Viele neidische Beobachter denken, ein IT-Sicherheitsanalyst könne sich vor Angeboten nicht retten. Ebenso wenig vor viel Geld angesichts des gerade in diesem Bereich grassierenden Fachkräftemangels. Aber Fachkräftemangel ist auch ein Zeichen für eine anstrengende, überlastende Aufgabe. Burnout kann auch für IT-Sicherheitsexperten ein Problem werden. Hacker kennen keinen Feierabend. Nur Organisationen, die ihre IT hinsichtlich Ressourcen und Technologien hinreichend aufstellen, können den Burnout ihrer IT-Defensive verhindern.
Cybersicherheitsexperten stehen an vorderster Front der Abwehr. Herzstück der Sicherheit vieler Organisationen ist ein Security Operation Center (SOC), das typischerweise von einem Team erfahrener Sicherheitsexperten geleitet wird. Hier fungieren Sicherheitsanalysten als Ersthelfer, die dafür verantwortlich sind, Gefahren zutreffend zu identifizieren, um angemessen und effizient auf sie zu reagieren. Selbst bei ausreichenden personellen, technischen und finanziellen Ressourcen bleibt dies eine verantwortungsvolle und anspruchsvolle Aufgabe. Um sie zu erfüllen, ist eine rigorose, analytische, problem- und detailorientierte Denkweise erforderlich.
Jeden Tag müssen die Analysten stetig wachsende, von komplexen Systemen generierte Datenmengen durchforsten. Es kann zu schwerwiegenden Folgen kommen, wenn der Experte einen Angriff übersieht, einen Sicherheitsvorfall falsch einschätzt oder auf die Masse an Angriffen nicht reagiert. Verantwortlich ist zudem im Zweifelsfall vor allem der Sicherheitsexperte. Der Druck ist hoch und es ist nicht verwunderlich, dass die Stärken und Fähigkeiten dieser Experten häufig einen mentalen Preis haben: Laut einer Cyberark-Studie für Großbritannien sind mit 58 Prozent mehr als die Hälfte aller Security Professionals in UK von Burnout betroffen. In Deutschland dürfte die Lage ähnlich aussehen.
Mehrere Faktoren als Burnout-Auslöser
Sicherheitsanalysten erleben Burnout und all seine Folgen für Körper, Psyche, Motivation und die Qualität der Arbeit aufgrund des enormen Drucks, Analysen zu leiten, präzise Erkenntnisse zu liefern, komplexe Informationen zu verarbeiten, enge Fristen einzuhalten sowie oft unter unmittelbarem Zeitdruck handeln und entscheiden zu müssen. Die Situation wird noch drückender durch Fehlalarme und fehlende Kontextinformationen, um einen Sicherheitsvorfall richtig zu beurteilen. Begrenzte Ressourcen verschärfen diese Situation.
In vielen Unternehmen gibt es nicht einmal ein SOC, sondern Einzelkämpfer müssen nicht nur die Aufgabe der IT-Sicherheit erfüllen – sondern oft noch weitere. Dazu kommen isolierte Tools, die in Wirklichkeit noch mehr Aufwand erzeugen anstatt zu helfen. Solche Stressoren bleiben auch in einem Bereich, der in der Regel hochqualifizierte Personen anzieht, nicht ohne Folgen. Die Stressfaktoren häufen sich und können die körperliche und geistige Gesundheit beeinträchtigen.
Aus dem spezifischen Aufgabenbereich eines IT-Sicherheitsanalysten heraus können mehrere Faktoren das Burnout-Risiko erhöhen. Dazu gehören:
- Falsche Alarme: Ungefiltert können sie ab einer gewissen Menge dazu führen, dass die IT-Experten abstumpfen, sich frustriert fühlen und denken, ihre Arbeit sei nicht relevant.
- Technologische Grenzen: Mangelhaft oder nicht automatisierte, für die Cyber-Sicherheit relevante Abläufe, eine begrenzte Telemetrie und das Fehlen zentralisierter Analysefunktionen und unzureichende Abwehrtools. Sie verhindern, dass Analysten effektiv auf Alarme reagieren können.
- Fehlender Kontext zu Cybervorfällen: Sicherheitsanalysten müssen Risiken oft schnell bewerten, ohne über wichtige Telemetrie- und Kontextinformationen zu verfügen. Ein Mangel an Sichtbarkeit von IT-Systemen oder an Funktionalitäten der Tools kann sich durch fehlende Qualifikation oder Expertise des Analysten noch verschärfen.
- Einzelkämpfer-Gefühl: Unzureichende Werkzeuge, fehlende Prozesse und Verfahren, zu wenig Personal, eine schlechte Kommunikation, mangelnde Hilfe durch andere Teams oder Geldmangel erzeugen das Gefühl, dass die Analysten auf sich allein gestellt sind.
- Hohes Arbeitspensum: Sicherheitsanalysten stoßen schnell an ihre Grenzen: Sie müssen große Mengen von Daten durchsuchen, auch Fehlalarme irgendwie bearbeiten, Berichte erstellen und intern im Unternehmen kommunizieren. Vor allem müssen sie im Ernstfall jederzeit schnell und richtig reagieren.
Von der Selbstfürsorge zur Resilienz durch eine organisierte und starke Cyberabwehr
Burnout-bedingte Leistungsabfälle oder gar Personalausfälle sind eine enorme Gefahr für die IT-Sicherheit und damit für das Unternehmen. Um sie zu vermeiden, gelten auch bei Sicherheitsanalysten die grundsätzlichen Empfehlungen für eine stressvermeidende Arbeits- und Lebensweise. Um diese einzuhalten, ist ein ausreichender Personalbestand unverzichtbar.
Zu den Strategien, um Burnout-Risiken zu senken, gehören geplante Pausen, regelmäßige Schlafmuster, körperliche Aktivität, Auszeit und Stressabbau in der Freizeit etwa durch Hobbies. Auch Sicherheitsanalysten sollten in einer offenen Kommunikation Probleme mit ihren Vorgesetzten besprechen und gegebenenfalls alternative Arbeitsregelungen prüfen. Auch in der Cyberabwehr kommt es darauf an, Warnzeichen frühzeitig zu erkennen und die richtige Balance zu finden, um die Kontrolle zu behalten.
Darüber hinaus spielt aber auch eine leistungsfähige IT-Abwehr eine wichtige Rolle, um die Analyse- und Reaktionsfähigkeit der Sicherheitsanalysten in einem externen oder internen Security Operation Center oder in der eigenen IT-Administration zu verbessern. Dazu gehören:
- Auswahl der richtigen IT-Sicherheitstools: Risiken mit hoher Genauigkeit identifizieren, Fehlalarme minimieren und verwertbare Informationen über eine zentrale Plattform für Cybersicherheit bereitstellen, ist immens wichtig für eine effiziente Abwehr. Analysten sollten nicht mit mehreren Konsolen jonglieren müssen, um ihre Aufgaben zu erledigen. Eine einheitliche Plattform vereinfacht den Workflow und ermöglicht es den Experten, sich auf die anstehende Aufgabe zu konzentrieren, ohne dass allein durch die Administration unterschiedlicher Tools Mehrarbeit entsteht.
- Automatisierung: Sich wiederholende Aufgaben werden von IT-Technologien oft besser und schneller erledigt. Das entlastet die Analysten für wichtigere Arbeiten und schafft Zeit für grundlegendere Aufgaben oder für die stets notwendige Weiterbildung.
- Prozesse und Verfahren festlegen und trainieren: Ein solches Vorgehen gibt Sicherheit und bezieht sämtliche Mitarbeiter im Unternehmen mit ein. Das hilft gegen das Gefühl, ein Einzelkämpfer zu sein.
Ein vorausschauendes und verantwortungsvolles Management erkennt den Druck der IT-Teams und Sicherheitsbeauftragten an und stellt sicher, dass ein Security Operation Center über genug und einschlägige Ressourcen verfügt. Schulungen, um das Wissen und die Fähigkeiten zur Analyse und zur Reaktion zu verbessern, entweder durch internes Mentoring oder durch externe Anbieter, sollten die Verantwortlichen stets anbieten.
Die Rolle von MDR-Services von Drittanbietern
Darüber hinaus hilft vor allem die Erkenntnis, dass auch Sicherheitsanalysten eine externe Hilfe von außen nötig haben. Kein Sicherheitsanalyst kann auf sich allein gestellt für Sicherheit garantieren – ganz gleich, welche Branche oder welche Größe. In der sich ständig weiterentwickelnden Landschaft der Cybersicherheit hat sich die Inanspruchnahme von MDR- bzw. SOCaaS-Diensten von Drittanbietern zu einem strategischen Imperativ entwickelt.
Diese Dienste dienen einem doppelten Zweck: als vollständiger Ersatz für Unternehmen, denen es an dedizierten Sicherheitsexperten mangelt, oder als Support für bestehende Sicherheitsteams. Mit vorab genehmigten Aktionen und klar definierten Einsatzregeln können Kunden das Arbeitsaufkommen ihrer internen Analysten genau kontrollieren und entscheiden, wieviel Verantwortung sie an den MDR-Dienst eines Drittanbieters delegieren möchten.