Vorstellungsgespräche per Video – eine Herausforderung für alle, die den persönlichen Kontakt als Personaler schätzen. Wie man trotzdem so nahe wie möglich an die analoge Variante herankommt, erklärt Personalexperte und Geschäftsführer der Baulig Consulting GmbH, Markus Baulig.
Seit der Coronakrise ist vieles neu und anders. Besonders Unternehmen, die sich bisher nicht mit der Digitalisierung befasst haben, stehen nun vor großen Herausforderungen. So natürlich auch bei der Mitarbeitersuche. Vorstellungsgespräche per Video sind nun angesagt, um das Infektionsrisiko zu senken. Doch auf was muss man dabei achten? Was sollte unbedingt vor dem Online-Gespräch vorbereitet werden? Darf das digitale Vorstellungsgespräch aufgezeichnet werden? Markus Baulig hat die wichtigsten Punkte und die häufigsten Fehler schon häufig gesehen – und hier zusammengefasst.
Was Sie tun sollten:
Gute Connection
Das bei einem Gespräch über das Internet die Verbindung ausreichend gut sein sollte, erklärt sich eigentlich von selbst. Doch zu einer guten Verbindung gehört mehr, als die Datenrate der Internetleitung. Während normale Vorstellungsgespräche oftmals per Mail verabredet werden, braucht es bei einem virtuellen Vorstellungsgespräch definitiv ein vorheriges Telefonat. Hier müssen unter anderem Punkte geklärt werden wie: Nutzen alle die gleiche Software? Verfügen alle Teilnehmer über eine Webcam und ein Mikrofon? Hier kann übrigens auch geklärt werden, was passiert, wenn es zu einer Störung kommen sollte. Das Telefon sollte auf jeden Fall griffbereit liegen.
Ordentlich vorbereiten
Ein virtuelles Vorgespräch sollte, wie auch ein echtes Vorstellungsgespräch, natürlich gut vorbereitet sein. Schreiben Sie sich also im Vorfeld auf, was sie den Bewerber oder die Bewerberin fragen möchten und welche Informationen Sie von der anderen Person in jedem Fall bekommen wollen. Wenn Sie öfters Bewerbungsgespräche führen, macht es auf definitiv Sinn, einen einheitlichen Leitfaden für diese Gespräche zu entwickeln. diesen Leitfaden können Sie permanent weiterentwickeln, so sollten Sie auch nach dem Gespräch direkt aufschreiben welche Fragen gut waren und wo noch Optimierungsbedarf besteht.
Die richtige Durchführung
Ein gutes Bewerbungsgespräch sollte, egal ob virtuell oder analog, in jedem Fall einem klaren Plan folgen. Dazu gehört, vor dem Gespräch zu überprüfen, ob bei allen Beteiligten Kameras und Mikrofone gut funktionieren und die Internetleitung stabil ist. Am Anfang des Gesprächs empfiehlt es sich, dass sie kurz darlegen, wie das Gespräch genau ablaufen soll. im Idealfall starten Sie mit ein bisschen Smalltalk und dann ihren Fragen. Wenn Sie alle Antworten haben, kann der Bewerber natürlich auch Fragen stellen.Schließlich geklärt werden, wie es eigentlich weitergeht und wann der Bewerber mit weiteren Schritten rechnen kann.
Was Sie lassen sollten:
Unmotiviert in der Küche sitzen
Dieser Punkt klingt relativ offensichtlich, wird in der Praxis aber sehr häufig falsch gemacht. Natürlich sitzen die meisten Personaler nicht in der Küche, haben dafür aber einen anderen unaufgeräumten, hässlichen oder ablenkenden Hintergrund. der nächste Punkt der in der Regel häufig falsch läuft: das Licht ist schlecht. Vermeiden Sie dunkle Räume und setzen sie sich nicht mit dem Rücken zum Fenster. Wenn sie ohnehin häufig Videogespräche führen, lohnt es sich, in eine zusätzliche Lichtquelle wie etwa ein Ringlicht zu investieren. Nächster wichtiger Aspekt sind Ihre Körpersprache und Ihr Outfit. Obwohl beide Gesprächspartner gerade zu Hause sitzen, führen sie trotzdem ein formelles Bewerbungsgespräch und sollten sich dementsprechend kleiden und verhalten. Machen Sie es sich also nicht zu gemütlich!
Heimlich mitschneiden
Die wollen sich das Bewerbungsgespräch später noch einmal in Ruhe ansehen? Dann kommen Sie bloß nicht auf die Idee, es heimlich mitzuschneiden. Denn das ist nicht erlaubt. Wenn Sie das Gespräch mitschneiden wollen, bitten Sie Ihren Gesprächspartner oder ihre Gesprächspartnerin natürlich um Erlaubnis. Diese Erlaubnis muss bereits vor dem Beginn der Aufzeichnung erteilt werden, und sollte während des Gesprächs noch einmal wiederholt werden. Es versteht sich von selbst, dass dieses Video nur für interne Zwecke verwendet und einen gewissen Zeitraum gespeichert werden darf.
Ziellos umherirren
Egal wie gut oder schlecht Sie sich mit der Person im Gespräch verstehen: Es geht in einem Bewerbungsgespräch, egal ob persönlich oder in Videoform, nur darum, herauszufinden, ob diese Person in Ihrem Unternehmen gut arbeiten kann. Alles, was sie im Gespräch sagen und tun, sollte einzig und allein dem Zweck dienen, das herauszufinden. Definieren Sie im Vorfeld ganz klar die Punkte, die Ihnen wichtig sind, und auch die Punkte, die für Sie Ausschlusskriterien darstellen.
Markus Baulig, Personalexperte und Geschäftsführer der Baulig Consulting GmbH, https://www.andreasbaulig.de/