Die Unzufriedenheit mit dem digitalen Innovationstempo in Deutschland ist groß und hat während der Corona-Pandemie auch noch leicht zugenommen. Einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach zufolge waren Ende 2020 nur sieben Prozent der Bundesbürger der Ansicht, Deutschland sei in puncto Digitalisierung gut aufgestellt.
Im Vorjahr hatten neun Prozent der Deutschen diese Ansicht vertreten.
Enormen Nachholbedarf sehen die Menschen demnach in Schulen und Universitäten. 91 Prozent der Teilnehmer der repräsentativen Umfrage nehmen bei der Digitalisierung im Bildungsbereich große Defizite wahr. 88 Prozent der Befragten sehen vor allem in Ämtern und Behörden Probleme, 65 Prozent im Gesundheitsbereich, 37 Prozent in der deutschen Wirtschaft.
Die Hoffnung, dass sich das bald zum Guten wenden wird, ist nicht sonderlich groß. Der Anteil der Befragten, die den Eindruck haben, die Bundesregierung habe zumindest ein klares Konzept für die Gestaltung der Rahmenbedingungen des digitalen Wandels, ist im Vergleich zum Vorjahr zwar etwas größer geworden – allerdings auf niedrigem Niveau. Während dies 2019 nur 7 Prozent der Befragten glaubten, waren es bei der Umfrage im November und Dezember 2020 immerhin 15 Prozent.
Von rund 500 Führungskräften aus Wirtschaft und Politik, die zusätzlich befragt wurden, sind 50 Prozent optimistisch, dass dieser Rückstand aufgeholt werden kann – ein Plus von 2 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr.
Die Meinungsforscher hatten auch gefragt, wem die Bürger rund um das Thema Digitalisierung am meisten zutrauen. Das Ergebnis zeigt: Mr. oder Mrs. Digital gibt es in dieser Bundesregierung nicht – zumindest aus Sicht der Bevölkerung. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) schneidet mit 21 Prozent noch am besten ab. Die Staatsministerin für Digitalisierung, Dorothee Bär (CSU), halten nur acht Prozent der Befragten für die fähigste Gestalterin der Digitalisierung.
Der Digitalreport, den die ESCP Business School Berlin mit dem Institut für Demoskopie Allensbach erstellt, erscheint in diesem Jahr zum zweiten Mal. «Die Corona-Pandemie wurde als Chance für den digitalen Wandel bisher nicht genutzt», bilanzierte Philip Meissner vom European Center for Digital Competitiveness der ESCP. «Besonders an den Schulen wird die Zukunft Deutschlands verspielt.»
dpa