Das Büromodell des 20. Jahrhunderts hat ausgedient. Im 21. Jahrhundert wird es eine Vielzahl unterschiedlicher Modelle geben, die unter dem Begriff Hybrid Working zusammengefasst werden. Sie ermöglichen es Unternehmen, aus einem größeren Pool von Arbeitskräften zu rekrutieren und so vielfältigere und kreativere Teams zusammenzustellen.
Weltweit erfolgreiche Organisationen konzentrieren sich auf eine Kombination aus flexiblem Arbeiten, Wohlbefinden der Mitarbeiter, unterschiedlichen Qualifikationen und der Automatisierung digitaler Tools. So binden sie Talente an sich und erzielen gleichzeitig Umsatz- und Gewinnwachstum. Dies sind die Ergebnisse der „Future of Work“-Umfrage von Infosys, die unter leitenden Angestellten und Managern in sechs Ländern durchgeführt wurde, darunter auch Deutschland.
Die Pandemie hat neue Arbeitsmodelle in den Unternehmen beschleunigt, die weit in die Zukunft reichen. Eine neue Studie des Infosys Knowledge Institute zeigt, dass die am schnellsten wachsenden Unternehmen diejenigen sind, die ihre Tools schnell automatisierten und ihre Technologien modernisierten. Sie haben eine größere Vielfalt an Talenten eingestellt sowie ihre Mitarbeiter weiterqualifiziert. Insgesamt sind diese Initiativen für ein zusätzliches Gewinnwachstum von 7,7 Prozent und ein Umsatzwachstum von 6,7 Prozent verantwortlich, so die Ergebnisse der Studie.
Im aktuellen Umfeld ist die Mitarbeiterbindung weiterhin eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Erfolg von Unternehmen. Diejenigen, die ihre Mitarbeiterbindung zwischen 2020 und 2022 erhöhten, hatten eine um fast ein Fünftel (20 Prozent) höhere Wahrscheinlichkeit, auch Umsatz und Wachstum zu steigern – im Vergleich zu Firmen, deren Mitarbeiterbindung laut eigener Angabe in diesen zwei Jahren sank. Einer der Gründe dafür: ein höherer Anteil an Remote Work. 65 Prozent der Führungskräfte gaben an, dass sie planen, Remote-Arbeitsmodelle auszuweiten, um Talente zu gewinnen und/oder zu halten.
Die Ergebnisse der Studie zeigen zwar, dass die Ausweitung von Remote-Arbeitsmodellen primär von den Mitarbeitern ausgeht. Allerdings sind die Unternehmen am ehesten in der Lage, Mitarbeiter an sich zu binden, die zusätzliche Maßnahmen wie Wellness-Initiativen, HomeOffice-Stipendien und vor allem Schulungs- und Umschulungsprogramme anbieten. Die Modernisierung und Automatisierung digitaler Tools, Gehaltserhöhungen und BYOD-Optionen (Bring Your Own Device) wirken sich den Infosys-Daten zufolge ebenfalls spürbar positiv aus.
Natürlich ist die Art der Arbeit ein wichtiger Faktor, ob und in welchem Umfang ein Mitarbeiter von Remote-Arbeitsmodellen profitiert. Auch kulturelle und wirtschaftliche Faktoren spielen eine Rolle bei der Entscheidung für Home Office oder der Arbeit im Büro. Die Infosys-Studie zeigt, dass im Durchschnitt etwa 20 Prozent der Mitarbeiter im Home Office arbeiten. Erfolgreiche Unternehmen achten jedoch weniger auf den Arbeitsort eines Mitarbeiters, sondern konzentrieren sich auf eine diverse Zusammensetzung und Vielfalt des Teams. Diese ist ebenso wichtig wie die Art und Weise, wie Mitarbeiter bei ihrer Arbeit unterstützt werden. Erhalten sie zum Beispiel die richtigen Anwendungen und Hardware, entsprechende Schulungen und den Zugang zu den Ressourcen, Werkzeugen und Anwendungen, die sie benötigen, werden sie effektiv arbeiten und sich weiterentwickeln – und damit auch das Unternehmen im Allgemeinen. Sie sind dann in der Lage, ihre beste Leistung zu erbringen.
Die Studie hat drei Schlüsselfaktoren für den Erfolg von Unternehmen im Zeitalter von Remote-/Hybrid-Arbeitsmodellen identifiziert.
Die Mitarbeiter sind am Steuer
Hybrides Arbeiten nimmt zu: 41 Prozent der Unternehmen planen, in den nächsten zwei Jahren mehr Mitarbeiter unter einem solchen Modell einzustellen – ein Zuwachs von vier Prozent seit Beginn der Pandemie. Remote Work ist somit weiterhin auf dem Vormarsch. Dies liegt nicht nur an der Präferenz der Mitarbeiter, sondern auch an den Führungskräften, von denen zwei Drittel (59 Prozent) zumindest einen Teil ihrer Arbeitszeit von unterwegs arbeiten. Dieses Ergebnis überraschte ein wenig: In der Vergangenheit zogen es viele Führungskräfte vor, vom Büro aus zu arbeiten – und verlangten dies auch von ihren Teams.
Ist es schwierig, neue Mitarbeiter mit der benötigten Expertise zu finden, ist es umso wichtiger erfahrene Mitarbeiter zu halten und an sich zu binden. Hybride und Remote-Arbeitsmodelle bieten hier eine große Chance und lösen eine weitere Herausforderung: den Mangel an qualifizierten Mitarbeitern. So nannten 65 Prozent der Befragten der Infosys-Studie die Notwendigkeit, Talente mit entsprechenden Qualifikationen zu gewinnen als Grund für eine höher Zahl an remote arbeitenden Teams. In Deutschland nannten 29 Prozent der Befragten dies als wichtigsten Grund. Weitere Gründe waren die Bindung von Mitarbeitern (18 Prozent) sowie die Kosten für die Einstellung (16 Prozent).
Diversifizierung und Entwicklung von Fähigkeiten fördern das Unternehmenswachstum
Die Studie unterstreicht, wie wichtig die Aus- und Weiterbildung ist, um das Geschäftswachstum voranzutreiben. Ein Team mit breit gefächerten Qualifikationen führt zu einer Gewinnsteigerung von 3,9 Prozentpunkten – was einer Gewinnsteigerung von 145 Milliarden US-Dollar entspricht – sowie zu einer Umsatzsteigerung von 2,5 Prozentpunkten – was einer Umsatzsteigerung von 503 Milliarden US-Dollar in den in der Studie befragten Ländern (einschließlich Deutschland) entspricht.
Unternehmen haben zweifellos erkannt, dass Schulungen sowohl das Wachstum der Firma an sich als auch das der Mitarbeiter fördern: Mehr als zwei Drittel der Befragten gaben an, dass Trainings sehr effektiv sind, wenn es darum geht, die Einführung digitaler Technologien voranzutreiben – ein deutlich höherer Prozentsatz als bei anderen Methoden, darunter beispielsweise Tools, um digitale Technologien einzuführen, interne Champions und Change Management. Vielfältige Fähigkeiten sollten also nicht nur ein Lippenbekenntnis sein, da sie den Erfolg eines Unternehmens steigern: Auf den Menschen ausgerichtete Maßnahmen wie Fortbildungen, Umschulungen und der Einsatz moderner Kollaborationsplattformen können das Unternehmenswachstum um bis zu 63 Prozent steigern.
Workplace Automation ist das nächste große Thema
In den vergangenen beiden Jahren ging es um Remote-Arbeit, in den nächsten beiden Jahren wird es darum gehen, digitale Werkzeuge am Arbeitsplatz zu automatisieren und zu modernisieren. Organisationen investieren zunehmend in digitale Tools und modernisierte Systeme, um Hybrid oder Remote Work zu verbessern. Die Pandemie ermöglichte eine rasche Ausweitung und Einführung virtueller Technologien am Arbeitsplatz. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Tools immer zuverlässig und effektiv waren. Die Infosys-Forschungsdaten zeigen, dass diese Herausforderungen nach wie vor bestehen – und die Unternehmen wenden sich einer Reihe weiterer digitaler Technologien zu, um sie zu lösen.
Videokonferenzen und Tools für die Zusammenarbeit ermöglichten es den Unternehmen, in den ersten Monaten der Pandemie den Betrieb aufrechtzuerhalten. Die Teams waren in der Lage, sich zu vernetzen, zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten, obwohl sie räumlich voneinander getrennt waren. Diese Anwendungen bleiben weiterhin wichtig und wurden weiterentwickelt, um Menschen zu unterstützen, remote zu arbeiten. Ein überraschendes Ergebnis der Studie: Während E-Mail weiterhin wichtig ist, sind Videokonferenzen und virtuelle Zusammenarbeit rückläufig. Konversationsbasierte Tools wie Slack oder Microsoft Teams oder Chat-basierte Tools wie WhatsApp sind dagegen weiterhin beliebt.
Fünf Empfehlungen, die Unternehmen zum Erfolg verhelfen
Auf der Grundlage der Studienergebnisse gibt es fünf Empfehlungen, die es den Unternehmen ermöglichen, in dem sich schnell verändernden Geschäftsumfeld erfolgreich zu sein. Erstens sollten sie weiterhin für Flexibilität bei hybriden Arbeitsmodellen sorgen: Dazu gehört es, Remote-Arbeit zu unterstützen und Arbeitsmodelle kontinuierlich weiterzuentwickeln. Zweitens ist die Investition in moderne Technologien der Schlüssel, um den Erfolg hybrider Arbeitsmodelle zu gewährleisten – und damit zum Erfolg des Unternehmens insgesamt beizutragen. Allerdings müssen möglicherweise eine Reihe bestehender Prozesse aktualisiert oder angepasst werden, um bessere Ergebnisse zu erzielen. Drittens geht es um die Messung ganzheitlicher Produktivitätskennzahlen. Die Unternehmen sollten diese Messgrößen weiterentwickeln, wenn sich die Arbeitsmodelle ändern. Andernfalls werden Mitarbeiter an überholten KPIs gemessen. Viertens: Organisationen sollten die Suche nach Talenten diversifizieren, um neue Wachstumsmöglichkeiten zu erschließen. Und fünftens ist eine Investition in ein starkes digitales Erlebnis notwendig.