Der Wunsch, anderen vorauszueilen, kann Mitarbeitende zu beispiellosen Höhenflügen in Sachen Innovation, Produktivität und Erfolg anspornen. Er kann aber auch den Ruf von Einzelpersonen, Teams und Organisationen zerstören.
Die Fachleute von Hogan Assessments haben die Vorteile und Fallstricke des Wettbewerbs am Arbeitsplatz ermittelt und geben Tipps dazu, wie diese Energie positiv kanalisiert werden kann.
Die positiven Seiten des Wettbewerbs am Arbeitsplatz
Wettbewerb ist nicht notwendigerweise etwas Negatives. Tatsächlich hängen der Erfolg und das Überleben von Organisationen in vielerlei Hinsicht von den Mitarbeitenden ab, die ihren Ehrgeiz zum Nutzen der Organisation einbringen. So kann beispielsweise der Wettbewerb zwischen zwei Teams desselben Unternehmens zu Innovationen durch qualitativ hochwertigere Produkte und Dienstleistungen führen, da die Teams nach Perfektion streben. Auch der externe Wettbewerb ist für den Erfolg eines Unternehmens von entscheidender Bedeutung, da Mitarbeitende und Führungskräfte um Märkte, Umsätze oder den Ruf der Marke konkurrieren. In diesem Zusammenhang entscheidet das Streben einer Führungskraft nach Macht oft über Erfolg oder Misserfolg der gesamten Gruppe.
Auf einer persönlicheren Ebene können Mitarbeitende auch davon profitieren, wenn sie ihren Wettbewerbsvorteil intern nutzen. „Sich selbst zu übertreffen, kann ein äußerst wirksames Motivationstool sein, das Mitarbeitende dazu anspornt, sich zu verbessern und in ihren Aufgabenbereichen immer besser zu werden. Diese Energie kann dadurch positiv kanalisiert werden, dass man den Mitarbeitenden persönliche Ziele setzt und Anreize bei Erreichen dieser Ziele bietet. Für Manager ist es wichtig, Szenarien hervorzuheben und zu belohnen, die einen positiven Wettbewerb am Arbeitsplatz möglich machen“, erklärte Dr. Ryne Sherman, Chief Science Officer bei Hogan Assessments und Co-Host des The Science Of Personality Podcast.
Die Fallstricke eines wettbewerbsorientierten Arbeitsplatzes
Es gibt allerdings verschiedene Probleme, die auch durch den Wettbewerb am Arbeitsplatz entstehen können. Wettbewerb kann bei den Mitarbeitenden zu überzogenen Erwartungen und Fehlern führen, und auch dazu, dass sie bei ihrer Arbeit Abkürzungen nehmen. Eine zu starke Fokussierung auf den externen Wettbewerb könnte auch das Risiko erhöhen, das Teams oder das Management einzugehen bereit sind, um Ziele zu erreichen, und das könnte das gesamte Unternehmen gefährden. Zudem könnte dies auch zu ernsthaften Problemen unter den Teammitgliedern führen, wodurch ein toxisches Arbeitsumfeld entstehen könnte, wenn der Ehrgeiz und der Wettbewerbsgeist dieser Mitarbeitenden nicht entsprechend thematisiert werden.
„Führungskräfte müssen sicherstellen, dass sie mit den Einstellungen und dem Wettbewerbsgeist, die sie in ihrem Team fördern, umgehen können. Ein schlechtes Management der Wettbewerbskultur eines Teams könnte langfristig die Produktivität beeinträchtigen, anstatt Wachstum und Innovation zu fördern“, so Dr. Ryne Sherman. Führungskräfte müssen sich potenzieller zwischenmenschlicher Probleme bewusst sein, die sich zwischen Teammitgliedern in einem risikoreichen und wettbewerbsorientierten Umfeld entwickeln können, da diese Probleme sowohl die Arbeitsleistung unter Einzelnen als auch des gesamten Teams beeinträchtigen könnten.
Wie man die richtige Balance findet?
Das richtige Balance zu finden, ist der Schlüssel zum Umgang mit Wettbewerb am Arbeitsplatz. Der erste Schritt, dies in den Griff zu bekommen, besteht darin, zu verstehen, warum wir miteinander wetteifern. „Warum wir am Arbeitsplatz in einem Wettstreit stehen, hängt oft stark mit unseren Werten zusammen. Eine Möglichkeit über die Beziehung zwischen unseren Ambitionen und Werten nachzudenken, ist, worum wir wetteifern. Einige wetteifern vielleicht um ein höheres Gehalt oder einen Bonus, während andere den Wettbewerb nutzen, um ihren Ehrgeiz zu befeuern. Reibungen zwischen Teams können oft auf kollidierende persönliche Ziele zurückzuführen sein“, merkte Dr. Ryne Sherman an und fügte hinzu: „Persönlichkeitsbewertungen können Einzelpersonen dabei helfen, zu erkennen, warum sie das Bedürfnis verspüren, sich zu messen, und Führungspersonen, gesunde Wege zur Kanalisierung des Wettbewerbs zu finden.
Ein weiterer wesentlicher Schritt besteht darin, Vertrauen und einen sicheren Raum zu schaffen, in dem die Wettbewerbsregeln von allen Beteiligten respektiert werden können, bevor man sich für eine Form des Wettbewerbs am Arbeitsplatz entscheidet. Wenn sich Führungspersonen die Zeit nehmen, ein solches vertrauensvolles Umfeld zu schaffen, können negative Auswirkungen eher vermieden werden, und es wird ein respektvolles und offenes Gefühl der Zusammenarbeit gefördert. Eine fairer Wettbewerb ist auch für den Erfolg von entscheidender Bedeutung. „Einzelpersonen erbringen die beste Leistung, wenn der Wettbewerb eng ist. Mit anderen Worten, wenn sie gegen ihresgleichen antreten. Wenn passende Gruppen gegeneinander antreten, sind die Mitarbeitenden motivierter, da ihre Gewinnchancen gefühlsmäßig realistischer sind. Damit ein Wettbewerb produktiv ist, müssen Führungspersonen darauf achten, Teams zusammenzustellen, die auf ähnlichem Niveau sind“, so das Fazit von Dr. Ryne Sherman.
(pd/Hogan Assessments)