Remote Work, Homeoffice, Crowdworking – die Welt der Arbeit wird immer vielfältiger. Vor allem die Corona-Krise erweist sich als Veränderungstreiber. Allerdings stellt dezentrales Arbeiten neue Herausforderungen an Unternehmen – das wird jedoch oft genug unterschätzt.
Zur Eindämmung der Corona-Pandemie verpflichtet das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) Unternehmen per Verordnung dazu, die Arbeit möglichst im Homeoffice zu organisieren. Was viele Arbeitgeber bereits im letzten Jahr als selbstverständlich angesehen und freiwillig umgesetzt hatten, stellt vor allem in den streng hierarchisch organisierten Organisationen eine Art Quantensprung dar: Sie sind gezwungen, sich mit neuen Ansätzen in der Führungsarbeit zu befassen, soll diese neue Arbeitsform die gewünschten Ergebnisse zeitigen. Startups mit ihren flachen Hierarchien und von vornherein modernen Arbeitsorganisationen haben es hier deutlich leichter.
Wandel durch Corona: Arbeit wird flexibler
Wie wichtig die Auswirkungen der neuen Arbeitsformen auch im BMAS genommen werden, zeigte Bundesminister Hubertus Heil auf dem Digital-Gipfel am 1. November 2020 im Rahmen der Online-Diskussion zum Thema “Wandel durch Corona & Digitalisierung: Homeoffice, Plattformarbeit & Co”. Es wurde schnell klar, dass es eben nicht ausreicht, die technischen Voraussetzungen für die Arbeit im Homeoffice zu schaffen – und schon an dieser Stelle fehlt es in vielen Unternehmen. Oft genug wird darauf vertraut, dass die Beschäftigten sich schon selbst organisieren. Doch die Veränderungen in der Arbeitswelt greifen deutlich weiter.
Es geht vielmehr um eine neue Qualität der internen Interaktion, die vor allem in etablierten Unternehmen mit festgefügten Strukturen und Führungsqualitäten der alten Arbeitswelt erst verstanden werden muss. Da steht immer noch die Kontrolle des Aktivitätslevels der Untergeordneten im Vordergrund, schließlich fehlt der direkte Kontakt im Büro – viele Führungskräfte haben mit diesem vermeintlichen Kontrollverlust zu kämpfen. Wie sollen Sie also einschätzen, dass das Team wirklich die vereinbarte Arbeitszeit einhält? Hier bricht sich altes Denken Bahn: Die exakte Zahl der gearbeiteten Stunden ist immer noch wichtiger als das Ergebnis, die reine Abarbeitung gestellter Aufgaben interessanter als ein motiviertes Team, das die Bedeutung der eigenen Arbeit verinnerlicht hat und dafür brennt, seinen Teil zum Erfolg beizutragen – von welchem Arbeitsplatz auch immer.
Startup-Szene: Remote Working an der Tagesordnung
Gerade in dieser Frage zeigen sich die enormen Unterschiede zwischen alter und neuer Arbeitswelt dramatisch auf: Junge Unternehmen arbeiten deutlich agiler, sie legen keinen Wert auf tiefe Hierarchien, sondern auf bereichsübergreifende Team-Arbeit, die schnell zum festgelegten Ziel führt. Das mag zumindest teilweise an der Dynamik der unternehmerischen Startphase liegen, in der die Zuständigkeitsbereiche noch nicht klar umrissen und abgegrenzt sind. Doch zeigt sich in der Praxis, dass Startups verstärkt auf digitale Tools und agile Arbeitsmethoden setzen, um anstehende Aufgaben definieren, verteilen und die Ergebnisse stringent zusammenführen zu können.
Arbeitswelt: Corona-Krise als Chance verstehen
Es liegt auf der Hand, dass die Corona-Krise ein starker Veränderungstreiber ist: Unternehmen, die sich bislang um das Thema Digitalisierung gedrückt hatten, müssen spätestens jetzt aktiv werden, wollen sie noch mithalten. Ebenso sinnvoll ist es aber, die Zukunft der Arbeitswelt mit den nun gemachten Erfahrungen konstruktiv zu diskutieren und neue Modelle zu entwickeln. Die Digitalisierung wird weitere dramatische Veränderung mit sich bringen, die Arbeit an sich muss neu definiert und in zukunftsfähigen Formen organisiert werden. Aus dieser Perspektive betrachtet, kann die Corona-Pandemie durchaus als Chance gesehen werden – die die Gesellschaft unbedingt nutzen sollte.
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