Are you freelance-ready?

„Freelancer brauchen wir nicht”: Verschwenden Unternehmen ihr Potenzial?

Freelancer

Sie sind hochqualifiziert, oft kurzfristig verfügbar und eine echte Wunderwaffe im Kampf gegen den allgegenwärtigen Fachkräftemangel: Immer mehr Betriebe wissen die Vorteile von Freelancern zu schätzen.

Doch in der Regel sind Recruiting, Unternehmenskultur und Arbeitsformen noch sehr stark auf festangestellte Mitarbeiter:innen ausgerichtet. Wie Unternehmen selbstständige Expert:innen finden, für sich gewinnen und ihr Potenzial voll ausschöpfen können, weiß Thomas Maas, CEO von freelancermap, der größten Freelancing-Plattform im deutschsprachigen Raum.

Anzeige

570.000 Stellen blieben 2023 unbesetzt: Der Mangel an qualifizierten Fachkräften kostet die deutsche Wirtschaft 49 Milliarden Euro – Tendenz steigend. Dennoch sind Unternehmen oft noch zurückhaltend, wenn es um den Einsatz von Freelancern geht: Laut aktuellem Freelancer-Kompass, der größten Umfrage zu Gegenwart und Zukunft des Freelancings im deutschsprachigen Raum, bezeichnen 58 Prozent von über 3.000 Befragten die Auftragsakquise als ihre größte Herausforderung. Wie passt das zusammen? 

Deutschland ist ein Angestelltenland: Dr. Oliver Grün, Präsident des Bundesverbands IT-Mittelstand e. V. (BITMi), betont etwa, Freiberufler:innen seien zwar „eine gute Option, um das Team für spezifische Projekte und spezialisierte Aufgaben zu entlasten“. Einer dauerhaften Zusammenarbeit mit einem Freelancer stehe aber die „Unsicherheit über dessen Verfügbarkeit“ entgegen. Auch seien die Pflege einer „Teamkultur und ein kollegiales Miteinander“ schwierig und „aufgrund der höheren Kosten für die einzelne Arbeitsstunde schwer umsetzbar“. Vorbehalte, die für Thomas Maas von freelancermap kaum nachvollziehbar sind: „Angesichts der real exorbitanten Kosten des Fachkräftemangels wirkt das Preisargument wenig stichhaltig. Und wie Teamkultur gelebt wird, hängt von den Unternehmen selbst ab“, so der CEO von freelancermap. „Wer gute Rahmenbedingungen für den Einsatz von Freelancern schafft, kann deren volles Potenzial für mehr Wachstum sowie einen modernen, inklusiven Teamspirit erschließen.“

HR-Prozesse Freelancern anpassen

Schon die Projekt- und Personalplanung ist in vielen Unternehmen nicht darauf ausgerichtet, Selbstständige mit einzubeziehen. Dabei gibt es Konstellationen, in denen eine freiberufliche Zusammenarbeit für Firmen attraktiver sein kann als der Aufbau zusätzlicher Stellen: „Freelancer sind etwa für Bereiche, in denen Spezialwissen gefragt ist, die projektorientiert angelegt sind und unternehmerisches Denken voraussetzen, eine exzellente Wahl“, so Thomas Maas. „Deshalb ist ein klarer Plan, in welchen Bereichen und für welche Projekte Fachkräfte eingesetzt werden sollen, essenziell.“

Anzeige

Plattformen statt klassische Jobportale

Wo geeignete Rollen und Positionen für Freelancer identifiziert wurden, braucht es noch die passenden Kandidat:innen: Laut Freelancer-Kompass nutzt ein Großteil der Freiberufler:innen vorwiegend Projekt-Plattformen und persönliche Netzwerke für die Akquise und keine klassischen Stellenanzeigen auf Jobportalen. Für Auftraggeber:innen heißt das, beim Recruiting die passenden Kanäle zu wählen und die Stellenbeschreibung anzupassen. Freelancer legen beispielsweise mehr Wert auf detaillierte Projektbeschreibungen als auf einen ‚Arbeitsplatz in zentraler Lage‘ oder ‚kostenlose Getränke‘, da sie häufig remote arbeiten. 

Newsletter
Newsletter Box

Mit Klick auf den Button "Jetzt Anmelden" stimme ich der Datenschutzerklärung zu.

Freelancing als Teil der Unternehmenskultur etablieren

Freelancer sind hoch anpassungsfähig, haben aber in der Regel eine andere Arbeitsweise, als sie in den meisten Unternehmen üblich ist: Routinen, fehlende Verantwortlichkeiten und schwammige Anweisungen schrecken viele freie Expert:innen ab. „Unternehmen können aber von dem ‚frischen Wind‘ profitieren, der in der Zusammenarbeit mit Freelancern entstehen kann – und durch deren Agilität, Neugier und Ergebnisorientierung Inspiration für das gesamte Team generieren“, weiß Thomas Maas. Falls Auftraggeber:innen sich schwertun, Freelancer für ihre Projekte zu begeistern, kann dies ein Impuls sein, die Arbeitsbedingungen zu modernisieren.

Freelancer in das Projektteam miteinbeziehen

Haben sich Auftraggeber:in und Freelancer gefunden, kann auch ein gutes, auf freiberufliche Projektmitarbeiter:innen zugeschnittenes Onboarding viel zu einer gelingenden Zusammenarbeit beitragen: ein Meet-and-Greet mit dem Projektteam, das Bereitstellen von Ressourcen, feste Ansprechpartner:innen und klar definierte Aufgaben und Erwartungen gehören unter anderem dazu. Auch die Angestellten gilt es, mit ins Boot zu holen, um kein Konkurrenzdenken aufkommen zu lassen. Allen Beteiligten muss klar sein: Freelancer gefährden keine Arbeitsplätze – sie tragen vielmehr zu ihrer Erhaltung bei. Studien haben gezeigt, dass externe Fachkräfte die Produktivität erhöhen und sogar zusätzliche Arbeitsplätze schaffen.

Wichtig: Klare Verträge – und ein Statuscheck

Das wahrscheinlich am häufigsten gebrauchte Argument gegen eine Zusammenarbeit mit Freelancern ist die Sorge, die Freiberufler:innen könnten als scheinselbstständig eingestuft werden – und so noch Jahre später hohe Nachzahlungen an Sozialbersicherungsbeiträgen auslösen. 2022 trat deshalb eine Reform des Statusfeststellungsverfahrens in Kraft. Seither können Auftraggeber:innen schon vor Aufnahme der Tätigkeit kostenlos den Status von Freelancern bei der Clearingstelle der Deutschen Rentenversicherung klären lassen. Diese sogenannte Prognoseentscheidung führt zu einem rechtsgültigen Bescheid, mit dem die Auftraggeber:innen in Sachen Nachzahlung, auch zu einem späteren Zeitpunkt, auf der sicheren Seite sind. Abgesehen von etwas Papierkram, den es aber auch bei einer Neueinstellung zu erledigen gilt, stehen einer rechtssicheren Zusammenarbeit damit keine Hindernisse mehr im Wege. Klar formulierte Verträge mit einer ausführlichen Beschreibung der erwarteten Leistung sollten im Geschäftsverkehr ohnehin für jedes Unternehmen selbstverständlich – und damit kein Extra-Aufwand – sein. 

Die Zusammenarbeit mit Freelancern kann also zum „No-Brainer“ werden für Unternehmen, die sich darauf vorbereiten und gegenüber neuen Arbeitsformen aufgeschlossen zeigen: Sie können nicht nur dem Fachkräftemangel erfolgreicher begegnen. Sie profitieren auch von den vielen Vorteilen, die eine Zusammenarbeit mit Selbstständigen eröffnet.

(pd/freelancermap)

Anzeige

Artikel zu diesem Thema

Weitere Artikel

Newsletter
Newsletter Box

Mit Klick auf den Button "Jetzt Anmelden" stimme ich der Datenschutzerklärung zu.