Anlässlich der COVID-19-Pandemie genutzte Contact-Racing-Apps rund um die Welt haben vielfach Schwachstellen. Das zeigt ein Assessment von 40 Apps durch Forscher der Queen Mary University of London (QMUL) mit dem dafür entwickelten Tool “COVIDGuardian”.
Drei von vier Apps plaudern demnach Daten an Dritte wie Facebook oder Google aus, bei einem Großteil war auch die Verschlüsselung nicht ganz auf der Höhe.
Schnell schlecht umgesetzt
“Aufgrund der Pandemie gab es schnellen Bedarf an Contact-Tracing-Apps, um Bemühungen zur Eindämmung der Ausbreitung von COVID-19 zu unterstützen”, sagt Gareth Tyson, Lektor an der Fakultät für Elektrotechnik und Informatik der QMUL. Daher wurde schnell und wenig überraschend oft auch nicht ganz sauber programmiert. Viele der in diversen Ländern genutzten Apps enthalten also relativ gängige Sicherheitslücken. “Zu den gängigsten Risiken zählen die Nutzung veralteter Verschlüsselungs-Algorithmen und das Speichern empfindlicher Daten in Klartext”, meint Tyson.
Von den 40 mit COVIDGuardian analysierten Apps aus dem Google Play Store nutzen immerhin 72,5 Prozent der untersuchten Programme zumindest einen unsicheren Verschlüsselungsalgorithmus. Gar drei Viertel enthalten zumindest einen Tracker, der Daten an Dritte wie Facebook Analytics oder Google Firebase weitergibt. Die kirgisische App “Stop COVID-19 KG” erwies sich sogar als Malware-verseucht. Bei 13 Apps – fast einem Drittel also – mangelte es an transparenter Dokumentation, was eine tiefergehende Analyse von Risiken für die Privatsphäre verunmöglichte.
Problemzone Privatsphäre
Bei allen 27 anderen Apps stieß COVIDGuardian zumindest auf leichte potenzielle Privacy-Probleme. Das ist angesichts der Anwendung wohl nicht komplett vermeidbar, es sollen ja Kontakte zu COVID-Infizierten nachvollzogen werden. Doch wäre es technisch etwa nicht zwingend nötig, dazu persönlich identifierbare Daten an Server zu übertragen, wie das 13 Apps zumindest für als erkrankt Identifizierte tun. Das israelische “HaMagen”, das auf Standortinformation setzt, könnte es der Analyse sogar Dritten ermöglichen, Erkrankte zu identifizieren.
Die Forscher haben die Ergebnisse ihrer Analyse zunächst mit den jeweiligen Anbietern geteilt. Bei vier Apps gab es daraufhin Verbesserungen, eine wurde aus dem PlayStore entfernt.
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