatsphäre der Nutzer zu jeder Zeit sicherzustellen“, schreiben Mohammad Abu Alsheikh, Mitglied des Research Clusters for Digital Inequality and Social Change an der University of Canberra, und sein Team. „Wir untersuchen schon seit 2016 die Entwicklung der digitalen Privatsphäre. Dabei haben wir festgestellt, dass der Grad des Schutzes sehr stark von der geografischen Heimat der User abhängt“, erklärt der Wissenschafter.
Dies liege daran, dass im Laufe des vergangenen Jahrzehnts regional gesehen sehr unterschiedliche Herangehensweisen gewählt worden sind, um sich den neuen Herausforderungen zu stellen, wie Alsheikh betont: „Gängige Ansätze wie die Stärkung der Netzwerksicherheit, Verschlüsselungen oder Zugangskontrollen sind in allen Ländern verschieden implementiert worden. Wir glauben aber, dass digitale Privatsphäre ein fundamentales Menschenrecht darstellt. Deshalb fordern wir eine Vereinheitlichung entsprechender Regulierungen, damit User geschützt sind, egal wo sie wohnen.“
Völlig andere Online-Erfahrung
Um die derzeitigen Unterschiede in punkto Datenschutzregeln zu analysieren, haben Alsheikh und seine Kollegen Hamoud Alhazmi und Ahmed Imran 776 Studienteilnehmer in verschiedenen Ländern per Online-Umfrage zu den lokalen Regeln und Gesetzen befragt. Fazit: Nutzer rund um den Globus erleben aufgrund der großen regionalen Unterschiede bei entsprechenden Vorgaben auch eine ganz unterschiedliche Erfahrung der genutzten Online-Services. „Zum Beispiel werden Cookie-Pop-ups völlig anders angezeigt oder es gibt zusätzliche Datenschutz-Warnhinweise“, erläutern die Forscher.
Während es einen großen Unterschied machen kann, in welchem Land sich die User aufhalten, ist es anscheinend relativ egal, welchen ethnischen Hintergrund oder welchen Bildungsgrad sie aufweisen, wie ein weiteres Ergebnis vermuten lässt. Interessant ist auch, dass jüngere Menschen zwischen 15 und 32 Jahren sich angesichts ihrer Privatsphäre besorgter zeigen als ältere ab 33 Jahren.
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