Cybersecurity

Warum Patches nicht das ultimative Ziel sind

Patch

Die Vorstellung, dass das Patchen von Sicherheitslücken Unternehmen vollständig absichert, ist weit verbreitet. Doch in der Praxis zeigt sich, dass dies weder einfach noch ausreichend ist. Unternehmen stehen vor zahlreichen Herausforderungen, die verhindern, dass jede gefundene Schwachstelle sofort behoben wird.

Ressourcenmangel, Betriebsunterbrechungen und die schiere Menge an Schwachstellen machen eine vollständige Absicherung nahezu unmöglich.

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Herausforderungen beim Patch-Management

Die Flut an Schwachstellen

Jedes Jahr steigt die Zahl gemeldeter Sicherheitslücken drastisch an. Die National Vulnerability Database (NVD) verzeichnet zehntausende neue Einträge. IT-Sicherheitsteams müssen entscheiden, welche Schwachstellen priorisiert werden, da es schlicht nicht realistisch ist, jede einzelne sofort zu patchen.

Betriebsunterbrechungen durch Patching

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Jedes Update bringt Risiken mit sich: Es erfordert Testphasen und kann zu unerwarteten Systemausfällen führen. Besonders geschäftskritische Systeme können nicht einfach auf Verdacht heruntergefahren werden, was den Prozess des Patchens verkompliziert.

Begrenzte Ressourcen

Sicherheitsteams stehen unter hohem Druck und haben oft nicht die Kapazitäten, jede Schwachstelle sofort zu beheben. Neben dem Patch-Management müssen sie sich um Bedrohungsanalysen, Incident Response und Schulungen kümmern. Hier Prioritäten zu setzen, ist entscheidend.

Warum 100 % Patching kein realistisches Ziel ist

Viele Unternehmen verfolgen das Ideal eines lückenlosen Patch-Managements. Doch dieser Ansatz ist nicht nur unrealistisch, sondern auch ineffizient.

„100%iges Patching sollte nicht das Ziel sein,“ erklärt Andy Grolnick, CEO des Sicherheitsunternehmens Graylog. „Die Realität sieht so aus: Jede Schwachstelle zu patchen ist nicht nur unpraktisch, sondern auch unnötig. Bei der Sicherheit geht es nicht um Perfektion, sondern um die Festlegung von Prioritäten. Es ist besser, sich auf die Schwachstellen zu konzentrieren, die für die Risikolage Ihres Unternehmens wirklich wichtig sind.“

Unternehmen sollten daher einen risiko-basierten Ansatz verfolgen, anstatt jede gefundene Schwachstelle ungefiltert zu beheben. Angreifer konzentrieren sich auf die wertvollsten Unternehmensressourcen – genau dort sollte auch der Fokus beim Patchen liegen.

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Laufzeitkontext: Mehr als nur statische Schwachstellenbewertung

Statische Schwachstellenanalysen zeigen lediglich, wo potenzielle Sicherheitslücken bestehen. Sie beantworten jedoch nicht die viel wichtigere Frage: Werden diese Schwachstellen tatsächlich aktiv ausgenutzt?

„Hier kommt ein anlagenbasierter Risikoansatz ins Spiel. Mit unserer SIEM/TDIR Plattform ermitteln wir eine Risikobewertung, die auf realen Aktivitäten und Schwachstellendaten basiert. Dabei helfen wir Fragen zu beantworten wie: Wird die anfällige Anlage aktiv angegriffen? Kommuniziert sie mit bekannten bösartigen IPs? Finden auf dem System ungewöhnliche Prozesse oder Verhaltensweisen statt? Dieser Echtzeit-Einblick hilft Unternehmen, die Schwachstellen zu priorisieren, die Angreifer tatsächlich ausnutzen,“ erläutert Grolnick.

Ein solcher Ansatz ermöglicht es Unternehmen, sich nicht nur auf potenzielle, sondern auf reale Bedrohungen zu konzentrieren.

Echte Bedrohungserkennung statt blindes Patchen

Das ultimative Ziel der Cybersicherheit ist nicht das Schließen jeder erdenklichen Schwachstelle, sondern die Verhinderung realer Angriffe. Unternehmen benötigen Werkzeuge und Strategien, die ihnen helfen, Angriffe in Echtzeit zu identifizieren und darauf zu reagieren.

Patchen bleibt ein wichtiges Element der IT-Sicherheit, aber es darf nicht zur alleinigen Strategie werden. „Die Jagd nach 100 % Patches ist so, als würde man alle Fenster im Haus verschließen, während der Einbrecher durch die Vordertür einsteigt.“ Unternehmen sollten daher darauf fokussieren, ihre Umgebung zu verstehen, kritische Schwachstellen gezielt zu beheben und vor allem echte Gefahren frühzeitig zu erkennen und zu neutralisieren. Ein intelligentes Risikomanagement mit Laufzeitkontext ist hierbei der entscheidende Faktor für eine effektive Cybersicherheitsstrategie.

Pauline Dornig

Pauline

Dornig

Online-Redakteurin

IT Verlag GmbH

Pauline Dornig verstärkt seit Mai 2020 das Team des IT Verlags als Online-Redakteurin. (pd)
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