Ein kritischer Umgang mit Internetquellen ist unabdingbar, um Fake News zu erkennen. Trotzdem prüft ein Großteil der Internetnutzer den Wahrheitsgehalt von Informationen nicht. Das trifft besonders auf Deutschland zu, das im europäischen Vergleich im hinteren Drittel landet.
Mehr Digitalkompetenz ist nötig, um diesen Zustand zu verbessern. Warum zivilgesellschaftliches und unternehmerisches Engagement dabei so entscheidend sind, erklärt das Münchner PR-COM Research Lab.
Der Anteil der Personen, die den Wahrheitsgehalt von Internetinhalten wie News oder Social-Media-Posts geprüft haben, liegt auf erschreckend niedrigem Niveau – auch 2023. Im Vergleich zu 2021 ist er in Deutschland um einen mageren Prozentpunkt auf knapp 20 % gestiegen, wie die neuesten statistischen Daten von Eurostat zeigen. Damit landet Deutschland deutlich unter dem Durchschnittswert der Europäischen Union. Wie auch in anderen Bereichen der Digitalkompetenz zeigen Staaten wie die Niederlande mit 47 % oder Norwegen mit 42 % ein signifikant besseres Ergebnis. Weitere Detailfragen zeigen zudem eine geringe Bereitschaft der Nutzer in Deutschland, Quellen zu prüfen, Onlinediskussionen zu verfolgen und diese auch offline zu diskutieren.
Mehr Digitalkompetenz in der Gesellschaft
Diese Werte machen deutlich, dass die Digitalkompetenz in vielen europäischen Staaten, vor allem aber hierzulande vom Ziel der „Online Information and Communication Skills“ im Digital Competence Framework (DCF) der EU-Kommission noch weit entfernt ist. Gerade die geringe Verbesserung im Vergleich zu 2021 wirft zudem die Frage auf, wie in den kommenden Jahren größere Schritte erreicht werden könnten, um die Ziele des DCF bis 2030 zu erreichen.
Bildung und Aufklärung
Der Umgang mit dem digitalen Informationsangebot erfordert über alle Generationen hinweg Wissen und offen geführte Diskussionen. Es steht außer Frage, dass digitale Bildung noch stärker zu einem zentralen Teil jeder schulischen Ausbildung und auch der beruflichen Weiterbildung werden muss. Sie befähigt dazu, die technischen Eigenheiten von Plattformen und sozialen Netzwerken – beispielsweise Meinungsblasen – zu verstehen und damit umzugehen. Zum anderen ist sie auch ein geeigneter Rahmen, um gemeinsam über die Informationskanäle zu sprechen und aktuelle Entwicklungen zu diskutieren.
Neben den staatlichen und gesellschaftspolitischen Trägern müssen sich auch Unternehmen verstärkt der Aufgabe stellen, ihre Mitarbeitenden in der Mediennutzung zu schulen und für ihre Präsenz auf digitalen Plattformen zu sensibilisieren. Das ist ein wichtiger Teil der Sozialverantwortung, die Unternehmen im Rahmen der Corporate Social Responsibility heute haben. Nicht zu unterschätzen ist auch der Imageschaden, falls problematische Posts in sozialen Netzwerken für Furore sorgen.
Tipps zum Faktencheck
Um Desinformationen aufzudecken, hat das European Fact-Checking Standards Network den European Code of Standards entwickelt, mit dem sich Organisationen zertifizieren lassen können, die Fakten checken. Dies ist ein guter Ansatzpunkt für Nutzer, die nach serösen Onlineportalen und Fakten-Checkern suchen. In Deutschland sind mehrere Medienhäuser und Nachrichtenagenturen zertifiziert, unter anderem der dpa-Faktencheck und CORRECTIV.Faktencheck.
„Dem kritischen Diskurs zu gesellschaftlich relevanten Themen kommt in der demokratischen Gesellschaft eine zentrale Rolle zu. Digitalkompetenz heißt deshalb auch, Informationen im Netz kritisch zu hinterfragen, um sich eine qualifizierte Meinung bilden zu können“, erklärt Dr. Jona van Laak, Leiter des PR-COM Research Lab in München. „Eine anspruchsvolle Aufgabe, die Jahr für Jahr an Brisanz gewinnt. Die steigende Menge an Informationen und die Unübersichtlichkeit darüber, welche Quellen valide sind, machen es stetig schwieriger, die Spreu vom Weizen zu trennen.“
(pd/PR-COM)