Die gesetzlich vorgeschriebene Risikoprüfung für die meisten kommerziellen Drohnenflüge in Deutschland soll mit einem neuartigen digitalen Datenservice auf der Basis von Mobilfunkdaten vereinfacht werden. Der deutsche Mobilfunkprovider Vodafone und das Wiener Start-up-Unternehmen Dimetor haben am Montag den neuen Dienst DroNet vorgestellt, der mit Hilfe anonymisierter Bewegungsdaten aus dem Mobilfunknetz das Risiko einer Drohnenflugroute bewerten kann.
Nach den Bestimmungen des deutschen Luftfahrtrechtes müssen Drohnenflüge über größere Distanzen und somit außerhalb der Sichtweite eines Piloten vorab genehmigt werden. Dabei wird zum einen geprüft, wie viele Menschen sich unterhalb der definierten Flugroute aufhalten. Außerdem beinhaltet der Risiko-Check die Überprüfung, ob die Drohne ein Funkloch durchfliegen müsste.
Bis ein solches Genehmigungsverfahren mit der Beantwortung dieser Fragen abgeschlossen ist, dauere es derzeit mehrere Wochen, erklärte Vodafone. Die Bereitstellung der Daten und Prüfung der Antworten sei bislang sehr aufwendig. Mit Hilfe von DroNet kann nun zum einen in Echtzeit ermittelt werden, wie viele SIM-Karten bei Vodafone unterhalb der Flugroute im Mobilfunknetz eingewählt sind. Daraus lässt sich hochrechnen, wie viele Personen insgesamt sich in diesem Umkreis befinden. In dem System kann man aber auch sehen, wie stark und lückenlos die Mobilfunkabdeckung ist – also wie sicher die Steuerungsfähigkeit der Drohne auch über weitere Distanzen ist.
Der Dienst richtet sich zum einen an die Antragssteller, die beispielsweise als Logistik- oder Industrie-Unternehmen die Drohnen betreiben. Die Daten können über eine Schnittstelle auch von den Behörden abgerufen werden, also etwa dem Luftfahrtbundesamt. «Wir wollen dazu beitragen, die Genehmigungsverfahren für Drohnenflüge in Deutschland zu beschleunigen und Drohnen-Operatoren dabei unterstützen, ihre Drohnen schneller in die Lüfte zu bringen», sagte Michael Reinartz, Innovationschef bei Vodafone Deutschland.
Die Mobilfunk-Provider wie Vodafone, Deutsche Telekom oder Telefónica sehen in der kommerziellen Drohnenfliegerei ein neues Geschäftsfeld mit prächtigen Aussichten, weil die Flugobjekte auf längeren Distanzen auf eine Mobilfunkverbindung angewiesen sind. Hobby-Drohnen werden in der Regel über eine WLAN-Verbindung gesteuert. Bis 2025 soll sich nach Schätzungen des Verbandes der unbemannten Luftfahrt die Anzahl der Drohnen in Deutschlands Luftraum auf rund 450 000 erhöhen.
Die Deutsche Telekom hatte Ende Februar das Forschungsprojekt «Drone4Parcel5G» angekündigt. Dazu wird ein Drohnen-Testgelände in Rüthen (Kreis Soest) mit lokalem Mobilfunknetz der fünften Generation (5G) eingerichtet. Auf dem 5G-Campus-Netz soll der Betrieb von autonomen Lieferflügen mit Paketdrohnen auf Basis von 5G erprobt werden, um in Zukunft den Straßenverkehr entlasten und Lieferzeiten minimieren zu können.
Telefónica experimentiert ebenfalls mit 5G-gesteuerten Drohnen. Dabei geht es unter anderem um die Aufgabe, schwer zugängliche Außenanlagen wie Strommasten, Brücken, Kraftwerke oder Häfen zu überwachen.
dpa