Auch im Jahr 2025 bleibt das Wohlbefinden der Mitarbeitenden ein zentrales Thema auf der Agenda europäischer Personalverantwortlicher – jedoch mit abnehmender Dringlichkeit.
Laut der aktuellen Studie „HR & Payroll Pulse“ von SD Worx haben sich die Prioritäten im Personalmanagement leicht verschoben, während bekannte Herausforderungen wie Fachkräftemangel und psychische Belastungen weiter zunehmen.
Der Wandel der Prioritäten: Was bewegt Europas Personalabteilungen?
Die klassischen HR-Baustellen – Wohlbefinden, Bindung und Rekrutierung – dominieren weiterhin die Diskussion. Doch ihre Gewichtung verändert sich: Nur noch 28 Prozent der Arbeitgeber betrachten das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden als größte Herausforderung. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 37 Prozent. Trotzdem bleibt es das meistgenannte Thema – besonders in Ländern wie Kroatien, Norwegen und Slowenien.
Es folgen Mitarbeiterbindung (25 Prozent) und die Rekrutierung neuer Talente (24 Prozent). Beide Themen büßten im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls an Bedeutung ein – ein Rückgang, der darauf hindeutet, dass Arbeitgeber diese Felder zunehmend als besser steuerbar empfinden oder andere Themen an Relevanz gewinnen.
Nationale Unterschiede: Deutschlands eigene HR-Schwerpunkte
In Deutschland zeigt sich eine andere Reihenfolge: Hier rangiert die Mitarbeiterbindung mit 32 Prozent auf Platz eins. Flexible Arbeitsmodelle (28 Prozent) und der Bereich „Vergütung und Sozialleistungen“ (26 Prozent) folgen dicht dahinter. Das Thema Mitarbeiterwohlbefinden (22 Prozent) fällt in der Bundesrepublik auf Platz vier zurück, vor der Rekrutierung (21 Prozent).
Ein Aspekt gewinnt hingegen europaweit an Bedeutung: Die „Vergütung und Sozialleistungen“ steigen von 21 auf 22 Prozent – ein kleiner, aber bemerkenswerter Anstieg, der das Thema erstmals unter die Top fünf der wichtigsten HR-Herausforderungen bringt. Damit verdrängt es Aspekte wie Weiterbildung und Umschulung aus den vorderen Rängen.
Neue Sorgen: Rechtssicherheit und interne Mobilität
Während die Priorität klassischer Themen etwas abnimmt, treten andere Herausforderungen stärker in den Vordergrund. 17 Prozent der befragten Arbeitgeber benennen die Einhaltung arbeitsrechtlicher Vorgaben als zunehmend kritische Aufgabe – ein Plus von drei Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Auch die Optimierung der Lohn- und Gehaltsabrechnung (14 Prozent) sowie das Karrieremanagement und die interne Mobilität (13 Prozent) erfahren wachsende Aufmerksamkeit.
Mentale Gesundheit unter Druck – vor allem bei Jüngeren
Besorgniserregend sind die Zahlen zur psychischen Belastung in deutschen Unternehmen: 60 Prozent der Arbeitnehmenden empfinden ihre Tätigkeit als stressig oder belastend. Besonders junge Beschäftigte unter 25 Jahren sind betroffen – 46 Prozent von ihnen berichten von hohem Stress. In der Altersgruppe 25+ steigt der Wert sogar auf 57 Prozent.
Die Folgen sind konkret: „Fast jede fünfte beschäftigte Person (18 Prozent) fiel im vergangenen Jahr aufgrund mentaler Probleme aus“, heißt es in der Studie. Am stärksten betroffen sind die unter 35-Jährigen – hier war es ein Viertel aller Mitarbeitenden. In der Altersgruppe der 50- bis 64-Jährigen lag der Wert immerhin noch bei elf Prozent.
Der Druck steigt: Fachkräftemangel als Dauerbaustelle
Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften bleibt eine spürbare Realität. Zwar ist die Wechselbereitschaft vergleichsweise gering – nur 13 Prozent der Beschäftigten suchen aktiv nach einem neuen Arbeitgeber, weitere 13 Prozent streben einen internen Wechsel an –, doch der Personalmangel ist in vielen Teams deutlich spürbar. 44 Prozent der Arbeitnehmenden berichten von Engpässen, bei den Arbeitgebern liegt dieser Wert sogar bei 46 Prozent. Und der Blick in die Zukunft ist wenig optimistisch: Mehr als die Hälfte der befragten Arbeitgeber (53 Prozent) rechnet mit einer weiteren Verschärfung der Lage.
Interne Mobilität: Potenzial für Wandel und Wachstum
In dieser angespannten Lage könnten Unternehmen verstärkt auf ihre vorhandenen Ressourcen setzen – durch Förderung interner Mobilität.
„Interne Mobilität ermöglicht es Unternehmen, Talente in einem angespannten Arbeitsmarkt zu halten und weiterzuentwickeln“, betont Jan Laurijssen, HR-Botschafter bei SD Worx. Er sieht darin einen strategischen Schlüssel, um dem Fachkräftemangel zu begegnen: „Über zehn Prozent der Beschäftigten suchen aktiv eine neue Position innerhalb ihres Unternehmens – eine Chance für beide Seiten, langfristige und nachhaltige Karriereperspektiven zu schaffen.“
Gezielte Laufbahnberatung und Weiterbildungsangebote könnten laut Laurijssen nicht nur individuelle Entwicklung fördern, sondern auch eine wachstumsorientierte Unternehmenskultur stärken. „So stärken Unternehmen sowohl ihre Agilität als auch ihre Attraktivität in einer sich wandelnden Arbeitswelt“, so der Experte.