Aktuell stehen zahlreiche Unternehmen vor der Herausforderung, wie sie die nächsten Schritte der Digitalisierung gestalten. Anwendungen in der Cloud stehen dabei weit oben auf der Liste, wobei SAP-Kunden unter einem besonderen Druck stehen.
Denn das Ende des Supports für SAP ECC rückt näher und die Transformation eines ERP-Kernsystems ist nicht in wenigen Tagen oder Wochen erledigt. Was also sollten die IT-Verantwortlichen beim Wechsel in die Cloud mit SAP S/4HANA grundsätzlich beachten?
Mit Einführung der neuen SAP-Generation sind nicht nur Veränderungen in der Architektur verbunden, sondern auch Anpassungen in Infrastruktur und Technologie. Hinzu kommen die Herausforderungen beim Transfer der Daten, beim Schnittstellenmanagement, bei der Migration von Betriebssystemen sowie bei der Übertragung oder Neugestaltung von unternehmensspezifischen Prozessen. Das Zünglein an der Waage, das über den Erfolg eines Transformationsprojekts maßgeblich entscheidet, ist aber vor allem die Qualität der Daten.
Erst analysieren – dann machen
Um ein bestmögliches Migrationsergebnis zu erreichen, müssen zunächst die Systemlandschaft, Prozesse und Daten analysiert werden. Die Herausforderung: zu wenig Personal, das Erfahrung mit einer ERP-Migration und der Bewertung der Datenqualität hat. Deshalb empfiehlt es sich bereits zu Beginn eines Transformationsprojekts, erfahrene Partner ins Boot zu holen. Das belegt eine aktuelle Studie von Natuvion und NTT Data Business Solutions. Der Mangel an Personal und Know-how ist ein signifikanter Show-Stopper.
Mehr als 35 Prozent der Unternehmen gaben an, während des Transformationsprozesses Wissenslücken identifiziert zu haben. Über 30 Prozent der Unternehmen hatten zudem im Rahmen der Transformation weder ausführliche Datenanalysen durchgeführt noch eine Vorabprüfung vorgenommen. Diese Faktoren tragen dazu bei, dass sich 45 Prozent der Unternehmen in DACH eingestehen mussten, ihre Transformationsziele nicht vollständig erreicht zu haben. Das Learning hieraus: Über 32 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, zukünftig früher auf externe Berater setzen zu wollen.
Damit die Qualität der zu migrierenden Daten passt, müssen zunächst die Systemlandschaft, Prozesse und Daten analysiert werden.
Philipp von der Brüggen, Natuvion
Housekeeping
In der Regel sind SAP-Landschaften heterogen und bestehen meist aus mehreren einzelnen SAP-Systemen mit sehr vielen Eigenentwicklungen, die über die Jahre gewachsen sind und komplexe Prozess- und Datenstrukturen aufweisen. Oft wurde dabei lediglich die technische System- und Datenplattform an die spezifischen Prozessanforderungen der Fachbereiche angepasst, anstatt das übergeordnete Ziel der Standardisierung und Harmonisierung der Daten- und Prozessstrukturen zu verfolgen.
Diese Erkenntnis und die Ergebnisse der Studie sollten sich all diejenigen zu eigen machen, die am Anfang eines Umzugs auf SAP S/4HANA stehen. Gemeinsam mit Migrations-Profis haben Unternehmen die Chance, die Ausgangslage zielgerichtet zu analysieren und die richtigen Fragen bezüglich der existierenden Datenbasis zu beantworten. Erst dann werden die passenden methodischen Optionen für die Transformation festgelegt. Bei der Datenmigration wird zumeist auf eine Mischform aus Greenfield und Brownfield oder den Selective-Data-Transition-Ansatz (SDT) gesetzt. SDT nimmt dabei eine besondere Rolle ein: Es ist die Methodik, mit der definiert werden kann, welche Daten archiviert, gelöscht oder übertragen werden.
Der Schlüssel zum Erfolg ist also: Am Anfang sollte immer die Analyse und das Housekeeping stehen, um ein „bereinigtes“ System erfolgreich in die Cloud zu überführen.