Qualifizierte Fachkräfte fehlen in vielen Bereichen. Besonders hart ist allerdings die ITBranche betroffen. Laut des Branchenverbands Bitkom stieg die Zahl der unbesetzten ITStellen innerhalb eines Jahres um mehr als 50 Prozent. Mit fortschreitender Digitalisierung wird sich dieser Fachkräftemangel auch in Zukunft weiter verschärfen.
Nicht zuletzt, weil die Entwicklung und Integration innovativer Technologien in vielen Unternehmensbereichen neuartige Aufgabenbereiche entstehen lassen, die durch neues Personal abgedeckt werden müssen.
ITler werden überall gesucht und können sich ihren zukünftigen Arbeitgeber mehr oder weniger aussuchen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass sich Unternehmen heutzutage bei ihren zukünftigen Mitarbeitern bewerben müssen und nicht andersrum. Spannende Projekte, flexible Arbeitszeiten und -methoden, eine angemessene Bezahlung und viele weitere Benefits sind von Nöten, um die mehr denn je gefragten Talente von sich zu überzeugen. Um im War for Talents passende Arbeitskräfte für sich gewinnen zu können, sind innovative Recruiting-Methoden gefragter denn je.
Recruiting mit neuem Ansatz: motivationsbasiert und anonym
Während Fachkenntnisse und Berufserfahrungen noch vor wenigen Jahren zu den wichtigsten Einstellungskriterien gehörten, werden Soft Skills heutzutage immer relevanter. Viele Firmen halten beim Auswahlprozess von Bewerbern jedoch noch immer an alten Prozessen fest. Doch nicht immer ist es zwingend erforderlich, dass der Kandidat bereits mit Anstellungsbeginn über alle Fähig- und Fertigkeiten verfügen muss, um eine zu besetzende Stelle ausüben zu können. Vor allem in Zeiten des sich stetig zuspitzenden Fachkräftemangels müssen Unternehmen an dieser Stelle umdenken. Der Markt sollte intensiv beobachtet, verschiedene Trends und Entwicklungen genau im Auge behalten werden. Zudem öffnet ein Umdenken dieser alten Selektionsweise viele neue Türen und steigert die Auswahl an Bewerbern erheblich.
Der Fokus bei Vorstellungsgesprächen sollte demnach nicht mehr ausschließlich auf dem Abfragen von Vorkenntnissen und bereits erlangten Qualifikationen liegen, sondern auch potenzialbasierte, übergreifende Fähigkeiten wie logisches Denken oder Motivation abdecken. Anders als Hard Skills können diese sozialen Kompetenzen nämlich nur sehr schwer erlernt oder antrainiert werden. Beim motivationsbasierten Recruiting stehen genau diese Potenziale im Vordergrund. Bewerbereigenschaften wie beispielsweise Durchhaltevermögen oder Flexibilität werden über persönliche Gespräche oder psychologische Tests direkt evaluiert und tragen maßgeblich zur Auswahl der neuen Mitarbeiter bei. Dieser Ansatz bietet auch Quereinsteigern die Möglichkeit, ihren Job zu wechseln und in einem neuen Beruf durchzustarten. Verschiedene interne, aber auch externe Schulungen tragen zusätzlich dazu bei, das neue Personal weiterzubilden und ihm somit einen guten Start im neuen Tätigkeitsbereich zu ermöglichen.
Neben dem motivationsbasierten Recruiting-Ansatz sind auch anonymisierte Bewerbungsprozesse immer mehr im Kommen. Name, Herkunft, Alter oder Geschlecht des Kandidaten finden in der eingereichten Bewerbung keinerlei Erwähnung. Dies ermöglicht Unternehmen eine komplett neutrale Betrachtung und Bewertung der Unterlagen.
Unternehmen profitieren von Quereinsteigern und Diversität
Um als Unternehmen in Zeiten des Fachkräftemangels erfolgreich bei der Personalsuche zu sein, sollten alte Denkweisen überdacht und neue innovative Ansätze genutzt werden. Hierbei
sollten Unternehmen vermehrt auf Diversity und Jobwechsler setzen. Obwohl diese bislang nicht das Ideal vieler Entscheider und HR-Chefs verkörpern, bieten sie vor allem der ITBranche eine große Chance. Die Zahl potenzieller Kandidaten steigt enorm, zudem ist Vielfalt ausschlaggebend für das Entstehen von Innovationen und das Lösen von schwierigen ITSachverhalten. Ein vielfältiges Team bringt nicht nur verschiedenartige Standpunkte in Diskussionen ein, sondern wartet auch mit einer bunten Mischung an neuen Ideen und abwechslungsreichen Betrachtungsweisen von verschiedenen Themen auf. Nicht selten können Probleme so aus ganz frischen Perspektiven heraus betrachtet und neue Lösungsansätze gefunden werden. Quereinsteiger verfügen zudem über Erfahrungen aus anderen Berufen und bringen sich oft durch neuartige Impulse beim Finden von Lösungen oder der Entwicklung von Prozessen ein. Hierin verbirgt sich ein riesiges Potenzial, das von deutschen Unternehmen schnellstmöglich genutzt werden sollte. Denn genau hier besteht noch sehr großer Nachholbedarf.