Ein gesunder Mix

Produktivität: Keine Frage des Arbeitsortes

Produktivitaet

Das Arbeiten von zu Hause hat sich in den letzten Jahren vielerorts schlagartig vom Ausnahmeprivileg zum (teilweise ungewollten) Normalfall entwickelt und damit einen nachhaltigen Paradigmenwechsel in der Arbeitswelt herbeigeführt.

Dennoch bleibt „Home-Office“ ein Dauerbrenner in Unternehmensdiskussionen – kein anderes Thema sorgt für so intensive Debatten und für so viele emotionale Reaktionen. Dabei hat sich die Idee des Home-Office längst weiterentwickelt. Unter dem Stichwort „Remote Work“ wird heute nicht nur das Arbeiten aus den eigenen vier Wänden verstanden, sondern auch sogenannte „Workations“. Arbeit ist heute nicht mehr an einen festen Ort gebunden, sondern kann potenziell von jedem Ort mit Internetzugang erledigt werden. 

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Allerdings häufen sich auch die Schlagzeilen über große Unternehmen, die zuvor großzügige Home-Office-Regelungen zurücknehmen und ihre Mitarbeiter:innen zurück ins Büro beordern. Laut OpenAI-Chef Sam Altman wäre Home-Office ein „gescheitertes Experiment“, Elon Musk nach sogar „moralisch falsch“ und „realitätsfremd“. VW will seit November 2023 die eigenen Führungskräfte an vier Tagen pro Woche im Büro sehen und die Deutsche Bank scheint ab Juni 2024 ganz ähnliche Regelungen zu planen. Selbst der Videokonferenz-Softwareanbieter Zoom, der seinen Aufstieg nicht zuletzt der großen Home-Office-Welle während der COVID-Pandemie verdankt, machte keine Ausnahme: CEO Eric Yuan begründete die Maßnahme damit, dass außerhalb des Büros das gegenseitige Vertrauen verloren gehe und Innovation und Produktivität darunter litten. In den letzten Monaten scheinen moderne Arbeitsmodelle immer wieder unter Beschuss zu geraten, die oben genannten Beispiele sind nur wenige von vielen.  Ist die Kritik begründet oder hat Remote Work ein Problem mit der Reputation? 

Ein Blick in die Zahlen: Wer darf überhaupt remote arbeiten?

Tatsächlich zeigt sich – so eine Studie von SD Worx, die europaweit in 16 Ländern unter 16.000 Arbeitnehmer:innen und 5.000 Arbeitgebern:innen durchgeführt wurde – dass nur rund ein Viertel aller deutschen Arbeitgeber:innen Remote Office gar nicht anbieten. Dies deckt sich in etwa mit dem Anteil derer, die angeben, dass es in ihrem Unternehmen keine Arbeitsplätze gibt, die das Arbeiten außerhalb des Arbeitsortes ermöglichen (28,5 Prozent). Fast ebenso hoch ist mit genau 30 Prozent der Anteil derjenigen Arbeitgeber:innen, die angeben, dass in ihrem Unternehmen tatsächlich alle Angestellten ausschließlich im Büro arbeiten. Umgekehrt arbeiten nur in rund 14 Prozent aller Unternehmen mehr als zwei Drittel der Angestellten auf Positionen, die ein Arbeiten von zu Hause aus ermöglichen. 

Im europäischen Vergleich ist vielleicht auch überraschend, wie viel offener sich die deutschen Arbeitgeber:innen im Vergleich zu ihren europäischen Kollegen zeigen. So geben in Deutschland 29,5 Prozent der befragten Arbeitgeber:innen an, dass sie flexible Arbeitsmodelle zu den Top 5 Benefits zählen, mit denen sie um neue Arbeitskräfte werben – das ist der Spitzenwert aller untersuchten Länder, gegenüber einem europäischen Durchschnitt von nur 23,8 Prozent.

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Höhere Produktivität als am eigentlichen Arbeitsort

In Bezug auf die Einstellung der Arbeitgeber:innen zeigt die Studie daher vor allem eines: Rund 57 Prozent der Arbeitgeber:innen geben an, dass Homeoffice nicht nur mehr Vor- als Nachteile hat, sie sind auch von einer höheren Produktivität überzeugt – in beiden Fällen liegt Deutschland sogar über dem europäischen Durchschnitt. Nur 12,5 Prozent nehmen explizit eine geringere Produktivität in Deutschland wahr. Umgekehrt glauben nur 35,5 Prozent der Deutschen, dass die Arbeit im Homeoffice die persönliche Bindung an das Unternehmen schwächt, und mit 39 Prozent sieht eine Minderheit ein Problem für die Mitarbeiterführung. Zudem gibt ein Drittel der Befragten an, dass Hybrid- oder Remote Working zu den fünf wichtigsten Vorteilen gehört, mit denen Stellenanzeigen überzeugen können – abgesehen von der Arbeitsplatzsicherheit erreicht kein anderer Aspekt einen so hohen Wert.

In einem wichtigen Punkt unterscheiden sich die Befragten hierzulande jedoch vom europäischen Durchschnitt. Mit 61 Prozent liegt der Anteil derer, die sich aktiv um die Rückkehr ihrer Mitarbeiter ins Büro bemühen, fünf Prozentpunkte über dem Durchschnitt und nicht einmal einen Prozentpunkt hinter Spitzenreiter Belgien. Ein erstaunliches Ergebnis angesichts der Tatsache, dass unter den Arbeitgeber:innen mehrheitlich sogar eine Produktivitätssteigerung wahrgenommen wird.

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Wunsch und Wirklichkeit 

Drei von vier befragten Arbeitnehmer:innen in Deutschland fühlen sich aufgefordert – wenn auch nicht verpflichtet – im Büro zu arbeiten, selbst wenn Optionen für Remote Work bestehen. Nur jede:r  Zehnte sieht keine Präferenz in die eine oder andere Richtung. Die tatsächliche Möglichkeit, mindestens einen Tag in der Woche von zu Hause aus zu arbeiten, wird von etwa zwei Dritteln der Befragten wahrgenommen, während nur etwa 10 Prozent vollständig von zu Hause aus arbeiten. 

Der weitergehende Wunsch, zumindest zeitweise aus dem Ausland für das eigene Unternehmen zu arbeiten, ist übrigens bei rund einem Viertel aller Befragten (25,1 Prozent) hierzulande vorhanden, bei 7,8 Prozent sogar „sehr“. Damit liegen die Deutschen nur knapp unter dem europäischen Durchschnitt von 27 bzw. 8,4 Prozent. Umgekehrt kommt ein solches Vorhaben für 37,4 Prozent der deutschen Befragten überhaupt nicht in Frage, bei einem europäischen Durchschnitt von 34,9 Prozent.

Und auch unter den Arbeitnehmer:innen überwiegt mit 56 Prozent der Antworten die Ansicht, von zu Hause aus produktiver zu sein. Zudem gibt die Hälfte an, zu Hause länger zu arbeiten als im Büro. Auch fühlt sich nur ein knappes Drittel der Befragten stärker von den anderen Mitarbeitern isoliert oder weniger in das Unternehmen eingebunden.

Lösung: Eine Mischung

Stimmen also die Klischees, die seit Monaten durch die Presse kursieren? Sollten alle Mitarbeiter:innen wieder aus einen Büro arbeiten? Sind remote Mitarbeiter:innen „unwichtig“? Diese Fragen lassen sich nicht pauschal beantworten. Jedoch zeigen die Zahlen eindeutig, dass Beschäftigte im Remote Office nicht fauler und weniger produktiv sind. Im Gegenteil, vieles spricht dafür, dass Unternehmen durchaus davon profitieren, wenn Mitarbeiter:innen die Möglichkeit zu einem gesunden Mix aus Büro- und Remote-Arbeit haben. Denn durch eine gesunde Mischung haben Beschäftigte die Chance, sich flexibel auf das Leben einzustellen – Stichwort: Work-Life-Balance – und gleichzeitig Teil des Teams zu sein und den „Teamspirit“ zu spüren.

Thomas-Walther

Thomas

Walther

Director Sales Germany

SD Worx

Seit 2024 ist Thomas Walther Director Sales Germany bei SD Worx.
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