„Höher, schneller, weiter: Der digitale Wandel verändert die Gesellschaft in einer unglaublichen Geschwindigkeit. Im heutigen Business sieht sich die Führungskraft mindestens einmal am Tag verpflichtet, vom Buzzword ‚Disruption‘ sprechen zu müssen, um ihre Wirtschaftskompetenz oder Zukunftsorientierung zu unterstreichen.
Und selbst unter Start-ups scheint keine Workshop-Ankündigung ohne ein verheißungsvolles Vokabular, das Erfolgszuversicht vermittelt, auszukommen. Doch nicht nur ein immer schnelleres Tempo, sondern auch ständige Erneuerung spielt in der aktuellen Entwicklung der Arbeitswelt eine zentrale Rolle. Zudem steigen die Ansprüche an moderne Technologien ins Unermessliche. Die Digitalisierung nimmt in den Medien und Unternehmen daher einen immer größeren Raum ein.
Um den Anschluss an diese Entwicklung zu behalten, scheinen die Menschen dazu verleitet, ihr eigenes Leben und dessen Rhythmus genauso rasant zu gestalten.
Changeprozesse notwendig
Flexibel, agil und in ständig wechselnden Teams immer die eigene Rolle findend – zudem bereit, sich selbst und seine Arbeit nach Bedarf täglich zu erneuern und zu wandeln: Die Dynamik, mit der Unternehmen versuchen zurechtzukommen, prägt gleichzeitig die Erwartungshaltung an den Mitarbeiter. So könnte kurz und knapp eine gängige Vorstellung des idealen Mitarbeiters lauten. Kein Wunder, dass für den modernen ‚way of living‘ Yoga, Fitness-Apps und Ernährungsratgeber zum guten Ton gehören. Trotz dieser – durchaus fragwürdigen – Methoden für einen Ausgleich steigen nach wie vor die Ausfallquoten beispielsweise aufgrund eines Burn-outs. Eine Entwicklung, die nun schon viele Jahre zu denken geben muss. Wir leben in einem Zeitalter der Extreme. Angestellte sollten aus diesem Grund lernen, dass die Digitalisierung die Art zu leben und zu arbeiten weiter verändern wird. Deshalb verlangt der Wandel ein grundlegendes Hinterfragen und das Finden von neuen Rollen.
Mehr als nur ein Großraumbüro
Selbstständigkeit, Handlungsfreiheit und Teilhabe an der Gemeinschaft stellen die zentralen Ziele der neuen, digitalen Arbeitswelt dar. Hierarchien lösen sich zunehmend auf, Strukturen wie der klassische Nine-to-five-Job sowie feste Arbeitszeiten verlieren an Bedeutung – willkommen also in der sogenannten New Work. Unternehmen reagieren auf den neuen Trend mit der Schaffung von Co-Working-Spaces und Innovationszentren, die die Kollaboration und Kreativität fördern sollen. Dennoch reicht ein Großraumbüro allein nicht aus, um den Umbruch der Berufswelt unter Kontrolle zu bekommen. New Work soll vielmehr die Frage beantworten, wie sich Arbeit in Zukunft definieren und organisieren lässt – auf Basis von Teamwork, Nachhaltigkeit und Offenheit. Durch räumliche und zeitliche Freiheiten können Mitarbeiter sich individueller entfalten und mitentscheiden, wie, wann und mit wem sie ihre Aufgaben erledigen. Doch darüber hinaus spielt die Sinnhaftigkeit der Tätigkeit eine zentrale Rolle: Warum übe ich meinen Beruf aus? Mache ich wirklich, was ich will? In diesen Fragen liegt der Ursprung der New-Work-Bewegung. Um sie zu berücksichtigen, sollten Führungskräfte ihre Mitarbeiter dazu befähigen, die Tätigkeiten zu übernehmen, die sie tatsächlich ausüben wollen und können.
Vertrauen aufbauen
New Work ist im digitalen Zeitalter kein Konzept, sondern lässt sich als eine Frage der Haltung verstehen. Dabei entscheidend: eine Unternehmenskultur, die von Kommunikation auf Augenhöhe und Wertschätzung geprägt ist, in der gegenseitiges Feedback an der Tagesordnung steht und die Führungskräfte Verantwortung abgeben. Als Voraussetzung dafür gilt, dass Manager ihren Mitarbeitern entsprechendes Vertrauen entgegenbringen. Speziell großen Unternehmen fällt es jedoch schwer, das Denken in Abteilungen und Hierarchien, das sie über Jahrzehnte geprägt hat, abzulegen. Hier erfordert die Umsetzung ein optimales Changemanagement, denn zufriedene Arbeitnehmer agieren sowohl motivierter als auch produktiver und kreativer. Und genau darum geht es bei New Work: Mitarbeitern mit ihrem sozialen Umfeld und ihren Interessen in Einklang zu bringen und sie so langfristig zu binden. Denn: Ja, der Zeitgeist ändert sich, er wird digital. Und er wird technisch. Doch Fortschritt, Neuheiten und Weiterentwicklung treiben den Menschen voran. Das war schon immer so und ist nicht neu. Die Digitalisierung ist lediglich das Thema unserer Zeit.“
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