Der ehemalige CEO des Fintech-Startups Nate soll Investoren um Millionen betrogen haben: Statt KI verwendete das Unternehmen Callcenter-Mitarbeiter.
Die US-Justiz hat Anklage gegen Albert Saniger, den Gründer und ehemaligen CEO von Nate, erhoben. Der 35-jährige Spanier soll Investoren systematisch über die KI-Fähigkeiten seiner E-Commerce-App getäuscht haben. Während das Unternehmen mit angeblich selbstentwickelten Deep-Learning-Modellen warb und damit über 40 Millionen US-Dollar einsammelte, wurden die Transaktionen tatsächlich von hunderten menschlichen Arbeitskräften in Übersee manuell durchgeführt.
KI-Versprechen vs. manuelle Realität
Die 2018 gegründete Nate-App versprach, Online-Einkäufe mit einem einzigen, KI-gesteuerten Klick abzuwickeln. In Präsentationen für Investoren behauptete Saniger, das Unternehmen habe „Deep-Learning-Modelle“ entwickelt, die es der App ermöglichten, Waren auf Produktseiten direkt innerhalb von drei Sekunden zu kaufen. Das System sei in der Lage, täglich bis zu 10.000 Transaktionen automatisiert zu verarbeiten.
Tatsächlich basierte die App laut Anklageschrift jedoch hauptsächlich auf der Arbeit von Callcenter-Mitarbeitern auf den Philippinen, die die Transaktionen manuell durchführten. Als ein schwerer tropischer Sturm im Oktober 2021 die Philippinen traf, richtete Nate ein zweites Callcenter in Rumänien ein, um den Bearbeitungsrückstand zu bewältigen.
„Saniger hat angeblich die mit seiner früheren Position als CEO verbundene Integrität missbraucht, um ein Schema voller Täuschung und Blendwerk aufrechtzuerhalten“, erklärte das US-Justizministerium in einer Stellungnahme.
Gezielte Verschleierung
Laut Anklageschrift soll Saniger seine Mitarbeiter angewiesen haben, die Abhängigkeit von den Callcenter-Kräften geheim zu halten. Zudem habe er dafür gesorgt, dass Transaktionen von Investoren priorisiert wurden, um keinen Verdacht zu erregen. Die Anleger verloren durch den Zusammenbruch des Unternehmens im Jahr 2023 fast ihr gesamtes investiertes Kapital.