Mit wachsenden Datenmengen wird die Gewährleistung der Datensicherheit zunehmend komplexer. Welche Lösungsansätze sind heute für Unternehmen relevant, insbesondere für solche mit hohem Sicherheitsbedarf?
Gernot Hofstetter, Co-Geschäftsführer von Yorizon und Experte für Cloud-Technologien, erläutert die entscheidenden Faktoren für Rechenzentren und Cloud-Lösungen.
Immer neue Applikationen und Updates, Künstliche Intelligenz, fortschreitende Automatisierung und Digitalisierung: Die kontinuierlich wachsenden Datenmengen stellen Unternehmen wie auch Kommunen in puncto Datensicherheit beinahe täglich vor neue Herausforderungen.
In einer Zeit, in der Cyberangriffe und Datenschutzverletzungen an Komplexität und Häufigkeit zunehmen und zugleich die Regulatorik strenger wird, wird es für Unternehmen gleichzeitig immer schwieriger, den Überblick zu behalten, um hohe Sicherheitsstandards zu gewährleisten. Insbesondere Unternehmen, die mit besonders sensiblen Daten arbeiten, wie etwa in der Finanzbranche oder dem Gesundheitswesen, benötigen Lösungen, die nicht nur in Sachen Tech-Stack auf dem neusten Stand sind, sondern auch rechtliche Konformität sicherstellen.
Denn Unternehmen müssen heute nicht nur Datenschutzgesetze wie die DSGVO stringent befolgen, sondern auch die steigenden Anforderungen wie beispielsweise die NIS-2 Richtlinie und den Cyber Resilience Act berücksichtigen. Hinzu kommen Standards und Empfehlungen von ISO und BSI, denen sie ebenfalls gerecht werden müssen.
Datensouveränität bietet dabei nach wie vor den „Königsweg“, die Integrität der Daten in einer zunehmend digitalisierten Welt nachhaltig zu schützen.
Europäische Standards und Datensouveränität als Fundament
Auch wenn die hohen Sicherheitsanforderungen im europäischen Rechtsraum für Unternehmen herausfordernd sein mögen, sehen viele sie auch als Standortvorteil. Mit Partnern, die den Regeln dieses Rechtsraums Folge leisten müssen, kann man sich darauf verlassen, dass auch sie die strengen Richtlinien und höchste Standards einhalten.
Ein zentraler Punkt für die Sicherheit der Daten ist dabei der Standort, wo die Daten geografisch gespeichert werden. Eine lokale Speicherung von Daten auf Servern im EU-Raum stellt sicher, dass sie jederzeit unter europäischer Rechtshoheit bleiben. Dies ermöglicht Unternehmen Compliance-Sicherheit, während gleichzeitig der Datenschutz auf höchstem Niveau gewährleistet bleibt.
Cloud-Architekturen und Sicherheitsanforderungen: On Prem-, Hybrid-, Multi- und Poly-Cloud-Lösungen
Sogenannte On-Prem-Lösungen bieten das höchste Maß an Datensouveränität, weil Unternehmen und Organisationen so die volle Kontrolle über ihre Daten und Infrastruktur innehaben. Sie können selbst entscheiden, wo und wie ihre Daten gespeichert und verarbeitet werden, und sind nicht auf die Sicherheitspraktiken und Richtlinien von Drittanbietern angewiesen. Jedoch sollten bei dieser Lösung die Kosten, operativen Herausforderungen und die Möglichkeiten zukünftiger Skalierbarkeit im Blick behalten werden.
On-Prem Lösungen sind dementsprechend nicht für jede Organisation umsetzbar oder auch ideal. Für viele ist außerdem trotz der Sicherheitsansprüche Flexibilität ein entscheidender Faktor. Hybrid-, Multi- und Poly-Cloud-Systeme können Unternehmen eine flexible Infrastruktur bieten, die es ihnen ermöglicht, unterschiedliche Cloud-Dienste zu kombinieren und so auf ihre spezifischen Anforderungen einzugehen.
Um auch bei Cloud-Lösungen höchste Sicherheitsanforderungen zu erfüllen, können SCS-konforme Open-Source-Lösungen ein Weg sein, die Kontrolle über die eigenen Daten zu behalten. Auch europäische Software-Lösungen unterstützen bereits nahtlos Hybrid-, Multi- und Poly-Cloud-Architekturen. Diese Varianten des Cloud-native Ansatzes ermöglichen es, die Datenarchitektur dynamisch zu skalieren und dabei volle Kontrolle und Sicherheit zu bewahren.
In jedem Falle lohnt es sich für Unternehmen langfristig, heute darauf zu achten, dass die Datenkontrolle in ihren Händen bleibt und sie nicht von Drittanbietern abhängig werden, unabhängig davon, ob ihre Daten in lokalen Rechenzentren oder in der Cloud gespeichert werden.
Zukunftsfähige Rechenzentren: Lokale Edge-Lösungen und hohe Verfügbarkeit
Um auch bei Cloud-Lösungen die Standorte der Datenspeicherung an hohen Sicherheitskriterien zu orientieren, bieten dezentrale Edge-Rechenzentren diverse entscheidende Vorteile. Sie ermöglichen eine erhöhte Datensicherheit, da sie Daten vor Ort verarbeiten und somit Risiken durch Dritte, wie etwa die Interception von Daten über zentrale Rechenzentren, minimieren. Gleichzeitig profitieren die Nutzer von einer hohen Verfügbarkeit und niedrigen Latenz.
Kompakte Edge-Rechenzentren ermöglichen es zudem, die gesamten Infrastruktur gegen unbefugte Zugriffe zu schützen. Hierbei spielt die physische Sicherheit eine ebenso große Rolle wie die digitale. Die physische Sicherheit basiert beispielsweise auf einer abgeschlossenen Gebäudeinfrastruktur, die externe Zugriffe strikt verhindert und somit die Integrität der Daten schützt. Die Verwendung von Notstromaggregaten, idealerweise mit regenerativen und örtlichen Energiequellen betrieben, kann zudem sicherstellen, dass die Rechenzentren auch bei unerwarteten Ereignissen wie Stromausfällen weiterhin betriebsbereit und sicher bleiben.
Zero Trust und Verschlüsselung: Sicherheitsprinzipien für die Zukunft
Eine der effektivsten Sicherheitsstrategien, die in der modernen IT-Infrastruktur zunehmend zum Standard wird, ist das Zero Trust-Prinzip. Zero Trust bedeutet, dass in einem Netzwerk niemals automatisch Vertrauen gewährt wird – weder Benutzern noch Geräten. Jede Anfrage wird unabhängig vom Standort und der Authentifizierung überprüft, bevor ein Zugriff auf Systeme gewährt wird. Dies stellt sicher, dass unbefugte Zugriffe auch bei einem potenziellen Sicherheitsvorfall weitestgehend vermieden werden.
Ein weiteres wesentliches Sicherheitsmerkmal sind Verschlüsselungstechnologien auf allen Ebenen der IT-Infrastruktur. Daten, die in Rechenzentren gespeichert oder über Netzwerke übertragen werden, müssen durch resistente Verschlüsselungstechniken geschützt werden. Hier können verschiedene Ebenen mit einbezogen werden, zum Beispiel die Verschlüsselung auf der Festplatte als auch die Verschlüsselung von Kommunikationskanälen. Auf diese Weise wird die Vertraulichkeit der Daten auch dann gewährleistet, wenn ein potenzieller Angriff versucht, in das System einzudringen.
Vorausschauende Wartung und Monitoring: Prävention statt Reaktion
Ein weiterer Aspekt, der die Datensicherheit langfristig gewährleistet, ist die vorausschauende Wartung. Durch kontinuierliches Monitoring werden potenzielle Sicherheitsrisiken frühzeitig erkannt und können behoben werden, bevor sie zu größeren Störungen führen. Dies reduziert nicht nur das Risiko eines Sicherheitsvorfalls, sondern stellt auch sicher, dass die Verfügbarkeit der IT-Systeme jederzeit gewährleistet ist.
Für ein umfassendes IT-Sicherheitskonzept sollten sowohl Standort, Hardware, Software, aber eben auch Produkte, Prozesse und Partner sowie weitere, individuell von der jeweilig benötigten IT-Lösung abhängige Parameter im Blick behalten werden. Die kontinuierliche Integration von Best Practices und die sorgfältige Auswahl auf allen Ebenen ermöglicht es, Risiken zu minimieren und die konsistente Qualität der Lösungen zu gewährleisten.
Fazit: Datensicherheit als strategischer Erfolgsfaktor
Mit der fortschreitenden Digitalisierung und den wachsenden Datenmengen müssen Unternehmen neue Wege finden, um den höchsten Sicherheitsanforderungen gerecht zu werden. Der Schutz von Daten sollte als ganzheitliches Konzept betrachtet werden, das sowohl technische als auch organisatorische Maßnahmen umfasst. Ansätze wie Zero Trust, Verschlüsselung, Open-Source-Software und lokale Edge-Rechenzentren sind grundlegende Bausteine, die Unternehmen den Weg bahnen, um europäischen Datenschutzstandards und auch zukünftigen Anforderungen an die Datensicherheit gerecht zu werden.
Eine vorausschauende, ganzheitliche Denkweise, die kontinuierliche Verbesserung der Sicherheitsinfrastrukturen sowie die passenden, verlässlichen Partner sind entscheidend, um für die individuellen Bedürfnisse eine nachhaltig sichere, skalierbare und datenschutzkonforme Lösung zu schaffen. Insbesondere die Wahl der Partner kann hier enorme Erleichterung bieten: Haben die Partner ein ähnliches Interesse, europäischen Standards zu genügen, zieht man gemeinsam kurz- und langfristig an einem Strang.