Ein unruhiges Jahr liegt hinter uns und auch in Bezug auf Telefonspam hielten die Leitungen nicht still. Allein über die App Clever Dialer wurden in 2023 über zwei Millionen Spam-Calls registriert. Immerhin sind das 2.028.799 Anrufe, die so bereits im Vorfeld abgeblockt werden konnten.
Doch trotz vieler Präventivmaßnahmen waren Trickbetrüger mit den verschiedensten Maschen erfolgreich – sehr zum Ärgernis der Betroffenen. Thomas Wrobel, Spam-Schutz-Experte und CTO von Clever Dialer, hat sich die Statistik einmal angesehen und die beliebtesten Betrugsmethoden aus dem vergangenen Jahr zusammengestellt.
Auf dem ersten Platz: Die Gewinnspielmasche
Aus allen gemeldeten Telefonnummern wurden die Top 20 analysiert und zeigen einen klaren Sieger: Die Gewinnspielmasche war im vergangenen Jahr mit Abstand die beliebteste Methode, um an das Geld und die sensiblen Daten der Betroffenen zu kommen. Dabei variierte die Methode zwischen einem scheinbaren Gewinn, für dessen Auszahlung es noch einen “Datenabgleich” brauchte, und einer laufenden Lotterie-Beteiligung, die nicht gekündigt worden sei. Das Spiel mit der Einschüchterung und der Leichtgläubigkeit ahnungsloser Bürger ließ die Telefonspammer kreativ werden. Auch für das neue Jahr gilt daher: Angerufene sollten niemals ihre Kontodaten oder andere sensible Informationen am Telefon preisgeben und im Zweifel lieber skeptisch sein. Wie immer gilt: Klingt es zu schön, um wahr zu sein, ist es das meistens auch
Kostenersparnis durch Stromanbieterwechsel?
Die Lebenshaltungskosten steigen und das Geld wird knapp. Da ist es verständlich, dass Verbraucher versuchen, an den kostenintensivsten Stellen zu sparen. Leider machten sich diese Not auch die dreisten Gauner am Telefon zunutze und so überrascht es wenig, dass auf dem zweiten Platz der Top 20 die sogenannte Energiekosten-Masche vertreten ist. Unter dem Vorwand eines günstigeren Stromtarifs wurden in 2023 gezielt Zählerstand und -nummer der Angerufenen abgefragt. Diese Daten können nämlich bereits ausreichen, um einen Vertragswechsel zu arrangieren. Eine weitere Variante war es, ahnungslose Bürger unter dem Deckmantel der abgeschafften Strompreisbremse zu ködern. Durch Angstmache und Druck wollten sie auch bei dieser Methode an die sensiblen Daten ihrer Gesprächspartner herankommen. Ob oder wie intensiv diese Masche auch im neuen Jahr betrieben wird, bleibt abzuwarten. Wer ernsthaft über einen Stromanbieterwechsel nachdenkt, sollte sich eigenständig und gut informieren. Außerdem ist es wichtig zu beachten, dass seriöse Anbieter weder die Zählerdaten noch sensible Informationen am Telefon abfragen.
Ungewöhnlich: Ein Streamingdienst-Anbieter ist ebenfalls in den Top 20
Überraschenderweise findet sich in den Charts auch ein seriöses Unternehmen. Demnach ist ein Streamingdienst-Anbieter von den Nutzern vermehrt als “Spam” gemeldet worden und schaffte es immerhin auf Platz zwölf der Top 20. Dieser versuchte nämlich ehemalige Abonnenten mit Daueranrufen zurückzugewinnen. Den Kommentaren nach wurden Betroffene teilweise mehrmals täglich vom Service kontaktiert. So meldete ein Verbraucher: “Es nervt mich einfach nur noch, obwohl ich die Nummer schon lange blockiert habe, rufen die täglich mehrmals an.” Dass Telefonspam nicht der richtige Weg sein kann, um ehemalige Kunden zu einem neuen Abonnement zu motivieren, liegt eigentlich auf der Hand. Tatsächlich können Unternehmen von dem offenen Feedback und den Erfahrungen, die auf solchen Plattformen geteilt werden, jedoch nur lernen. Denn wenn seriöse Anbieter direkt erfahren, wie ihre Daueranrufe auf ihre potenziellen Alt- und Neukunden wirken, überdenken sie vielleicht ihre Herangehensweise noch einmal.
2024 – Neues Jahr, alte Maschen?
Das letzte Jahr hat gezeigt, dass Telefonspam nach wie vor ein großes Problem in der Gesellschaft ist. Trickbetrüger werden nicht müde, Verbraucher mit den verschiedensten Methoden zu täuschen und sich auf ihre Kosten zu bereichern. Das zurückliegende Jahr hat aber auch gezeigt, dass sich immer mehr Menschen zur Wehr setzen. Sie sind aufgeklärter und hinterfragen die Absichten der Anrufer viel eher. Auch in Zukunft müssen Angerufene achtsam sein – insbesondere, wenn Unbekannte nach sensiblen Informationen fragen. Erste Daten aus 2024 zeigen, dass die bekannten Maschen auch weiterhin genutzt werden und es ist davon auszugehen, dass sich daran zunächst einmal nichts ändert. Es bleibt also nach wie vor wichtig, sich zu schützen, etwa durch Warn-Apps oder durch das Teilen von Erfahrungen mit anderen Betroffenen. Egal ob Gewinnspiel, Energiekosten oder eine völlig neue Masche, Verbraucher stehen Telefonspam nicht machtlos gegenüber.
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