Das Internet, fortschreitende Digitalisierung und nun künstliche Intelligenz führen seit Jahrzehnten zu Veränderungen, die dicht aufeinander folgen. Schaden- und Unfallversicherer bleiben davon nicht verschont.
Und wenn eine Veränderung kommt, ist es nur menschlich zunächst einen Blick darauf zu werfen, wie beispielsweise Menschen in Führungsrollen reagieren und welche Richtung sie einschlagen. Denn dies betrifft nicht nur die verschiedenen Fachabteilungen wie Vertrieb und Schadenregulierung, sondern auch die Praktiken und Organisationen der IT-Abteilungen sowie die Umsetzung von Technologie im Unternehmen allgemein. Daher dürften besonders CIOs sich im Kontext von KI mit vielen fragenden Blicken konfrontiert sehen. Und der Aufgabenbereich ist groß, denn nicht nur der Umgang und Einsatz von KI oder anderen neuen Technologien muss für Unternehmen durch CIOs bestimmt werden, zusätzlich muss unter anderem relevante Regulatorik berücksichtigt werden.
Mehr Digitalisierung bedeutet zwangsläufig mehr Regulatorik
Pandemiebedingt kam das Arbeiten im Home Office in der breiten Gesellschaft an und hinterließ Spuren in der Art und Weise wie wir heute arbeiten. Dafür benötigen IT-Abteilungen mehr Ressourcen, um das tägliche Geschäft aufrechtzuerhalten. Zudem wachsen einzelne Aufgabenbereiche mit fortschreitender Digitalisierung. Je höher der Digitalisierungsgrad eines Unternehmens, desto umfangreicher der Auftrag richtlinien- und gesetzkonformes Arbeiten sicherzustellen. Allgemeine Entwicklungen wie immer dichter getaktete Update-Zyklen bei Softwareanbietern, die in vielen Fällen auch durch Mitarbeiter der IT-Abteilungen begleitet werden müssen, kommen hinzu. Dieser Hintergrund bildet auch ohne Berücksichtigung wachsender Cyber-Risiken einen großen Aufgabenbereich für CIOs und die IT-Strukturen von Unternehmen.
Die wachsende und bislang ungefestigte Landschaft an Richtlinien und Gesetzen im KI-Kontext ist für alle Akteure auf diesem Gebiet eine neue Herausforderung. Gleichzeitig ist das Versicherungswesen ein stark regulierter Markt und Verwerfungen durch neue Regulatorik nichts Neues. Auch Künstliche Intelligenz findet in der Versicherungsbranche ebenfalls schon seit Jahren Verwendung. Dadurch haben CIOs und andere technische Führungskräfte bei Versicherern mitunter gute Voraussetzungen, diesen Herausforderungen zu trotzen. Jedoch sollten sich auch Entscheider abseits technologischer Verantwortungen bewusst sein, dass die Regulierungen der letzten Jahre vermehrt Stakeholder im IT-Umfeld in die Verantwortung ziehen. Dieser Trend begann mit der NIS-Richtlinie (Network and Information Security) aus dem Jahr 2016 und wurde mit dem Inkrafttreten der DSGVO 2018 nur verschärft und entwickelt sich nun mit dem EU AI Act und der DORA-Verordnung weiter.
Herausforderung und Chance zugleich
CIOs können eine innovative Rolle einnehmen und Initiativen fördern oder ins Leben rufen, die sich der Optimierung der Versicherungswelt verschreiben. Denn die Entscheidung, was über externe Anbieter geregelt werden kann und was innerhalb des Unternehmens selbst abgedeckt werden muss, bleibt ein effektiver Weg, die Regulierungslandschaft zu entzerren und Kapazitäten für den Quantensprung durch KI zu schaffen. Beispielsweise ein Partner in Form eines Software-as-a-Service-Unternehmens übernimmt nicht nur die Bereitstellung und Wartung der Software, sondern kann auch dabei helfen, dass gewisse regulatorische Anforderungen wie Datenschutzbestimmungen eingehalten werden. Weitestgehend stellt die Zusammenarbeit mit Dienstleistern auch die Norm für IT-Infrastrukturen bei Versicherern dar, obwohl die Anzahl der Partner und welche Prozesse diese abwickeln von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich sind.
In der Regel entsteht dadurch eine IT-Infrastruktur mit geteilter Verantwortung: Häufig entscheiden sich Versicherer dazu Elemente, die ihnen wenig Differenzierung bieten, wie beispielsweise das Hosting von Daten, an Dienstleister auszulagern. In manchen Fällen setzt man wiederum auf Absprachen mit den Fachabteilungen und implementiert frühzeitig fortschrittliche Technologien, um aktuellen und zukünftigen Anforderungen vorzugreifen. In solchen Fällen ist es empfehlenswert, mit einem spezialisierten externen Partner zusammenzuarbeiten.
Für Versicherer weniger neu als für andere Branchen
Ganz gleich ob herkömmlicher Hosting-Dienstleister oder Spezialisten-Tool, die Sorge um die Sicherheit und Vertraulichkeit von Daten, die besonders von Versicherern geschützt werden müssen, bleibt. Aber gerade die Wahrung von Datenschutzbestimmungen ist ein zentraler Mehrwert von Hosting-Dienstleistern und SaaS-Modellen, die mit externen Daten arbeiten. Mit steigendem Regulierungsdruck ist die Expertise der Dienstleister hinsichtlich spezifischer Regulatorik – und die Verantwortung dafür zu übernehmen – ein immer schwerwiegenderes Argument in Verhandlungsgesprächen.
Welchen Weg Entscheider auch einschlagen, die Komplexität der IT-Ökosysteme erfordert ein proaktives Kompetenzmanagement, sowohl intern als auch extern. Die Verfügbarkeit von Schulungs- und Expertenressourcen ist entscheidend, um mit technologischen Entwicklungen Schritt zu halten. Nicht nur ein richtlinienkonformer Umgang mit Technologie muss durch CIOs und andere Entscheider innerhalb des Unternehmens gewährleistet werden, sondern auch der nötige Kenntnis- und Ausbildungsgrad der Belegschaft, mit diesen Technologien umzugehen. Insgesamt befindet sich die Rolle des CIO in der Versicherungsbranche schon immer in einem ständigen Wandel und erfordert eine enge Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen. Der Umbruch durch KI ist für CIOs auch außerhalb des Versicherungswesens enorm. Aber mit den richtigen Entscheidungen kann man eine zentrale Rolle dabei spielen, das eigene Unternehmen sicher in das Zeitalter KI-gestützter Industrien zu bringen. Schließlich bringt Erfahrung im Versicherungswesen zwangsläufig Erfahrung mit einem strengen regulatorischen Umfeld und oft auch KI mit sich und bildet so gute Voraussetzungen für Versicherer, die heutigen Herausforderungen zu meistern.