In manchen Unternehmen arbeiten aktuell vier Generationen gleichzeitig. Die Zusammenarbeit von Menschen unterschiedlichen Alters kann dabei durchaus zu einer Herausforderung werden, da sie oft verschiedene Bedürfnisse und Erwartungen an einen Arbeitgeber haben sowie unterschiedlich mit sozialen und technischen Strukturen umgehen.
„Dieser Mix aus Generationen bietet jedoch auch vielfältige Chancen für die Weiterentwicklung von Unternehmen. Junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bringen neue Aspekte und Denkansätze mit in die Arbeitswelt. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber müssen sich dieser Situation nur bewusst sein und eine Unternehmenskultur schaffen, die allen gerecht wird. So bleiben sie für Fachkräfte interessant und können daraus auch Wettbewerbsvorteile generieren“, sagt Mike Warmeling, Speaker und Erfolgstrainer aus Osnabrück sowie Gründer von Warmeling Consulting.
Generationen Y und Z denken global und nachhaltig
Grob lassen sich die aktuellen Mitarbeiter in die Generationen Babyboomer (1946–1965), X (1965–1979), Y oder auch Millennials genannt (1980–1996) und Z (1997–2010) einteilen. Die Jahreszahlen sind dabei als fließender Übergang zu betrachten, doch die einzelnen Generationen sind durch ähnliche Ereignisse in den wichtigen Jahren ihrer Kindheit und Jugend geprägt und zeichnen sich deshalb durch eine ähnliche soziale Orientierung und Lebensauffassung aus. Im Moment stellt die Generation Y die Mehrheit der Arbeitskräfte dar. Millennials sind allgemein gesehen in relativem Wohlstand und mit veränderten Kommunikationsmitteln aufgewachsen. Sie wollen mit neuen Technologien arbeiten, sind mobiler als jede andere Generation vor ihnen, denken global und nachhaltig, verlangen nach Mitbestimmung am Arbeitsplatz und lehnen von oben herab gesteuerte Unternehmensstrukturen meist ab.
Für die Generation Z spielen einige dieser Trends eine noch größere Rolle. Sie nutzen neue Technologien von früher Kindheit an, wuchsen in einer Ära von Start-ups sowie Crowdsourcing auf und sind sich der Bedeutung von Klimaschutz und Nachhaltigkeit sehr bewusst. Gleichzeitig legen die Generationen Y und Z sehr viel Wert auf Familie und Freizeit. „Unternehmen sollten sich auf diese Entwicklungen einstellen, um Mitarbeiter zu rekrutieren – und zu halten sowie zu motivieren. Schließlich können sich heutzutage viele Fachkräfte vorstellen, häufiger ihren Job zu wechseln“, weiß Warmeling.
Moderne Technik als Auswahlkriterium
Für viele Menschen der Generationen Y und Z stellt die Technologie bei der Jobwahl ein wichtiges Kriterium dar. Laut der Studie „The Gen Z Effect“ wollen 80 Prozent mit Spitzentechnologie arbeiten. Ebenfalls 80 Prozent glauben zudem, dass Automatisierung und Technologie eine gerechtere Arbeitsumgebung schaffen werden. „Solche Digitalisierungsprozesse versprechen dabei auch Vorteile in der Produktivität, der Erreichbarkeit sowie beim Zeitmanagement von Arbeitnehmern. Für Unternehmen ist es durchaus ratsam, soziale und digitale Technologien in allen Bereichen zu priorisieren – die Zukunft der Arbeitswelt baut schließlich auch auf Vernetzung auf“, sagt Warmeling und ergänzt: „Gleichzeitig kann das digitale Arbeitsumfeld auch ablenken. Die Herausforderung für Unternehmen besteht in den nächsten Jahren also darin, ein Gleichgewicht zwischen Effizienz und Ablenkung durch moderne Technik zu schaffen.“
Feedback gewünscht
Für Millennials und die Generation Z sind ebenfalls individuelle Entwicklungsmöglichkeiten von zentraler Bedeutung. Ihnen schwebt häufig allerdings nicht der Aufstieg auf einer starren Karriereleiter vor – ein großes Büro, ein Dienstwagen oder ein Titel à la „Head of …“ ist ihnen weniger wichtig als noch Mitarbeitern aus vorherigen Generationen. Vielmehr wünschen sie sich ein offenes Ohr für ihre Anliegen und flexibel gedachte Aufstiegsmöglichkeiten. Diese sollen ihnen bestenfalls den nötigen Freiraum lassen, um ihre Kompetenzen individuell weiterzuentwickeln und bei Bedarf auch ein Sabbatical einzuschieben. Führungspositionen, die mit vielen Überstunden und wenig Freizeit einhergehen, sind für viele hingegen unattraktiv. Mit dem Eintritt der Babyboomer in die Rente werden die jungen Generationen jedoch in die leitenden Positionen aufsteigen. Diese haben zwar häufiger als andere Generationen einen Hochschulabschluss, fühlen sich aber oft noch nicht gewappnet, andere zu führen oder auch Konflikte zu lösen.
Nach und nach den jungen Generationen mehr Verantwortung zu geben und sie in verschiedene Projekte einzubinden, stellt einen möglichen Weg dar. „Respekt lässt sich schließlich am besten mit Leistung und Performance verdienen. Generell helfen auch immer ein offener Austausch zwischen den Mitarbeitern sowie sachliche Kritikäußerung, um voneinander zu lernen und erfolgreich zusammenzuarbeiten. Jüngeren Menschen ist Feedback sehr wichtig, da sie meist damit aufgewachsen sind – von Eltern, Erziehern, Lehrern oder auch den Followern in den sozialen Medien sind sie ständiges Feedback gewohnt“, so Warmeling. Vermutlich wird sich mit den jungen Generationen aber auch das Führungsbild verändern und sich in Richtung geteilte Führungspositionen und dezentrale Teams weiterentwickeln.
Generation Corona: schwerer Berufseinstieg?
Manchen jungen Menschen der Generation Z steht der Eintritt in die Berufswelt allerdings erst noch bevor. Sie wurden von der Corona-Pandemie ausgebremst und bangen derzeit um ihre berufliche Zukunft – Homeschooling, geschlossene Universitäten und Ausbildungsbetriebe während der vergangenen Shutdowns führten auch zum unterbrochenen Lernen. Andere konnten Praktika, Nebenjobs oder ein freiwilliges soziales Jahr nicht antreten und fürchten um die verlorenen praktischen Erfahrungen. „Dadurch fällt vielen nicht nur die Berufswahl schwer. Einige gilt es nach dieser Zeit auch neu zu motivieren. Materielle oder finanzielle Anreize sind weit verbreitet. Doch Führungskräfte sind vielmehr gefordert, herauszufinden, was jeden einzelnen Mitarbeiter motiviert. Oft ist es eher eine Kombination aus unterschiedlichen Faktoren“, sagt Warmeling abschließend.
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