Noch immer ist Homeoffice für viele Teil des Arbeitsalltags. Doch auch hybride Arbeitsmodelle spielen seit der Rückkehr ins Büro eine zentrale Rolle. Firmen haben erkannt, dass remote work kein kurzfristiger Trend ist, sondern die Arbeitswelt dauerhaft verändert.
Firmen müssen sich umstellen, denn wenn wir wollen, dass unsere Kollegen sich auch in der neuen Arbeitswelt verbunden fühlen, braucht es neue Denkansätze.
Als ich nach 18 Monaten Arbeit im Homeoffice zum ersten Mal wieder ins Büro zurückkehrte, fiel mir etwas auf: Ich lächelte in den ersten Stunden viel mehr als an den meisten anderen Tagen der letzten anderthalb Jahre. Schnell erkannte ich den Grund: Ich konnte endlich wieder persönlich an der Unternehmenskultur teilhaben.
Gäbe es einen Weg, dieses Zugehörigkeitsgefühl – das ich so vermisst habe – auf Knopfdruck zu aktivieren, hätten wir eine Patentlösung für eine funktionierende Unternehmenskultur gefunden. Doch die Realität sieht anders aus: Eine erfolgreiche Unternehmenskultur muss über Jahre hinweg aufgebaut werden. Doch in dem Maße, in dem nur ein Teil der Belegschaft regelmäßig ins Büro zurückkehrt und wir uns allmählich in die Welt der hybriden Arbeitsplätze begeben, wird uns bewusst, dass traditionelle Methoden zur Pflege der Unternehmenskultur möglicherweise nicht mehr ausreichen.
Arbeitsteams sind verstreuter denn je und so spiegelt das, was sich tatsächlich im Büro abspielt, nur noch einen Teil der Unternehmenskultur wider. Der neue Büroalltag kann die ursprüngliche Firmen-DNA nicht länger vollständig repräsentieren. Während wir ein Loblied auf technologische Innovationen singen, die das Räderwerk globaler Unternehmen in Bewegung halten, wurde uns gleichzeitig bewusst, dass der Austausch mit Kollegen in Zeiten von Social Distancing etwas Entscheidendes verloren hat: Das Gefühl von Zugehörigkeit.
Dem hybriden Culture Clash ausweichen
So viel wir auch aus den letzten 18 Monaten gelernt haben, so betreten wir hinsichtlich des hybriden Arbeitens noch Neuland. Am besorgniserregendsten ist, dass wir uns bislang nicht einig sind, wie erfolgreiche, hybride Arbeit eigentlich funktionieren soll.
Eine kürzlich von Kahoot! durchgeführte Umfrage unter 1.600 HR-Fachleuten und Arbeitnehmern zeigt, dass der bisherige Umgang mit der Arbeit im Homeoffice eine der größten Herausforderungen für die neue Art der Arbeitsplatzkultur darstellt: So gaben die befragten Personalleiter an, dass Mitarbeitende im Homeoffice tendenziell als weniger verbunden mit ihren Kollegen angesehen (78 Prozent) und seltener in wichtige Diskussionen einbezogen werden (73 Prozent). Zudem werden sie von Personalleitern als weniger engagiert wahrgenommen (68 Prozent). 83 Prozent von ihnen gaben zudem an, dass Kommunikation von Angesicht zu Angesicht weiterhin wichtig ist, um in ihrem Unternehmen erfolgreich zu sein: So sagten 6 von 10 Befragten, dass Angestellte, die vor Ort im Büro arbeiten, mit größerer Wahrscheinlichkeit befördert werden und regelmäßig Gehaltserhöhungen erhalten (61 Prozent), aber auch länger im Unternehmen bleiben (60 Prozent).
Arbeitsteams sind verstreuter denn je und so spiegelt das, was sich tatsächlich im Büro abspielt, nur noch einen Teil der Unternehmenskultur wider.
Trotz der Nachteile, die Mitarbeiter im Homeoffice zu spüren bekommen, sprechen sich viele dennoch für die Beibehaltung flexibler Modelle aus. Viele sind sogar bereit, ihre beruflichen Vorteile zu opfern, um die gewonnene Flexibilität nicht wieder zu verlieren: 42 Prozent würden regelmäßig Überstunden ohne zusätzliche Bezahlung machen und 41 Prozent würden sogar auf Aufstiegschancen verzichten. Besonders auffällig ist hier Kluft zwischen den Generationen: Millennials waren bis zu viermal häufiger bereit solche Opfer zu bringen als Babyboomer.
Für den nachhaltigen Erfolg hybrider Arbeitsmodelle müssen Organisationen daran arbeiten, eine Arbeitskultur zu fördern, in der sich alle Mitarbeitenden gleichermaßen einbezogen fühlen.
Gefühl von Verbundenheit stärken
Bei Belegschaften, denen die Büro-Interaktion fehlte, konnten wir einen signifikanten Rückgang des Einfühlungsvermögens zwischen Kollegen beobachten. Es fehlten Gelegenheiten, emotionale und zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen. Um dieses Verbundenheitsgefühl, das sich knapp 91 Prozent der Befragten wünscht, auch in einer hybriden Arbeitsgesellschaft zu erreichen, spielt der Einsatz von Collaboration-Technologie zukünftig eine entscheidende Rolle. Im Fokus stehen dabei insbesondere Tools, die durch Spaß und zwischenmenschliches Engagement ein stärkeres Gefühl der emotionalen Zugehörigkeit unter den Mitarbeitenden erzeugen – unabhängig vom Aufenthaltsort. Für eine Weiterentwicklung und Modernisierung ist hierbei wichtig, dass neue Tools über bestehende Dienste wie Messenger oder virtuelle Gruppen hinausgehen.
Gegen ein zukünftiges Zwei-Klassen-System: Alle miteinbeziehen
Um ein derartiges Arbeitsgefühl in einer neuen Umgebung erfolgreich zu etablieren, müssen Arbeitgeber:innen eine flexible Arbeitsweise langfristig fördern und gleichzeitig die Art von Technologie nutzen, die jede:n miteinbezieht. Ebenso müssen jene schwer fassbaren, emotionalen Verbindungen gefördert werden, die für unsere beruflichen zwischenmenschlichen Beziehungen so wichtig sind. Der Einsatz von „Collaborative Tech 2.0“ oder auch remote-zentrierten Gamification-Maßnahmen kann helfen: Mit ihrer Hilfe kann es gelingen, Mitarbeiter standortunabhängig einzubinden, auszubilden und weiterzuentwickeln. Das funktioniert in unterschiedlichen Unternehmensbereichen – vom Onboarding bis hin zum Mitarbeiterengagement. Das wichtigste Kriterium für den zukünftigen Erfolg hybrider Arbeitsmodelle ist das Gemeinschaftsgefühl.