Social Media-Influencer benötigen dringend Unterstützung bei der Überprüfung ihrer Informationen, bevor sie diese mit ihren Followern teilen. Andernfalls könnten sie unwissentlich Fehlinformationen verbreiten – und das in einem Ausmaß, das besorgniserregend ist.
Diese Warnung kommt von der UNESCO, der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur.
Laut einem aktuellen Bericht der UNESCO überprüfen zwei Drittel der Influencer die Richtigkeit ihrer veröffentlichten Inhalte nicht. Dies macht sowohl die Influencer selbst als auch ihre Follower anfällig für Fehlinformationen. In einer Zeit, in der Social Media immer mehr zu einer zentralen Informationsquelle wird, ist dies besonders problematisch. So erhalten fast vier von zehn Erwachsenen in den USA unter 30 Jahren ihre Nachrichten mittlerweile von Influencern.
Die Ergebnisse der UNESCO-Umfrage, die 500 Influencer aus 45 Ländern befragte, zeigen „kritische Lücken“ in den Praktiken zur Verifizierung von Inhalten. Zum Beispiel verwenden 42 % der befragten Influencer Metriken wie „Likes“ und „Shares“ als Hauptindikatoren für die Glaubwürdigkeit von Inhalten. Weitere 21 % teilen Inhalte einfach aufgrund des „Vertrauens in Freunde“, die diese weiterverbreitet haben. Traditionelle Medien, obwohl sie über Fachwissen und Ressourcen verfügen, spielen eine untergeordnete Rolle, wenn es darum geht, Inhalte zu verifizieren. Nur 36,9 % der befragten Influencer ziehen herkömmlichen Journalismus zu Rate.
Ironischerweise glauben 68,7 % der befragten Influencer, dass sie bei ihren Followern kritisches Denken und digitale Kompetenz fördern – obwohl ein großer Teil von ihnen keine gründliche Faktenprüfung vornimmt oder Quellen sorgfältig prüft.
UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay erklärte, dass digitale Content-Ersteller mittlerweile eine wichtige Rolle im Informationsökosystem übernommen haben, indem sie Millionen von Menschen mit kulturellen, sozialen oder politischen Nachrichten erreichen. Doch viele stünden vor großen Herausforderungen im Umgang mit Fehlinformationen und Hassreden im Netz. Mehr Schulungen werden benötigt.
Zudem fehlt es fast 60 % der Influencer an Grundkenntnissen über regulatorische Rahmenbedingungen und internationale Standards. Dadurch sind sie nicht nur rechtlichen Risiken ausgesetzt, sondern auch verstärktem Online-Mobbing. Ein Drittel der befragten Influencer gibt an, Hassreden im Netz erlebt zu haben, doch nur 20,4 % wissen, wie sie diese Vorfälle korrekt den Plattformen melden können.
Interessanterweise gibt es auch Influencer, die durchaus wissen, dass sie nicht die ganze Wahrheit erzählen – aber das ist oft nicht ihr Ziel. Vielmehr wollen sie ihre Follower davon überzeugen, dass ihre Sichtweise auf ein Thema die richtige ist. Wenn dann noch 52,6 % der befragten Influencer aktiv gesponserte Inhalte erstellen oder Marken und Produkte bewerben, liegt der Verdacht nahe, dass „gesponserte Fakten“ ebenso verbreitet werden könnten.
Die Ergebnisse der UNESCO-Studie werfen ein Blick auf die dunklen Seiten der Influencer-Kultur: Während diese immer mehr Einfluss auf die Meinungsbildung der globalen Öffentlichkeit nehmen, besteht dringender Handlungsbedarf, um ihre Verantwortung im Umgang mit Informationen zu stärken.