Viele Unternehmen gehen immer noch davon aus, dass die Datensicherheit in der Verantwortung ihres Cloud-Anbieters liegt. Sie denken, dass der Anbieter alle Aspekte der Data Protection, einschließlich der Sicherung und Wiederherstellung der Daten, übernimmt. Das ist ein gefährlicher Irrtum, der zu einem trügerischen Sicherheitsempfinden führt.
Denn es liegt es in der Eigenverantwortung des Kunden, einen Cloud-Dienst vernünftig zu nutzen und sicherzustellen, dass man vor möglichen Katastrophen geschützt ist.
Auch wenn Cloud-Anbieter Maßnahmen zum Schutz der Daten ihrer Kunden ergreifen, liegt die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass seine Daten mit einem Backup gesichert werden und wiederherstellbar sind, letztlich beim Kunden. Cloud-Anbieter können nicht alle Faktoren kontrollieren, die zu einem potenziellen Datenverlust führen können, wie z. B. Benutzerfehler, Hardwareausfälle, Naturkatastrophen oder böswillige Angriffe. Im heutigen digitalen Business sind Daten das Lebenselixier eines Unternehmens. Sie zu verlieren, kann katastrophale Folgen haben. Es kann zum Verlust von Kunden, der Reputation, des Umsatzes und letztlich des Unternehmens selbst führen. Und Datenverluste kommen tatsächlich vor. Eine von der Enterprise Strategy Group durchgeführte Studie zeigt, dass 81 Prozent der Microsoft-365-Nutzer Daten wiederherstellen mussten, aber nur 15 Prozent alle Daten tatsächlich wiederherstellen konnten. Experten prognostizieren, dass mehr als 70 Prozent der Unternehmen aufgrund von Datenverlusten bei SaaS-Anwendungen Geschäftsunterbrechungen erleiden werden.
Unternehmen sollten sich bewusst machen, dass ein großer SaaS-Ausfall jederzeit passieren kann. Spätesten bei einem Zusammenbruch der Serverfarm eines Cloud-Anbieters, verursacht zum Beispiel durch eine Naturkatastrophe, ist klar, dass Datensicherung und -schutz ganz oben auf der Agenda stehen müssen.
Die gute Nachricht ist, dass immer mehr Unternehmen erkennen, dass auch sie von einem Datenverlust betroffen sein könnten und es in ihrer Verantwortung liegt, die Daten wiederherzustellen. Das bestätigt eine Studie von Arcserve: Auf die Frage, wer im Falle eines Angriffs oder Datenverlusts für die Wiederherstellung von Daten und Anwendungen in einer öffentlichen Cloud zuständig ist, antworteten weltweit 56 Prozent der Befragten, dass dies in ihrer Verantwortung liegt und 44 Prozent gaben an, dass dies die Aufgabe ihres Cloud-Anbieters sei. Die Meinungen in den deutschen Unternehmen sind etwas schlechter – weniger als die Hälfte (46 Prozent) erkennen die Verantwortung für die Daten auf ihrer Seite, 54 Prozent meinen es sei die des Anbieters. Zu viele IT-Entscheidungsträger verlassen sich beim Datenschutz nach wie vor auf ihre SaaS-Anbieter. Das muss sich ändern. Genauso wie man das Haltbarkeitsdatum auf einer Packung Eier prüft, bevor man sie kauft, müssen angemessene Schutzmaßnahmen für die eigenen Daten in der Cloud ergreifen werden.
Drei Strategien helfen, die notwendige Datensicherheit zu gewährleisten – auch wenn einem Cloud-Anbieter eine Katastrophe widerfährt:
1. Due-Diligence-Prüfung
Der Cloud-Anbieter sollte einige wichtige Fragen beantworten, um sicherzustellen, dass er die Sicherheit und Business Continuity für das Unternehmen gewährleisten kann. Welche Maßnahmen hat der Anbieter für Business Continuity und eine Notfallwiederherstellung getroffen? Wie lauten die Service-Level-Standards für die Betriebszeit? Ist der Dienst beispielsweise so ausgelegt, dass er zu 99 Prozent oder 99,999 Prozent der Zeit betriebsbereit ist?
Ein kleiner Unterschied kann sich erheblich auswirken: 99,999 Prozent bedeuten minimale Ausfallzeiten, während 99 Prozent mehrere Tage Unterbrechung pro Jahr bedeuten. Umso wichtiger ist es zu fragen, ob der Anbieter Datensicherungsdienste anbietet. Wenn ja, sind diese im Abonnement inbegriffen, oder muss sich das Unternehmen über einen Drittanbieter zusätzlich absichern? Wie einfach ist es, bei Bedarf zu einem anderen Cloud-Anbieter zu wechseln? Dies sollte unbedingt berücksichtigt werden, da ein Wechsel des Anbieters mitunter mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden sein kann.
2. Backup-Plan
Der Brand im Rechenzentrum von OVHcloud in Frankreich im Jahr 2021 hat die potenziellen Risiken für Daten in der Cloud deutlich gemacht. Der Vorfall betraf viele Webseiten, darunter Regierungsbehörden, E-Commerce-Unternehmen und Banken, und führte in einigen Fällen zu schmerzhaften Datenverlusten. Während ein Großteil der Daten gesichert und wiederhergestellt werden konnte, waren andere Informationen für immer verloren.
Ein guter Sicherungs- und Wiederherstellungsplan ist unerlässlich, um Daten im Falle einer Naturkatastrophe oder menschlichen Versagens zu schützen. Teil eines Plans sollte es sein, eine Betriebsunterbrechung zu simulieren, um die Wiederherstellungsfähigkeit zu testen und zu bewerten. Wichtig ist auch, die Backup-Images regelmäßig zu testen, um mögliche Probleme zu erkennen und zu beheben, bevor sie auftreten. Im Katastrophenfall ist es entscheidend, dass die gesicherten Daten verfügbar sind und schnell wiederhergestellt werden können.
Der Brand bei OVHcloud ist ein Beispiel dafür, wie wichtig es ist, einen Wiederherstellungsplan zu haben. Kunden, die zum Zeitpunkt des Brandes über einen Plan verfügten, konnten den Schaden schneller minimieren und einen dauerhaften Datenverlust vermeiden.
3. Unveränderbarer Speicher
Bei der Bewertung von Cloud-Dienstleistern gilt es darauf, dass der Anbieter unveränderbaren Speicher anbietet. Die Unveränderbarkeit bezeichnet die Art der Speicherung, bei der Daten – sobald sie geschrieben wurden – nicht mehr geändert oder gelöscht werden können. Jegliche Änderungen müssen durch das Schreiben neuer Daten erfolgen. Die unveränderliche Speicherung schützt die Datenintegrität und gewährleistet, dass die Daten im Laufe der Zeit unverändert erhalten bleiben.
Im Falle eines Ransomware-Angriffs versuchen Angreifer beispielsweise die Daten zu verschlüsseln oder zu löschen, um den Betrieb eines Systems zu stören oder ein Lösegeld zu erpressen. Wenn das Unternehmen aber beim Backup unveränderlichen Speicher verwendet, können die Angreifer diese Daten nicht ändern oder löschen. Das Unternehmen kann sich damit von einem solchen Angriff schnell erholen, selbst wenn es den Angreifern gelungen ist, die Daten auf anderen Speichern zu verschlüsseln oder löschen.
Auch im Falle eines Systemausfalls kann unveränderlicher Speicher hilfreich sein, da er Unternehmen den Zugriff auf eine Kopie ihrer Daten ermöglicht. Das ist vor allem dann wichtig, wenn der Ausfall auf einen Hardware- oder Softwarefehler zurückzuführen ist, denn in einem solchen Fall ist es schwierig oder sogar unmöglich, auf die auf dem betroffenen System gespeicherten Daten zuzugreifen.
Unveränderlicher Speicher ist deshalb ein Muss. Die Wahl eines Cloud-Anbieters ohne unveränderlichen Speicher ist wie die Anmietung eines Autos ohne Ersatzreifen. Genauso wie ein Ersatzreifen für jede lange Autofahrt unerlässlich ist, ist unveränderlicher Speicher für eine zuverlässige und belastbare Cloud-Infrastruktur obligatorisch. Ohne unveränderlichen Speicher ist ein Unternehmen anfällig für Datenverluste oder -beschädigungen durch externe Bedrohungen oder Systemausfälle.
Fazit
Die Fülle an wichtigen Dokumenten, Aufzeichnungen und Mitteilungen, die heute in der Cloud gespeichert sind, bedeutet, dass Datenverluste keine Option sind. Unternehmen müssen alle unternehmenskritischen Daten sichern und sicherstellen, dass diese vollständig wiederherstellbar sind. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu verstehen, dass ein Cloud-Anbieter nicht für die Sicherung und den Schutz der Daten seiner Kunden verantwortlich ist. Im Bereich der Datensicherheit in der Cloud ist es ratsam, auf das Beste zu hoffen und auf das Schlimmste vorzubereitet zu sein. Ein solider Plan stellt sicher, für alle Eventualitäten gerüstet zu sein.