Studie

Fachkräftemangel in der Halbleiterbranche steigt an

IT-Fachkraft

„Voraussetzung für die dringend nötige Aufholjagd der Halbleiterindustrie in Europa sind attraktivere Standortfaktoren. Der Standort Europa braucht günstige Rahmenbedingungen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dazu gehören gut ausgebildete Fachkräfte für die gesamte Wertschöpfungskette der Chipherstellung. Weitere entscheidende Standortfaktoren sind niedrige Kosten für die Bereitstellung von Energie und Wasser sowie für den Bau neuer Anlagen und Fabriken“, sagt BDI-Präsident Prof.

Dr.-Ing. Siegfried Russwurm anlässlich der von BDI und ZVEI vorgestellten Studie „Fachkräftesituation in der Halbleiter-Fertigung“. „Halbleiter sind das Fundament einer erfolgreichen industriellen Zukunft in allen Märkten. Angesichts des Mangels an Spezialisten ist die durch die EU angestrebte Steigerung der Produktionskapazitäten auf 20 Prozent des weltweiten Volumens bis 2030 unrealistisch. Wenn Europa seine Halbleiterproduktion signifikant steigern will, müssen Privatwirtschaft und Mitgliedsstaaten verstärkt in die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften investieren“, unterstreicht Russwurm.

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Eine im Auftrag von BDI und ZVEI erstellte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, dass im Jahresdurchschnitt rund 62.000 qualifizierte Fachkräfte in solchen Berufen fehlen, die unter anderem in der Halbleiterindustrie eingesetzt werden könnten. Zwar ist der Fachkräftemangel in anderen Branchen ähnlich hoch, doch spiegelt die Qualifikationsstruktur aller Berufe in der Halbleiterindustrie eine besonders hohe Technologisierung und Spezialisierung der Branche wider, die es nochmal schwieriger macht, qualifizierte Fachkräfte in kurzer Zeit zu gewinnen. „Stand heute kann bundesweit jede zweite offene Stelle in solchen Berufen nicht besetzt werden“, so ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel. „Dadurch gefährden wir die digitale und grüne Transformation, die nur gelingt, wenn Halbleiter etwa für neue energieeffiziente Prozesse in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen“, betont Kegel. Daher sei es notwendig, schnellstmöglich weitere Fachkräfte für den Halbleiter-Arbeitsmarkt zu aktivieren und neue Wege einzuschlagen. „Viel stärker als bisher müssen wir uns an den Bedarfen von Frauen, Quereinsteigenden und jungen Menschen orientieren und dürfen auch vor ungewöhnlichen Lösungen keine Scheu haben“, so der ZVEI-Präsident. Um dem Fachkräftemangel wirkungsvoll entgegenzutreten, sei es an der Zeit, stereotype Rollenbilder aufzubrechen, untypische Erwerbsbiografien anzuerkennen sowie insgesamt die berufliche Orientierung zu stärken.

Mehr weibliche Fachkräfte gewinnen und Potenziale von Quereinsteigenden nutzen

Die Studie zeigt, dass bei Weitem nicht alle Beschäftigungspotenziale zur Behebung des Fachkräftemangels ausgeschöpft werden. Die Frauenquote in der Elektrotechnik ist mit sieben Prozent weiterhin extrem niedrig und müsste erhöht werden. Auch die Höherqualifizierung und Weiterbildung sollte verstärkt werden: Einer Fachkräftelücke von über 2.100 nicht zu besetzenden Stellen in der Elektrotechnik steht laut Studie ein Arbeitslosenüberhang von über 7.300 Personen ohne spezifische Fachkenntnisse gegenüber, die bei entsprechender Weiterqualifizierung eingesetzt könnten. Darüber hinaus ist wichtig, die Ausbildungstätigkeit auszubauen: Es wird ganz wesentlich auf den fachlichen Nachwuchs ankommen, die Lücken zu schließen, die sich aus dem demografischen Wandel ergeben. Schließlich können Bewerbende, die formal das gewünschte Qualifikationsniveau mitbringen, aber bislang in einem anderen Beruf gearbeitet haben, für die Halbleiterindustrie eingesetzt werden. Die Studie zeigt zum Beispiel, dass es im Bereich der Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe derzeit zu wenige offene Stellen gibt, während Fachkräfte im technischen Service für Wartung und Instandsetzung dringend gesucht werden.

Über die Studie „Fachkräftemangel in Berufen der Halbleiterindustrie“

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Bei der Studie handelt es sich um eine empirische Analyse, die die Fachkräftesituation in den Berufen beschreibt, die für die Halbleiterbranche als relevant definiert wurden. Zur Berechnung der offenen Stellen wurden die Meldequoten der Bundesagentur für Arbeit sowie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hochgerechnet. Die Studie wurde im Dezember 2022 vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des BDI und des ZVEI erstellt.

www.zvei.org

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