Angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels greifen Unternehmen zunehmend auf Freelancer zurück, um Personalengpässe zu überbrücken und spezialisiertes Wissen ins Unternehmen zu holen.
Eine aktuelle Studie von Remote, einer Plattform für internationale HR-Lösungen, beleuchtet diesen Trend aus globaler Perspektive.
Freelancer als strategische Ressource
Immer mehr deutsche Unternehmen sehen in Freelancern nicht nur eine kurzfristige Lösung, sondern einen langfristigen Mehrwert für ihre Teams. Laut der Befragung von über 1.900 Unternehmen und 3.330 Freelancern weltweit – darunter jeweils 500 aus Deutschland – setzen 58 Prozent der deutschen Betriebe verstärkt auf freie Mitarbeitende. Besonders geschätzt werden deren Fachkenntnisse und die Möglichkeit, interne Kompetenzen gezielt zu ergänzen.
71 Prozent der befragten Arbeitgeber gaben an, dass Freelancer das Know-how ihrer Teams erweitern. Zudem erklärten 41 Prozent, dass Freelancer Fähigkeiten mitbringen, die intern nicht vorhanden sind. Darüber hinaus verbessern sie laut 42 Prozent der Unternehmen die Team-Auslastung und tragen positiv zur Projektumsetzung bei.
Verwaltung und Compliance als Stolpersteine
Der zunehmende Einsatz freier Mitarbeitender bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich – insbesondere für Personalabteilungen. Viele Unternehmen sind laut der Studie organisatorisch nicht ausreichend auf den professionellen Umgang mit Freelancern vorbereitet. 42 Prozent der Firmen verwalten Vertragsdaten und Abrechnungen nach wie vor mit veralteten Mitteln wie Tabellenkalkulationen. Die Folge: hoher Verwaltungsaufwand, Fehler bei der Bezahlung und verzögerte Honorare. Fast ein Drittel (29 Prozent) der Freelancer gibt an, regelmäßig verspätet bezahlt zu werden.
Ein weiteres Risiko stellt die rechtlich korrekte Einstufung freier Mitarbeitender dar. 44 Prozent der Unternehmen räumten ein, bereits Fehler bei der Klassifizierung gemacht zu haben. Gleichzeitig sind 34 Prozent der Freelancer überzeugt, dass sie in der Vergangenheit falsch eingestuft wurden – 16 Prozent davon sogar mehrfach.
Globale Zusammenarbeit trotz Grenzen
Der Trend zur Remote-Arbeit macht auch vor Freelancern nicht halt. 47 Prozent der befragten Unternehmen arbeiten mit Freelancern zusammen, die sich in Ländern befinden, in denen sie selbst keine Niederlassung besitzen. Trotz dieser geografischen Distanz sehen lediglich 28 Prozent der Unternehmen Kommunikationsprobleme – ein Hinweis darauf, dass die Integration internationaler Freelancer in bestehende Teams gut gelingt.
Pedro Barros, General Manager Contractors bei Remote, bringt es auf den Punkt: „Der steigende Einsatz von Freelancern ist ein globales Phänomen, und wir können erwarten, dass sich dieser Trend in den kommenden Jahren noch weiter verstärken wird – insbesondere in der IT-Branche und im Kundenservice.“
In welchen Bereichen Freelancer besonders gefragt sind
Die größte Nachfrage nach Freelancern herrscht in technologiegetriebenen und kreativen Bereichen. 45 Prozent der befragten Unternehmen betonten die Bedeutung freier Mitarbeit in IT und Engineering. Auch in der Kreativbranche (34 Prozent) sowie im Kundenservice (33 Prozent) und Marketing sind Freelancer stark gefragt. Dies spiegelt den wachsenden Druck zur Digitalisierung wider: Unternehmen setzen vermehrt auf Automatisierung, Künstliche Intelligenz und benutzerzentrierte Schnittstellen.
Ein interessanter Aspekt der Studie betrifft das Alter der Freelancer: 46 Prozent der Unternehmen geben an, häufiger mit Selbstständigen über 55 Jahren zu arbeiten. 43 Prozent von ihnen bevorzugen diese Altersgruppe bewusst, da sie als professioneller und zuverlässiger gilt als jüngere Freelancer.