Was steht bei Robotic Process Automation (RPA) als Nächstes an? Vor einem Jahr hätte niemand vorhersagen können, wo wir jetzt stehen.
Wir müssen uns auf die nächste Welle technologischer Innovationen vorbereiten. Unternehmen sollten sich im Jahr 2021 nicht nur anpassen, sondern wachsen. Das gilt für Entscheidungsträger im Bereich Unternehmenstechnologie wie CIOs und CTOs genauso wie für die Technologieanbieter.
Die folgenden sieben Trends lassen sich aus den Entwicklungen in 2020 ableiten:
Trend 1: Neugestaltung der User Experience (UX) für Citizen Developer
2019 sagte Gartner voraus, dass 2020 das Jahr des Citizen Developers sein würde. Die Vision war, dass dank No-Code- oder Low-Code-Software jeder ein RPA-Entwickler werden kann. Die Realität sieht anders aus. Die meisten RPA-Benutzeroberflächen erfordern ein umfangreiches Training, um den größten Nutzen zu erzielen. Um die Citizen-Developer-Bewegung im Jahr 2021 Wirklichkeit werden zu lassen, müssen die RPA-Anbieter bei ihren Benutzeroberflächen von vorne anfangen.
Trend 2: RPA-Anbieter müssen mehr in Künstliche Intelligenz investieren
Jeder in der Automatisierungsbranche spricht davon, dass Künstliche Intelligenz (KI) in sein Produkt eingebaut wird. Aber wie viele Anbieter nutzen sie auf innovative Weise? Im Jahr 2021 wird „KI-ausgerichtet“ nicht mehr ausreichen. Das mag bei Investoren gut ankommen. Aber Anbieter, die zur KI-Spitze gehören wollen, müssen innovativ sein. Sie müssen neue Funktionen in ihre Anwendungen einbringen, die Probleme lösen, die über den Umgang mit unstrukturierten Daten hinausgehen. Die nächste Welle der KI-Innovation wird darauf basieren, den Kontext der Prozesse zu verstehen. Entwicklungen im Bereich intelligente Entscheidungsfindung und Prozessautomation werden in 2021 zunehmen.
Trend 3: COVID-19 beschleunigt den Einsatz von Front-End-RPA
Die Auswirkungen der globalen Pandemie zwingen Unternehmen dazu, ihre digitalen Transformationsinitiativen zu beschleunigen und sich stärker auf die kundenorientierte Automatisierung zu konzentrieren. Nehmen wir das folgende Beispiel: Eine Bank möchte für die Mitarbeiter eine neue Schnittstelle auf ihrer Website für ein digitales Hypothekenprodukt erstellen. Die neu benötigten Back-End-Prozesse lassen sich in wenigen Tagen mit RPA umsetzen. Aber die Front-End-Entwicklung dauert oft immer noch Monate. Jahr 2021 wird es einen stärkeren Fokus auf Low-Code-Frontend-Design-Funktionen und Tools zur Interaktion mit RPA-Prozessen geben. Einige RPA-Unternehmen werden vermehrt in den Front-End-RPA-Markt investieren.
Trend 4: Die Grenzen zwischen „Attended“ und “Unattended„ Automatisierung verschwimmen
In den Anfängen der Automatisierung in Unternehmen gab es eine größere Unterscheidung zwischen Attended Bots (Bots die durch den User gestartet werden) und Unattended Bots (autonome Automatisierung, die im Hintergrund ohne menschliche Beteiligung ausgeführt wird). In ein paar Jahren wird niemand mehr über diese beiden Begriffe sprechen. Schon heute können Atttended Bots Unattended Bots starten und parallel Prozesse ausführen oder hybrid mit dem Nutzer agieren. Wenn man sich die Geschichte und die Vision für RPA anschaut, wird der Unterschied zwischen den beiden schrumpfen. Es wird eine Verbreitung von Bots geben, die beides erledigen können. Anbieter müssen dies in den Griff bekommen und beides beherrschen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Trend 5: Cloud wird die Einführung von RPA vorantreiben und Skalierungsprobleme lösen
Die Realität ist: Letztendlich müssen alle Unternehmen Bots in lokalen IT-Umgebungen installieren, um groß angelegte RPA-Implementierungen zu bewältigen und in ihre IT-Systeme zu integrieren. Dies ist einer der Hauptgründe, warum die Skalierung noch nicht auf hohem Niveau stattfindet. Das wird durch COVID-19 und die Notwendigkeit der Remote-Installierung noch verstärkt. Um dies zu bewältigen, müssen RPA-Anbieter Wege finden, Lösungen schneller bereitzustellen. Durch die Verlagerung von RPA in die Cloud, wird es mehr Wege geben schnelle Skalierung zu erzielen. RPA in der Cloud betrieben oder als Service gehostet, ermöglicht mehr Lösungen zur automatischen Skalierung, bis hin zur Umsetzung von „Bots on Demand“.
Trend 6: RPA wird für den KMU-Markt interessant
Die größten RPA-Anbieter stehen im Jahr 2021 unter großem Druck, an die Börse zu gehen. Um dies zu tun, müssen sie neue Marktbereiche erkunden. Der KMU-Sektor wird einer davon sein. Um hier Erfolg zu haben, müssen sie sich darauf konzentrieren, die Benutzeroberfläche weniger komplex und das Onboarding einfacher zu gestalten. Dafür werden die Anbieter weitere Investitionen tätigen und sich neu erfinden müssen.
Trend 7: Fusionen und Übernahmen im Bereich RPA werden weitergehen
Wir haben bereits gesehen, dass 2020 ein geschäftiges Jahr für M&A-Aktivitäten in der RPA-Branche war. Große IT-Unternehmen, darunter Microsoft und IBM, haben innovative RPA-Startups gekauft, um Lücken in ihrem Lösungsportfolio zu füllen. Im Jahr 2021 wird jeden Monat entweder ein M&A-Deal oder eine Venture Capital-Investition in ein RPA-Unternehmen zu erwarten sein.
Der globale Markt für Robotic Process Automation wird bis Ende 2026 ein Volumen von 6,81 Millarden US-Dollar erreichen. Das klingt weit in der Zukunft, aber es sind nur noch fünf Jahre. Bis dahin müssen noch viele Puzzlestücke zusammengefügt werden.
2021 wird ein entscheidendes Jahr auf dieser Reise. Die Anzahl an branchenübergreifenden Einsatzmöglichkeiten von RPA nimmt weiter zu. Globale Großunternehmen und der Mittelstand werden davon erheblich profitieren. Aber zunächst liegt es an den Anbietern, die noch vorhandenen Lücken der User Experience zu minimieren. Nur so lässt sich der Nutzen von RPA in vollem Umfang realisieren. Es gibt noch eine Menge zu tun.