Nachdem die Pandemie etliche Herausforderungen für Bewerber bereithielt, sind sie derzeit gefragter denn je. Thomas Hoffmann, Director Hamburg und Frankfurt bei Robert Walters, äußert sich zu den wichtigsten Recruitment-Trends und zu den gefragtesten Qualifikationen und Fähigkeiten. Außerdem gibt er Tipps, die Ihnen dabei helfen, die richtige Berufswahl zu treffen.
Wie sieht der Recruitment-Markt momentan aus?
Thomas Hoffmann: 2021 war für viele Kandidaten ein sehr spannendes Jahr. Aufgrund des steigenden Personalbedarfs war es die ideale Zeit für jene Kandidaten, die sich umorientieren wollten und eine neue Herausforderung gesucht haben. Insbesondere sahen wir eine erhöhte Nachfrage bei drei Kandidatengruppen und sehen diesen Trend weiterhin für 2022: Die erste Gruppe ist die der Steuerexperten, Finance Manager und Chief Financial Officers (CFOs), dicht gefolgt von Cloud-Technologen und Cyber-Security-Experten. Stark gesucht sind auch E-Commerce-Spezialisten und digitale Produktvertriebler.
Wo sehen Sie die wichtigsten Recruitment-
Thomas Hoffmann: Im kommenden Jahr dürfte sich der Trend zum virtuellen Recruiting fortsetzen. Im Speziellen bedeutet das, dass Ansprachen, Bewerbungsprozesse und Onboardings zunehmend digital stattfinden werden. Hierbei sollten Bewerber darauf achten, schon in den Videointerviews zu überzeugen, und sich darauf einstellen, ein virtuelles Onboarding zu erhalten anstelle einer Einarbeitung direkt vor Ort. Nichtsdestotrotz bieten digitalisierte Prozesse für die Zukunft viele neue Möglichkeiten. So beauftragte uns z. B. ein Unternehmen in diesem Jahr erstmals, eine 100-%-Remote Position in der Buchhaltung zu besetzen, was vor Corona undenkbar war. Vor allem diese Positionen sind es, die es nun auch jenen Kandidaten, die eher im ländlichen Raum leben, ermöglichen, ihre Wunschposition in der Innenstadt anzunehmen – und dies ohne lange Pendelzeit.
Welche Soft Skills werden seit der Pandemie am meisten von Arbeitgebern gesucht?
Thomas Hoffmann: Durch die pandemiegeprägte, veränderte Arbeitswelt und das vermehrte Arbeiten im Homeoffice sollte der Mitarbeiter die Fähigkeit besitzen, anpassungsfähig zu sein und sich von alten Gewohnheiten lösen zu können. Letzten Endes ist derjenige erfolgreich, der sich selber sehr gut organisieren kann und gleichzeitig in der Lage ist, sich alleine zuhause zur Arbeit zu motivieren. Vor allen Dingen ist es auch wichtig, Arbeit und Privatleben im Homeoffice voneinander abgrenzen zu können, um eine ausgeglichene Work-Life-Balance aufrechtzuerhalten.
Was empfehlen Sie Bewerbern, die 2022 einen neuen Job suchen?
Thomas Hoffmann: Wenn Sie sich aktuell in einer Umorientierung befinden, empfehlen wir Ihnen, sich gezielt Gedanken darüber zu machen, was Sie von der neuen Position und Ihrem neuen Arbeitgeber erwarten. Genauso wichtig ist es, dass Sie sich darüber im Klaren sind, was Sie möglicherweise nachhaltig stören könnte. Hierbei legen wir Bewerbern besonders ans Herz, ihre Schwerpunkte so präzise wie möglich für sich zu identifizieren und diese ihrem potenziellen Arbeitgeber klar zu kommunizieren. Ist es mir wichtiger, 100 % flexibel und remote zu arbeiten oder möchte ich doch lieber mehr Urlaubstage? Insbesondere beim Thema Gehalt sollten Sie dem potenziellen Arbeitgeber gegenüber realistische Vorstellungen äußern. Sie können dazu beispielsweise unsere Gehaltsstudie nutzen, um eine realistische Einschätzung zu Gehältern für verschiedenste Positionen zu erhalten.
Ein bedeutender und oft unterschätzter Punkt – ganz gleich, ob Sie die Chance auf mehrere oder nur ein Interview bekommen: Sie sollten immer sehr gut auf jedes Bewerbungsgespräch (per Video) vorbereitet sein. Denn möglicherweise versteckt sich hinter einem der Angebote die absolute Traumposition. Wenn man dann nicht optimal vorbereitet ins Gespräch geht, kann unter Umständen eine tolle Chance vertan sein.
Wie werden sich Ihrer Erwartung nach die Gehälter 2022 entwickeln?
Thomas Hoffmann: Aktuell herrscht eine starke Nachfrage, aber ein begrenztes Angebot an Kandidaten. Daraus folgt, dass die Gehälter höchstwahrscheinlich insgesamt weiterhin steigen werden. Dennoch gehen wir davon aus, dass der Anstieg je nach Fachbereich unterschiedlich ausfallen wird. So erwarten wir beispielsweise im Bereich Banking für Positionen in der Regulatorik und dem Risikomanagement ein Plus zwischen 10 % und 15 %, wohingegen es in anderen Bereichen etwas niedriger ausfallen könnte. Prinzipiell gehen wir aber davon aus, dass sich im kommenden Jahr die Gehälter weiterhin positiv für die Fachkräfte entwickeln werden.
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