Morgen will das Bundeskabinett über ein Fachkräfteeinwanderungsgesetz entscheiden. Ein Kommentar von Bitkom-Präsident Achim Berg.
Bei der Fachkräfteeinwanderung brauchen wir nach jahrzehntelanger Diskussion endlich einen großen Wurf. In der deutschen Wirtschaft fehlen aktuell alleine 137.000 IT-Spezialistinnen und -Spezialisten – so viele wie nie zuvor. Wenn künftig formelle Abschlüsse und nachgewiesene Deutschkenntnisse keine Voraussetzung für Einwanderung mehr sein sollen, könnten davon insbesondere IT-Berufe profitieren, in denen Qualifikationen häufig berufsbegleitend erworben und Arbeitssprache ohnehin Englisch ist.
Voraussetzung dafür, dass Deutschland zu einem Einwanderungsland für IT-Expertinnen und -Experten wird, ist zugleich, dass wir unser Standortmarketing vor allem auf digitalen Kanälen ausbauen. Zudem müssen wir die Chancen der Digitalisierung auch im Einwanderungsprozess selbst nutzen, von der Visa-Vergabe über die Antragstellung bis zur – bundesweit einheitlichen – Anerkennung von Zeugnissen. Transparente Prozesse sowie zentral, mehrsprachig und digital verfügbaren Informationen verschaffen IT-Fachkräften aus Drittstaaten mehr Planungssicherheit und stellen langfristig die Attraktivität Deutschlands als Einwanderungsland sicher.
Zugleich plädiert Bitkom aber auch dafür, das Potenzial im Inland bestmöglich auszuschöpfen und weiterzuentwickeln. Entlang der gesamten Bildungskette müssen digitale Kompetenzen gestärkt und dazu bundesweit verpflichtender Informatikunterricht ab der Sekundarstufe I eingeführt werden. Ausbildungsberufe sollten an die Anforderungen der digitalen Wirtschaft angepasst und die weiterhin viel zu hohe Abbrecherquote in den Informatik-Studiengängen reduziert werden. Digitalisierung muss in der Weiterbildung eine deutlich größere und sichtbarere Rolle spielen, um auch den Quereinstieg in das Berufsfeld zu erleichtern. Und in allen Bereichen muss es gelingen, deutlich mehr Mädchen und Frauen für IT- und digitalisierungsbezogene Berufe zu begeistern