Klimaneutrale IT: Unternehmen haben noch keinen Plan

Eine klimaneutrale IT-Infrastruktur ist für viele Unternehmen noch eine riesige Herausforderung. Dabei gibt es einige Ansatzpunkte, die zu schnellen Ergebnissen führen.

Schöne neue Berufswelt: In Zeiten von Corona hat sich die Art wie wir Arbeiten stark verändert. So ist der Anteil Erwerbstätiger, die mobil oder aus dem Homeoffice arbeiten seit März 2020 massiv gestiegen – über alle Branchen hinweg. Mit den entsprechenden Folgen: Die steigende Nutzung von IT-Ressourcen und Rechenleistung lässt auch den CO2-Ausstoß in die Höhe schießen. Laut einer aktuellen Capgemini-Studie haben aber weltweit gerade einmal sechs Prozent der IT-Verantwortlichen in Unternehmen eine Strategie, um diesen Entwicklungen zu begegnen und ihre Abteilung klimaneutral und nachhaltig aufzustellen. Über die Hälfte der Befragten wisse noch nicht einmal, wie groß der CO2-Fussabdruck ihrer eigenen Infrastruktur ist. Dabei könnten sie mit diesem Wissen zukunftsfähige Organisationen aufbauen und ihrer sozialen Verantwortung besser gerecht werden. Denn eine klimaneutrale IT führt laut Studie zu besseren ESG-Ratings, Steuervorteilen sowie einer höheren Kundenbindung und -zufriedenheit. 

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Es gibt viele wichtige Faktoren, um diese Ziele und eine CO2-neutrale Technologie-infrastruktur zu erreichen. Welche fünf dabei die maßgebliche Rolle spielen und worauf CIOs und IT-Entscheider*innen achten sollten, erklärt Franziska Coenen, geschäftsführende Gesellschafterin der Digitalagentur dotfly.      

1. Dienstleister auf CO2-Bilanz prüfen 

IT-Entscheidende können mit der Auswahl der richtigen Dienstleister*innen bereits große Erfolge erzielen und schnell erste Impulse in Richtung Klimaneutralität setzen. Zur besseren Einordnung: Jede in Deutschland lebende Person produziert durch ihren digitalen Lifestyle im Schnitt etwa 12 Tonnen CO2 pro Jahr – klimaverträglich wären maximal zwei Tonnen. Davon produzieren allein die notwendigen Rechenzentren 213 Kilogramm CO2 pro Jahr und Internetnutzer*in. Gerade im unternehmerischen Umfeld ist hier ein massives Einsparpotenzial vorhanden. Mit den richtigen Partner*innen können IT-Verantwortliche signifikante Akzente setzen. Sie sollten daher einen Blick darauf haben, ob ihre Server- und Hosting-Provider auf energie- und wärmeeffiziente Hardware und für den Betrieb ihrer Rechenzentren auf reinen Ökostrom setzen. Zu empfehlen sind hier Anbietende wie Strato, die bayerische Anbieterin LEW TelNet oder Ionos. Im Bereich E-Mail-Hosting ist auch Posteo empfehlenswert. Die Anbieterin von grünen Mail-Services betreibt ihre Büroräume und Serverstruktur ebenfalls ausschließlich mit Ökostrom. 

2. Selbst auf Ökostrom umsteigen 

Nachhaltiges Agieren in der eigenen Organisation ist ebenfalls ein wichtiger Hebel, um mehr Nachhaltigkeit zu erzielen. CIOs sollten auch im eigenen Unternehmen Fürsprecher für Strom aus regenerativen Quellen sein und darauf bestehen, dass die vorhandenen Versorgungsverträge angepasst werden. So können sie ihren Klimafußabdruck noch einmal massiv verkleinern. Dies folgt zudem einer inneren Logik: Schließlich wäre es nicht nachvollziehbar, bei den Dienstleistenden auf Klimaneutralität zu pochen, selbst aber weiterhin Strom aus Kohle- und Atomkraftwerken zu beziehen.     

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3. Nutzungsdauer von Rechnern erhöhen

Ein weiterer Aspekt, den IT-Entscheidende beim Thema klimaneutrale Infrastruktur auf dem Schirm haben sollten, ist das Thema Gerätebeschaffung. Schließlich verbraucht jeder neu hergestellte Laptop und jedes neue Device knappe Ressourcen und produziert dabei Unmengen an Schadstoffen. Allein beim CO2 schlägt die Herstellung eines Laptops mit SSD-Laufwerk mit etwa 311,1 Kilogramm CO2, die eines Desktops inklusive zugehörigem Monitor mit ca. 435 Kilo zu Buche. Grund genug genau darüber nachzudenken, ob Neuanschaffungen wirklich notwendig sind.  

Wesentlich bessere Nachhaltigkeitswerte können erzielt werden, wenn Unternehmen mehr Augenmerk darauflegen, den Lifecycle der Geräte auszudehnen und sie länger in Umlauf zu lassen. Dazu gehört es auch, Rechner bereits bei der Anschaffung darauf zu prüfen, ob sie reparierbar sind und in Zukunft auch an sich verändernde Nutzer*innen-Bedürfnisse angepasst werden können. Ein guter Anhaltspunkt hierfür bietet der IFIXIT Laptop Reparierbarkeits-Index, der die gängigsten Laptops analysiert und auf ihre Flexibilität hin bewertet. 

4. Refurbished und zertifizierte Devices kaufen

Sollten dennoch einmal Geräte neu angeschafft werden müssen, können CIOs mit refurbished Geräten, also rundumerneuerten Devices mit identischen Leistungsmerkmalen, sehr gute Ergebnisse erzielen und viel zur Nachhaltigkeit ihrer Abteilung beitragen. Das spart Rohstoffe und senkt den Treibhausgasausstoß signifikant – und ist zudem auch noch günstiger. Anbietende für qualitativ hochwertige, aufbereitete Laptops, PCs und andere Geräte sind etwa GreenPanda, Refurbed oder Itisco. 

Weitere klimapositive Effekte können IT-Entscheider*innen bewirken, wenn sie für Käufe Anbietende wählen, die die CO2-Kosten ihrer Produkte ausführlich ausweisen. So finden sie etwa bei Dell genaue Angaben zu jedem Gerätetyp, die Informationen liefern, um nachhaltige Beschaffungen zu ermöglichen. 

5. Alte PCs an Refurbisher verkaufen oder verschenken

Schließlich können Unternehmen weitere Sustainablility-Potenziale heben, wenn sie alte Devices nicht einfach wegwerfen, sondern etwa an Refurbisher verkaufen oder gemeinnützigen Vereinen, Initiativen oder Organisationen spenden. Als Plattformen eignen sich dazu etwa Hey, Alter! aus Köln oder das Flüchtlingswerk Nordrhein-Westfalen mit dem Projekt ich-helfe.nrw. Auf diese Weise entsteht ein Win-Win-Effekt: Unternehmen verkleinern ihren Klimafußabdruck und verhelfen gleichzeitig Menschen zu mehr Chancengleichheit und Teilhabe. 

Unternehmen, die diese ersten Tipps befolgen, ihr bisheriges Handeln realistisch beurteilen und ehrgeizige Ziele formulieren, werden sehr schnell große Schritte in Richtung nachhaltige IT-Infrastruktur machen. Nicht immer wird alles 1:1 umsetzbar sein. Es geht aber darum, einen Startpunkt zu finden und sich auf den Weg zu machen. Legen wir also los! 

Franziska

Coenen

Gründerin und geschäftsführende Gesellschafterin

dotfly

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