Videokonferenz-Plattformen wie Zoom, Microsoft-Teams & Co. laufen seit Beginn der Corona-Pandemie auf Hochtouren. Auch Schulen greifen in Zeiten von Home-Schooling auf Meeting-Tools zurück, um digitale Lehrstunden virtuell abzuhalten. Doch durch das analoge Infektionsrisiko hat sich auch ein digitales entwickelt:
Neben Datenpannen und unzureichendem Datenschutz macht vor allem das sogenannte Zoom-Bombing Schülern und Eltern zu schaffen. Dabei klinken sich Unbekannte unerlaubt in Videochats ein, sperren Lehrkräfte aus und teilen anstößige Inhalte auf der Plattform.
Zoom ist heiß begehrt – auch für Angreifer
In den letzten Monaten gab es immer wieder Meldungen aus verschiedenen Bundesländern, dass es Fremden gelungen ist, sich in den Fernunterricht ein- und Pädagogen auszuschalten. Der Angreifer bringt dabei die Lehrstunde zeitweilig unter seine Kontrolle, beleidigt die Schüler oder zeigt ihnen beispielsweise pornographische oder gewalttätige Videos und Bilder. In Niederbayern unterwanderte ein Unbekannter den Unterricht und teilte vor den Augen einer Achtjährigen Nacktbilder eines Mannes. Auch wenn das Problem seit Beginn der Corona-Krise bekannt ist, mehren sich die Fälle.
Zoom im Home Schooling: Digitaler Bildungsstand der Lehrer entscheidend
Videokonferenz-Lösungen sind ausgesprochen praktisch, um den Distanzunterricht für Schulen am Laufen zu halten. Vor allem der Anbieter Zoom konnte ordentlich Zugewinne verbuchen: Lag die monatliche Nutzerzahl im Dezember 2019 noch bei etwa 10 Millionen, stieg sie im März 2020 bereits auf 200 und im April 2020 auf 300 Millionen Teilnehmer. Nicht zuletzt, weil das Meeting-Tool einige Vorteile gegenüber anderen Anbietern aufweist: angefangen beim Bedienkomfort hin zu einer stabilen Ton- und Bildqualität auch bei geringer Internetbandbreite. Zudem lassen sich bis zu 1.000 Teilnehmer gleichzeitig bei einer Konferenz einbinden.
Entscheidend bei der Nutzung von Video-Konferenz-Tools ist der digitale Bildungsstand der Lehrkräfte. Viele von ihnen kamen zum ersten Mal während der Corona-Pandemie mit Videochatprogrammen in Berührung, ohne jegliche Kenntnis zur Funktionalität oder zu den Sicherheitseinstellungen. Dies bleibt auch eine der größten Hürden für die Pädagogen: Nicht alle Schulportale laufen bisher rund oder bieten ein Konferenz-Tool. Bei der Auswahl und Sicherung einer solchen Lösung sind oder waren sie oftmals sich selbst überlassen.
So gehört Zoom-Bombing der Vergangenheit an
Trotz der Benefits ließen die schlechten Nachrichten nicht lange auf sich warten: Neben Zoom-Bombing gerieten vor allem die schwache Verschlüsselung und die Weitergabe von personenbezogenen Informationen der Nutzer an Facebook ohne deren Wissen in der Kritik. Dies betraf auch Anwender, die gar kein Account auf dem Sozialen Netzwerk besaßen. Zudem wurde im April letzten Jahres bekannt, dass Windows-Nutzerdaten durch eine Sicherheitslücke auslesbar waren. Auch wenn Zoom an den Stellschrauben gedreht hat, bleibt vor allem Zoom-Bombing ein Problem, solange das Programm in den Standardeinstellungen läuft. In dieser Konfiguration starten Meetings ungesichert und sind öffentlich einsehbar. So kann jeder, der die Zugangsdaten hat oder an sie gelangt, ohne Kontrolle in den Unterricht platzen. Mit veränderten Einstellungen gehört aber auch Zoom-Bombing der Vergangenheit an.
Sichere Lerngruppen – so geht’s: Tipps für Eltern und Lehrer
- Legen Sie einen Namen für einen Klassen-Chatraum fest, der nicht so leicht zu „knacken“ ist und keine Rückschlüsse auf die Schule oder Alter der Kinder ermöglicht.
- Wählen Sie die Account-Namen der Schüler so, dass sie nicht eindeutig identifizierbar sind. Verwenden Sie keinesfalls die Namen der Kinder, sondern neutrale Bezeichnungen (Teilnehmender_1).
- Die Zugangsdaten der Meetings sollten nur mit den teilnehmenden Personen geteilt werden.
- Legen Sie Regeln fest, bspw. zum Umgangston im Chat, zur anonymen Namenswahl oder was in der Unterrichtsstunde geteilt werden darf.
- Störenfriede lassen sich stumm schalten und auch die „Share“-Funktion mit den richtigen Einstellungen deaktivieren.
- Aktivieren Sie die „Warteraum“-Funktion. So kann keiner ohne Erlaubnis einfach in den Video-Chat platzen.
- Setzen Sie für jedes Meeting eine neue Meeting-ID ein und verwenden Sie nicht immer dieselben. Zoom bietet jetzt auch passwortgeschützte Meeting-IDs.
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