Wissensmanagement mit Künstlicher Intelligenz (KI) erreicht ein neues Level: Die heutigen Möglichkeiten mit digitalen Systemen zu interagieren, sind bahnbrechend. Mittlerweile liegen umfassende Use Cases aus jahrelangen Forschungen vor, deren Ergebnisse jetzt Gold wert sind.
Auch ist derzeit die benötigte Rechenkapazität breit vorhanden, so dass diese bisherige Hürde vorerst aus dem Weg geräumt ist. Der Boden für weitere Entwicklungen scheint geebnet – nur wofür genau?
Wann und wie hilft uns beziehungsweise Unternehmen künstliche Intelligenz (KI) im Berufsalltag tatsächlich? Was ist sinnvoll, was nicht? Fakt ist: Unaufgefordert passiert erstmal nichts. Der Mensch füttert die KI – und gibt das Ziel vor. Heißt auch, ihm ist im besten Fall vor der „Zusammenarbeit“ klar, was er will. Der Anspruch an das Ergebnis und seine Qualität sollten vorab klar definiert sein. „Das hat natürlich viel mit „Digital Literacy“ und einem intrinsischen Verständnis des Themas zu tun. Nur mit der nötigen Kompetenz lassen sich KI-Einsätze erfolgreich anleiten und umsetzen“, so Thomas Steirer. Der erfahrene Medieninformatiker arbeitet bei Nagarro und setzt sich leidenschaftlich für den Brückenschlag zwischen Mensch und Maschine ein.
Mit „Ginger“ den Business-Alltag regeln
Im Unternehmen selbst ist das bereits geglückt: Die AI-Plattform „Ginger“ hat sich nach fünf Jahren Forschung zu einem vielversprechenden Assistenztool entwickelt, das intern genutzt und mit Erfolg extern vertrieben wird. Die international führende Organisation für Digital Engineering setzt „Ginger“ als KI-Assistenten unter anderem im HR-Bereich ein. Iris-Sabine Bergmann, Director People Enablement in Österreich, schätzt das Tool für die Bereiche Onboarding, Mitarbeiterzufriedenheit, Aus- und Weiterbildung sowie klassischen Informationsaustausch. „Ginger ist mir in meinem beruflichen Alltag ein wertvoller Prozessbegleiter geworden“, erklärt Bergmann. Und führt weiter aus, dass „Ginger“ sowohl nach dem Push- als auch dem Pull-Prinzip agiert. „Fragen der Belegschaft etwa nach bestehenden Schulungsangeboten oder Urlaubstagen sind klassische Fälle von Pull. Im Push-Bereich erhalten wir von der KI effektive Anstöße – etwa für Feedback-Gespräche oder individuelle Weiterbildungsmöglichkeiten.“
Seitdem sich der simple und früher doch etwas unflexible Chatbot, gefüttert mit FAQs, zu einem Tool mit ausgereiftem Support-Ticketing entwickelt hat, ist auch die Akzeptanz bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern deutlich gestiegen. Thomas Steirer, CTO bei Nagarro, nutzt „Ginger“ gerne nach seinem Urlaub, das Tool berichtet ihm dann sehr prägnant die wichtigsten Meeting-News. So startet er dank seines KI-Assistenten mit etwas weniger Informationsflut entspannt vorbereitet in die Arbeitswoche. Umfangreichen oder auch sehr komplexe Informationen erfassen können KI-Tools wie „Ginger“ mittlerweile ganz hervorragend. Dank Technologien dieser Art sind Mitarbeitende in kürzester Zeit über unterschiedlichste Thematiken informiert – und das so fundiert, dass sie einfach bessere Entscheidungen treffen können.
Diffuse Ängste ernst nehmen – und sich anpassen
Macht uns das von KI abhängig? Oder wachsen wir damit? Im Prinzip lässt sich aktuell beides bejahen, denn sicherlich entstehen so gewisse Abhängigkeiten. Ausgeliefert sind wir damit jedoch nicht, denn nach wie vor behalten wir das Steuer in der Hand, bestimmen Richtung und auch die Art und Weise unserer Bindung an bestimmte Technologien. Natürlich geben wir bestimmte Fähigkeiten ab, dafür gewinnen wir aber auch neue Qualifikationen. „Bis wir das passende Level an Vertrauen und Innovation erreicht haben, wird es sicherlich noch etwas dauern, denn auf eine Technologie wie KI sind wir gesellschaftlich noch nicht eingestellt“, so Thomas Steirer. Genau darin sieht er als Digitalisierungsberater bei Nagarro seine Herausforderung. „Wir müssen diese Aufgabe mit Know-how und Verantwortung greifbar machen – und gemeinsam angehen, um als komplexe Wissensgesellschaft weiter voranzukommen.“
Fluidic Enterprises – ein neues Framework für nutzerzentrierte KI-Anwendungen
Um genau diese Herausforderung anzugehen, arbeitet Nagarro seit einiger Zeit an einem neuen Management-Framework, das den mitarbeiterorientierten Einsatz künstlicher Intelligenz in den Mittelpunkt stellt. Das Stichwort dazu: „Fluidic Enterprise“.
Die Idee dahinter ist denkbar einfach: Die Einführung neuer Technologien soll den Arbeitsalltag erleichtern und bestenfalls in der Belegschaft auf breite Zustimmung stoßen – ein KI-basiertes System wie „Ginger“ etwa hilft, die heutige Informationsflut besser zu bewältigen und trägt so zu einer einfacheren Entscheidungsfindung bei. Entsprechend ist sie kein Ersatz für die menschliche Urteilskraft, sondern lediglich ein Hilfemittel, um Entscheidungen vorzubereiten.
Dieses „mitarbeiterorientierte“ Vorgehen erfordert allerdings umfassende Fort- und Weiterbildungsangebote, um eine ausreichende Wissensbasis sicherzustellen, sowie Partizipationsmöglichkeiten für alle vom Wandel betroffenen Arbeitnehmenden. Ersteres stellt der Digital Engeneering Experte unter anderem durch die sogenannten „Nagarro University“ sicher, in der das Unternehmen seine Bildungsangebote bündelt. Bei der Partizipation experimentiert Nagarro zudem seit einiger Zeit sehr erfolgreich mit soziokratischen Elementen: Diese erlauben es den Mitarbeitenden, eigene Vorschläge für das Rollout neuer Technologien einzubringen oder auch bei bereits vorliegenden Ideen mitzuentscheiden, ob und wie diese im Arbeitsalltag umgesetzt werden sollten. Die Akzeptanz neuer Technologien bei Nagarro stieg dadurch erheblich.
Iris-Sabine Bergmann resümiert hierzu: „Eine der größten Herausforderungen, die wir bei der Einführung neuer Technologien immer wieder beobachteten, waren innere Widerstände bei den davon betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – häufig aus Sorge vor persönlichen Konsequenzen. Die Folge: Der notwendige Wandel erwies sich oft als nur schwer umsetzbar. Unser „Fluidic-Enterprise“-Konzept setzt daher nun auf frühzeitige und offene Mitarbeiterkommunikation, umfassende Partizipationsmöglichkeiten sowie weitreichende Weiterbildungsangebote. Dies erwies sich bei uns als so erfolgreich, dass wir mittlerweile ein ähnliches Vorgehen auch unseren Kunden empfehlen.“