Künstliche Intelligenz und Machine-Learning-Algorithmen sind bei Jobbörsen wie StepStone und Profi-Netzwerken wie LinkedIn bereits im Einsatz. HR-Abteilungen, insbesondere im deutschen Mittelstand, zögern noch. Dabei könnte KI, richtig eingesetzt, den Recruiting-Prozess vereinfachen, beschleunigen und qualitativ wesentlich verbessern.
Jedes Unternehmen ist bestrebt, die vielversprechendsten Kandidat*innen zu rekrutieren und ausgeschriebene Positionen mit dem „optimalen Match“ zu besetzen, der das Unternehmen bestmöglich voranbringt. Aber Recruiting ist aufwändig, zeit- und kostenintensiv. Hinzu kommt ein Mangel an hochqualifizierten Fachkräften, der sich in den kommenden Jahren noch weiter verschärfen wird. „Arbeitgeber sind bereit, bis zu 25 Prozent eines Jahresgehaltes zu zahlen, um überhaupt eine Shortlist von Kandidat*innen zu bekommen, bei denen sich das Jobinterview lohnt“, berichtet Ian Siegel, CEO des US-amerikanischen Stellenportals ZipRecruiter.
Künstliche Intelligenz kann helfen, aussichtsreiche Kandidat*innen und rekrutierende Unternehmen so zusammenzubringen, dass beide Seiten den größtmöglichen Vorteil daraus ziehen. Die Bandbreite der Leistungen reicht dabei vom CV Parsing und optimierten Stellenanzeigen, die Fachkräfte bestimmter Branchen ganz gezielt ansprechen, bis hin zu Chatbots und der Video-Analyse von Wortwahl, Mimik und Gestik.
StepStone setzt auf Conversational-AI-Plattform Mya
Große Jobportale wie LinkedIn und ZipRecruiter setzen Pattern-Matching-Technologien bereits ein. ZipRecruiter zum Beispiel schlägt Unternehmen Kandidat*innen vor, deren Profile denjenigen Bewerber*innen ähneln, mit denen das Unternehmen bereits erfolgreiche Jobinterviews durchgeführt hat. Konzerne wie Pepsi und Ikea setzen den Conversational-AI-Bot Vera zur Bewerber*innenauswahl ein. Vera sucht nach passenden Kandidat*innen in Jobportalen und führt selbstständig Video-Chat- oder Telefon-Interviews, bevor dann an reale HR-Mitarbeiter*innen übergeben wird.
HR-Mitarbeiter*innen in deutschen Unternehmen ist längst bewusst, dass sie durch den Einsatz von KI-Technologie die Qualität des Recruiting erhöhen und gleichzeitig Zeit- und Kostenaufwendungen spürbar reduzieren können. 54 Prozent der deutschen Unternehmen, die bislang noch keine KI im Einsatz haben, würden Künstliche Intelligenz bei der Vorauswahl der Bewerber*innen verwenden. Aber lediglich zwei Prozent machen das auch tatsächlich.
KI nimmt Fahrt auf, mit angezogener Handbremse
Generell ist die Bereitschaft, KI einzusetzen, in größeren Unternehmen ab 2.000 Mitarbeitenden ausgeprägter als in den KMU. 92 Prozent der Großen bewerten KI als die wichtigste Zukunftstechnologie, die überzeugende Vorteile bietet. Dazu gehören schnellere und präzisere Analysen, beschleunigte Prozesse und ein reduzierter, nachhaltigerer Ressourcenverbrauch (Quelle: Bitkom-Präsident Achim Berg, Künstliche Intelligenz. Wo steht die deutsche Wirtschaft? April 2021).
Kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland hinken jedoch, was die Digitalisierungsreife angeht, noch hinterher. Wichtige HR-Daten wie die „Time-to-Hire“ und „Time-to-Fill“ werden nicht erfasst, aussagekräftige, präzise und verbindliche Stellenprofile fehlen. Oft wird noch mit Papier und Bleistift oder mit Excel-Tabellen gearbeitet. In Zeiten von Fachkräftemangel und allgemein niedriger Arbeitslosigkeit könnte sich eine solche zögerliche Haltung schnell rächen. Arbeitsmarktexpert*innen sagen für die nächsten Jahre einen Arbeitnehmermarkt voraus. Der „War for Talents“ wird sich weiter verschärfen.
SAP SuccessFactors – KI unter der Haube
SAP SuccessFactors ist eine der am weitesten verbreiteten Recruiting- und Personalmanagement-Plattformen weltweit. Mehr als 6.750 Unternehmen und mehr als 100 Millionen Anwender*innen vertrauen täglich auf SAP SuccessFactors, und niederschwellige KI werkelt unter der Haube. HR-Abteilungen finden im SAP Store mehr als 30 kostenpflichtige Add-ons für SuccessFactors, die den Recruiting-Prozess weiter optimieren, die Candidate Journey verbessern und die Erfolgsaussichten für optimale Stellenbesetzungen steigern- darunter beispielsweise „Olivia, Your AI Recruiting Assistent“, „Brilliant Hire by SAP – Smart Job Matching“ oder „My Ally – Talent Lifecycle Management Solution“.
Gelungene Kooperation zwischen HR und KI
Ein KI-basierter Recruiting Bot vereinigt viele Vorteile. Er kennt, mit ausgewogenem Datenmaterial trainiert, keine Vorurteile und fällt auch keine Personalentscheidungen aus dem Bauch heraus. Gut möglich also, dass KI langfristig die geeigneteren Kandidat*innen aus dem Bewerber*innenpool herauspickt. Den HR-Manager*innen aus Fleisch und Blut bliebe es dann vorbehalten, final zu entscheiden und beispielsweise zu beurteilen, ob auch die Chemie stimmt und ob die neue Mitarbeiterin oder der neue Mitarbeiter sich perfekt ins Team integriert.