Viele Menschen denken und sprechen von künstlicher Intelligenz (KI) als eine einzige große Entwicklung, doch die Realität ist differenzierter.
KI gibt es schon seit Jahrzehnten, aber die spezifischen Technologien, die unsere Welt wirklich verändern, kommen in Wellen – sei es generative KI, agentische KI oder welche KI-Innovation auch immer als Nächstes auf uns wartet.
Diese neuen Technologien bieten enorme Chancen, vorausgesetzt, sie werden richtig genutzt. Um beim Bild der Wellen zu bleiben: Man kann sie entweder reiten oder von ihnen überwältigt werden. Um vermeintlich nicht den Anschluss an den Wettbewerb zu verlieren, integrieren viele Führungskräfte KI um ihrer selbst willen in ihr Unternehmen und unterschätzen dabei die potenziellen negativen Auswirkungen. Management-Teams sollten nicht in blinden Aktionismus verfallen, sondern eine durchdachte Strategie zur KI-Nutzung entwickeln.
Aber wie trifft man die richtigen Entscheidungen angesichts der rasanten Entwicklungen? Die Antwort steckt in der Entwicklung von Prozessen, die zwei Dinge ermöglichen:
- Heute Mehrwert schaffen: Damit neue KI-Technologien integriert und genutzt werden können, sobald sie reif sind.
- Für morgen bereit sein: Die Prozessarchitektur so gestalten, dass auf zukünftige Entwicklungen reagiert werden kann. Das erfordert ein hohes Maß an Flexibilität, Skalierbarkeit und Resilienz.
Herausforderungen der bestehenden IT-Landschaft
Die Umsetzung einer solchen Prozessarchitektur gestaltet sich jedoch schwierig, insbesondere bei den historisch gewachsenen „Spaghetti-Architekturen“ vieler IT-Systemlandschaften. Die falsche Lösung wäre es, „einfach KI drauf zu werfen” und auf das Beste zu hoffen. Klar kann das kurzfristig Erfolge bringen, wie in der Vergangenheit bei Robotic Process Automation (RPA). Langfristig führt das aber meist zu isolierten Insellösungen. Diese wiederum aufzulösen, ist ein Kraftakt, der die Weiterentwicklung von Organisationen deutlich ausbremst.
Prozessorchestrierung als Dirigent des Orchesters
Hier kommt Prozessorchestrierung ins Spiel. Sie agiert als übergreifende Instanz, die alle beteiligten Endpunkte, also Menschen, Systeme (wie Microservices, Legacy-Systeme, aber auch KI-Tools) und physische Geräte integriert. Alle diese Endpunkte haben Aufgaben in einem Prozess, die in eine logische Reihenfolge gebracht werden müssen. Wie ein Dirigent im Orchester bringt die Prozessorchestrierung Ordnung ins Chaos und sorgt dafür, dass die Beteiligten zur rechten Zeit zum Einsatz kommen und harmonisch zusammenwirken – selbst bei unvorhergesehenen Ereignissen.
Das bedeutet jedoch nicht, dass die Prozessorchestrierung Einzellösungen ersetzen soll. Stattdessen hilft sie dabei, sie zu integrieren und so die Komplexität der IT-Landschaft zu reduzieren. Die Standardsprache Business Process Management and Notation (BPMN), die bei der Prozessorchestrierung zum Einsatz kommt, unterstützt die interne Kommunikation der Stakeholder. Die leicht verständliche, grafische Notation ermöglicht eine klare und verständliche Kommunikation zwischen IT- und Fachabteilungen. So ist zu jedem Zeitpunkt klar, wo welcher Endpunkt zum Einsatz kommt, und wie er mit dem Gesamtprozess interagiert.
Strategische Vorteile der Prozessorchestrierung
Analyst:innen sind sich einig, dass Prozessorchestrierung entscheidend für schnelle Anpassungsfähigkeit und Innovation ist. Gartner definierte diese Gruppe von Softwareprodukten erst kürzlich als „Business Orchestration and Automation Technology (BOAT)“. Ihr Herzstück ist die Prozessorchestrierung, und auch KI gehört zu den Komponenten, die von ihr gesteuert werden.
Um eine effektive Prozessorchestrierung zu ermöglichen, sind folgende Aspekte zentral:
- Flexibilität und Skalierbarkeit: Wie bereits im oberen Teil angedeutet, müssen Prozesse so gestaltet sein, dass sie mit zukünftigen Technologien wie künstlicher Intelligenz kompatibel bleiben.
- Integration von Automatisierungstechnologien: Bestehende und neue Automatisierungslösungen sollten nahtlos in die Prozesslandschaft integriert werden können.
- Transparenz und Überwachung: Prozesse müssen überwacht und analysiert werden können, um Optimierungspotenziale zu erkennen und diese gegebenenfalls autonom umzusetzen.
Zukunftsausblick: KI und autonome Prozesse
KI ist nicht nur eine Komponente, sondern ein grundlegendes Prinzip, das sich durch verschiedene Bereiche der Prozessorchestrierung zieht. Dabei lassen sich in Orchestrierungstools drei zentrale Entwicklungen beobachten:
- Schnellere Prozesserstellung: Neue Werkzeuge und Assistenten, wie beispielsweise Co-Piloten, ermöglichen eine beschleunigte Entwicklung in der Prozessdesignphase.
- Nahtlose KI-Integration: KI kann einfach in bestehende Prozesse eingebunden werden, etwa durch Konnektoren oder andere Komponenten, wie beispielsweise intelligente Dokumentenverarbeitung.
- Intelligente Ausführung und Optimierung: Wie können wir vom ad-hoc-Charakter der KI-Agenten profitieren, ohne gleichzeitig dem Risiko ausgesetzt zu sein, dass sich die Agenten unvorhersehbar verhalten? Zentral dafür sind die Verbindung von BPMN mit vordefinierten Prozessen und agentischen, KI-gesteuerten Ansätzen. Dabei kommen Leitplanken zum Einsatz, die KI-Agenten in Schranken verweisen und auf diese Weise eine kontrollierte Automatisierung gewährleisten.
Die Welle nehmen, bevor sie dich überrollt
KI entwickelt sich unentwegt weiter. Was der neue Durchbruch sein wird und wann er kommt, lässt sich nur schwer voraussagen. Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen spätestens jetzt damit beginnen, das Fundament für den Einsatz für KI zu legen.
Prozessorchestrierung legt die Grundlage, um KI zu operationalisieren und gleichzeitig flexibel auf zukünftige Veränderungen vorbereitet zu sein. Unternehmen, die diese Prinzipien umsetzen, haben die besten Voraussetzungen, um die KI-Welle zu reiten.