Hacker engagieren sich auch in der Ukraine-Krise und nach neuesten Berichten hat das Anonymous-Kollektiv unter anderem die Webseiten der russischen Regierung im Visier.
Chester Wisniewski, Principal Security Scientist bei Sophos, kommentiert die jüngsten Aktionen und Vorhaben folgendermaßen:
„Anonymous ist weniger eine Gruppe als vielmehr eine Idee. Historisch gesehen inspirierte es die Menschen dazu, im Namen der ungerecht Behandelten und Unterdrückten Wachsamkeit zu üben. Wann immer es also Anzeichen für einen Erfolg gegen die „dunkle Seite“ gibt, sind die Anhänger daher bereit, solche Aktionen zu würdigen, sei es ein DDoS-Angriff (Distributed Denial of Service), ein neu geschaffenes Datenleck oder der Konto-Hack von jemandem, den sie für den Bösewicht halten.
Ungewöhnlich an der Situation in der Ukraine ist, dass der stellvertretende Premierminister und ein Senior Advisor des EU-Parlaments dieses Verhalten sowohl gut geheißen haben, als auch darum bitten, dass diese Aktivität außerhalb des normalen Rechtsrahmens stattfindet. Dies ist eine beispiellose Situation und buchstäblich eine goldgeprägte Einladung inklusive rotem Teppich, die Anonymous zur Rückkehr auffordert.
Aus dieser Situation heraus besteht die Gefahr der Eskalation. Die indirekte Unterstützung solcher Aktivitäten mag wie eine gute Idee erscheinen, aber wenn dies in Russland ansässige Hacking-Gruppen ermutigt oder dazu anspornt, sich für Vergeltungsmaßnahmen gegen westliche Einrichtungen zu entscheiden, könnte dies zu Schäden in Milliardenhöhe bei Infrastrukturen, Unternehmen und Regierungsstellen führen. Bis jetzt haben die meisten russischen Cyberkriminellen nach unseren Beobachtungen ihr Geschäft wie gewohnt fortgesetzt, eine Eskalation oder verstärkte Angriffe auf kritische Infrastrukturen ist nicht zu erkennen. Aber das könnte sich leicht ändern, speziell wenn es sich um Cyberkriminelle handelt, die vom russischen Staat unterstützt werden.“