Freelancer-Trends 2023: Stundensatz-Anstieg auf 98 Euro und TypeScript-Boom

Das letzte Jahr hielt einige Hürden für Unternehmen, Angestellte und Selbstständige bereit, welche auch in den vergangenen Umfragen von freelancermap zum Vorschein kamen. Mit Beginn des Ukraine-Krieg und der steigenden Inflation verbreiteten sich Unsicherheiten unter den Freelancern, während Unternehmen parallel weniger Aufträge ausschrieben.

Die Projektplattform veröffentlicht nun eine weitere Auswertung und blickt auf das Jahr 2023. Aus über einer Million Skills identifiziert freelancermap die Top 20 Programmiersprachen und Anwendungen, zu denen sowohl SAP als auch TypeScript gehören. Außerdem erwartet Thomas Maas, CEO des Projektportals und Freelancer-Experte, einen Anstieg des Stundensatzes auf über 98 Euro und bewertet die Situation in Hinblick auf die ausgeschriebenen Remote-Projekte.

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Bildquelle: freelancermap

Business-getriebene Programmiersprachen gewinnen an Bedeutung

Der Year-over-Year-Vergleich beschreibt die prozentuale Wachstumsrate von 2021 auf 2022 bei den jeweiligen gesuchten Skills. Insgesamt wurden dabei über eine Million Fertigkeiten, darunter Programmiersprachen- und Anwendungs-Kenntnisse, in ausgeschriebenen Projekten identifiziert und eingeordnet. Wie auch 2021 bleibt Java der meistgesuchte Skill unter den Programmiersprachen. Darüber hinaus sank die Nachfrage nach Scala (minus 28 Prozent) und PHP (minus 13 Prozent). Auftraggeber suchten stattdessen verstärkt nach Freelancern mit Kenntnissen in TypeScript. Diese Programmiersprache verzeichnete einen Anstieg von 44 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Während Python außerdem ein Plus von zwei Prozent verbucht, sinkt die Nachfrage nach Swift um zwölf Prozent. 

Laut Thomas Maas, CEO von freelancermap, ist unter anderem die Kompatibilität von JavaScript und TypeScript Grund für den Boom: „JavaScript ist mittlerweile nicht mehr aus dem Internet wegzudenken, die Programmiersprache wird fast überall verwendet. Das liegt daran, dass die Skriptsprache im Vergleich zu vielen anderen leicht zu erlernen ist – wodurch gleichzeitig die Fehlerquote steigt. TypeScript wird eingesetzt, um die entstandenen Mängel bei JavaScript auszumerzen. Auftraggeber suchen womöglich verstärkt nach TypeScript-Spezialisten, weil diese bekanntlich auch JavaScript beherrschen.” Über die Erkenntnisse bei Swift und PHP sagt er: „Aufgrund der immer gefragteren App-Entwicklungen in allen Branchen werden zukünftig mehr JavaScript-basierte Programme wie eben TypeScript benötigt, wodurch PHP einen Rückschlag erlebt. Swift hat bereits in den vergangenen Jahren einen immensen Boom erlebt, wodurch die Zahl der Nachfragen nicht mehr massiv in die Höhe schnellt. Bei Java ist das ähnlich. Generell scheint es, dass aktuell sowie zukünftig vor allem business-getriebene Programmiersprachen an Bedeutung gewinnen.“

Top 20 Anwendungen: SAP dominiert den Markt für Geschäftssoftware

Während die Data-Warehouse-Lösung SAP Business Intelligence (BI) mit 41 Prozent den größten Verlust im Jahresvergleich verzeichnet, gewinnen generelle SAP-Skills (plus 39 Prozent) und die Datenbank-Anwendung SAP HANA (plus 27 Prozent) deutlich dazu. Auch Git (plus zehn Prozent) sowie GitLab (plus zwölf Prozent) waren häufiger gefragt als noch 2021. Sowohl die prozentual geringere Suche nach Amazon Web Services und Angular fallen ebenfalls auf.

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Bildquelle: freelancermap

Maas nimmt an, dass dieses Ergebnis ebenfalls dem starken Bedarf aus den Vorjahren geschuldet ist. Git, GitLab und SAP prognostiziert der Experte einen zukünftigen Status als Standard-Tools: „Immer mehr Programmierer griffen in den letzten Jahren auf GitLab und Git zurück. Beide Anwendungen lassen sich damit nur noch schwer vom Markt verdrängen. Gleiches gilt für SAP: Das Unternehmen dominiert gewissermaßen die Branche für Geschäftssoftware. Das liegt einerseits an dem veränderbaren Quellcode, der es versierten Kunden ermöglicht, eigene Anforderungen einzubauen. Auf der anderen Seite besitzt SAP mit der In-Memory-Datenbank HANA ein zukunftsweisendes Produkt, das sich optimal in die SAP-Software-Landschaft einbetten lässt,“ schließt Thomas Maas.

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Remote-Projekte: Über 100 Prozent Wachstumsrate seit 2020

Innerhalb der vergangenen fünf Jahre ist das Angebot von Projekten, die zu 100 Prozent als remote ausgeschrieben werden, deutlich angestiegen – Angaben wie „teilweise remote“ oder als Nebensatz in der Auftragsbeschreibung wurden an dieser Stelle ignoriert. Im Jahr 2017 enthielten weniger als zwei Prozent aller veröffentlichten Projekte auf freelancermap die Option, vollständig remote umgesetzt zu werden. „Mit Beginn der Corona-Krise ist das Remote-Angebot allerdings förmlich explodiert. Im Vergleich zu 2019 wurden im darauffolgenden Jahr 155 Prozent mehr Projekte ausgeschrieben, welche die Möglichkeit boten, vollkommen von zu Hause zu arbeiten,“ stellt Maas fest, und weiter: „Von allen möglichen Aufträgen waren das zwar immer noch ‚nur‘ rund fünf Prozent, doch der Trend ließ sich schon 2020 nicht leugnen und bricht bis heute nicht ab. Die Wachstumsrate liegt jährlich bei über 100 Prozent, im Jahr 2022 wurden 27 Prozent der Projekte als Remote-Arbeit ausgeschrieben. Für das Jahr 2023 erwarten wir, dass etwa ein Drittel aller Aufträge die Remote-Option beinhalten werden.“ Darüber hinaus schossen mit Beginn der Pandemie laut Maas auch die Angebote mit hybriden Arbeitsmöglichkeiten in die Höhe. Diese Entwicklung würde sich ihm zufolge ebenfalls fortsetzen und sich zunehmend als Standard in der Berufswelt etablieren.

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Bildquelle: freelancermap

Stundensatz-Prognose: Der Fachkräftemangel gibt 2023 den Preis vor

Bereits im Freelancer-Kompass 2022 wurde ermittelt, dass der Stundensatz bei Selbstständigen erstmals nach zwei Pandemiejahren wieder anstieg und somit bei 96,24 Euro lag (2021: 94,31 Euro). Thomas Maas prognostiziert, dieser Wert werde auch 2023 von den Freelancern angehoben: „Unseren Berechnungen zufolge könnten Freelancer 2023 Vergütungen in Höhe von durchschnittlich etwa 98,35 Euro pro Stunde fordern.“ Auch die Ergebnisse der letzten Umfrage würden diese Theorie stützen: „Die krisenbedingt gestiegene Unsicherheit unter den Selbstständigen sowie eine pessimistischere Wahrnehmung der Auftragslage aus den vergangenen Monaten werden sich ebenfalls in den zukünftig veranschlagten Preisen widerspiegeln. Es sprechen zwei Gründe für diese Annahme: Generell werden auch Freelancer die prognostizierte gesamtwirtschaftliche Erholung für sich nutzen und ihre Preise an die Gegebenheiten anpassen. Außerdem gibt der erstarkende Fachkräftemangel in Deutschland den freien Experten das Ruder in die Hand – das betrifft vor allem die IT-Branche, weshalb hochspezialisierte Freelancer ihre Stundensätze aller Voraussicht nach dementsprechend anheben werden.” 

Ausblick 2023: SAP und Remote-Work werden Standard

Laut Thomas Maas werden sich die ausgewerteten Entwicklungen auch 2023 fortsetzen, Trends werden sich verstärken. Da sich die Wirtschaft zunehmend digitalisiere, wird auch das Nutzen business-getriebener Programmiersprachen unerlässlich bleiben. Zudem habe sich SAP über die Jahre erfolgreich gegen andere Geschäftssoftware-Anbieter durchgesetzt und wird diese Position auch 2023 verteidigen. Remote-Möglichkeiten hätten sich laut Maas bereits innerhalb der vergangenen Pandemie-Jahre zum Standard entwickelt: „Es bleibt abzuwarten, welche HR-Trends sich darüber in der kommenden Zeit herauskristallisieren werden. Auch gehen wir davon aus, dass sich die Wirtschaft und damit auch die Auftragslage in 2023 zunehmend erholen wird. Gleichzeitig entwickelt sich der Fachkräftemangel zu einem immer größer werdenden Problem für Unternehmen und lässt sich nicht mehr ignorieren. Die Etablierung von Blended Workforces, also gemischten Teams aus festangestellten und freien Mitarbeitern, könnte hier eine Lösung sein, die dieser Problematik entgegengestellt werden kann.“

Thomas

Maas

CEO

freelancermap

Bevor Thomas Maas 2011 als Projektleiter bei freelancermap einstieg, war er bei Immowelt unter anderem im Produktmanagement tätig. Sein beruflicher Werdegang begann mit einer Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann. Dort stellte er fest, dass er nicht nur Spaß am Verkaufen hatte, sondern vor allem daran mit Menschen zu reden
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