Digital Markets Act (DMA)

Google’s Entscheidungsarchitektur: Zwischen Marktmacht und Nutzen

Google
Bildquelle: Lets Design Studio / Shutterstock.com

Kaum ein anderes Unternehmen besitzt so viele Informationen über die zugängigen Teile des World Wide Webs wie Google. Fehlende Transparenz und die Monopolstellung bringen Google immer wieder in die Kritik. Der Digital Markets Act (DMA) reguliert nun die Macht der Gatekeeper. Doch welche Konsequenzen hat das für Google und welche für die Nutzer?

Digitale Marktplätze fungieren als Vermittler zwischen Käufern und Verkäufern. Plattformen bieten eine Infrastruktur, auf der Produkte und Dienstleistungen gehandelt werden können. Zu den bekanntesten digitalen Marktplätzen gehören Amazon, eBay, Etsy und Alibaba. Typische Merkmale dieser Plattformen sind ein breites Angebot an Produkten und Dienstleistungen von unterschiedlichen Anbietern, integrierte Zahlungssysteme und Bewertungssysteme, die Vertrauen und Transparenz schaffen. Darüber hinaus verfügen sie über verschiedene Such- und Filterfunktionen, um die Navigation und das Auffinden spezifischer Produkte zu erleichtern.

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Google’s Sonderstellung im digitalen Marktplatz-Ökosystem

Google nimmt eine einzigartige Position unter den digitalen Plattformen ein, obwohl es nicht im traditionellen Sinne als Marktplatz agiert. Mehrere Faktoren tragen zu seiner besonderen Rolle bei:

  • Suchmaschinen-Dominanz: Als weltweit führende Suchmaschine ist Google der primäre Einstiegspunkt für viele Internetnutzer. Diese Dominanz ermöglicht es Google, den Zugang zu Informationen und Produkten maßgeblich zu steuern.
  • Google Shopping: Diese Plattform ermöglicht es Einzelhändlern, ihre Produkte direkt in den Suchergebnissen zu bewerben. Nutzer können Preise vergleichen, Produktdetails einsehen und direkt einkaufen, was Google zu einer wichtigen Schnittstelle zwischen Käufern und Verkäufern macht.
  • Werbeplattform (Google Ads): Google Ads bietet Unternehmen die Möglichkeit, ihre Produkte und Dienstleistungen prominent in den Suchergebnissen zu platzieren. Diese Werbemöglichkeiten sind für viele Unternehmen ein wesentlicher Bestandteil ihrer Marketingstrategie.
Werbeumsätze von Google in den Jahren 2001 bis 2023 (in Milliarden US-Dollar)
  • Daten und Personalisierung: Google verfügt über umfangreiche Daten zu den Such- und Kaufgewohnheiten der Nutzer. Diese Daten ermöglichen personalisierte Werbung und Produktempfehlungen, was die Effektivität von Google als Marktplatz erheblich steigert.
  • Ökosystem und Integration: Google bietet eine Vielzahl von Diensten (Google Maps, Google My Business, YouTube), die miteinander integriert sind und Unternehmen umfassende Möglichkeiten bieten, ihre Reichweite zu maximieren und Nutzer gezielt anzusprechen.
  • Mobile Dominanz: Mit Android, dem weltweit am häufigsten genutzten mobilen Betriebssystem, hat Google direkten Zugang zu einem riesigen Nutzerstamm und kann seine Dienste nahtlos auf mobilen Geräten integrieren.

Durch diese Faktoren hat Google eine einzigartige und dominante Stellung im digitalen Marktplatz-Ökosystem. Es fungiert als unverzichtbare Plattform für Unternehmen, die ihre Produkte und Dienstleistungen online vermarkten möchten, und beeinflusst maßgeblich, wie Nutzer Informationen und Produkte online finden und konsumieren. Trotz der Konkurrenz von Anbietern wie Microsoft (Bing), Yahoo und dem chinesischen Tech-Giganten Baidu bleibt Google unangefochten an der Spitze.

Marktanteile der meistgenutzten Suchmaschine auf dem Desktop nach Page Views weltweit von Januar 2016 bis Mai 2024

Wie beeinflusst uns die Choice Architecture?

Choice Architecture bezeichnet die Art und Weise, wie Entscheidungen präsentiert und strukturiert werden, um das Verhalten der Nutzer zu beeinflussen. Auf Plattformen bezieht sich das auf die Gestaltung von Benutzeroberflächen, Menüs, Informationsdarstellungen und anderen Elementen, die die Entscheidungsfindung der Nutzer auf der Plattform lenken. Hier die klassischen Elemente der Choice Architecture auf Plattformen:

  • Default-Einstellungen: Voreingestellte Optionen, die Nutzer oft beibehalten, weil sie bequem oder als empfohlen wahrgenommen werden. Vielen Nutzern fehlt das Fachwissen für eine fundierte Entscheidung. Beispiel: Standard-Datenschutzeinstellungen bei der Kontoerstellung.
  • Nudging: Kleine Anstöße oder Hinweise, die Nutzer in eine bestimmte Richtung lenken sollen. Beispiel: Produktwerbung basierend auf dem Suchverlauf oder hervorgehobene Kundenbewertungen.
  • Anordnung und Präsentation von Optionen: Die Reihenfolge und Sichtbarkeit von Optionen kann das Nutzerverhalten stark beeinflussen. Beispiel: Prominente Platzierung besonders profitabler Produkte in einem Online-Shop.
  • Feedback und Belohnungen: Direkte Rückmeldungen oder Belohnungen motivieren Nutzer, bestimmte Aktionen auszuführen. Beispiel: Punkte, Badges oder andere Gamification-Elemente.
  • Information und Transparenz: Wie und welche Informationen bereitgestellt werden, beeinflusst die Entscheidungsfindung. Beispiel: Detaillierte Produktbewertungen und Vergleichstabellen in E-Commerce-Plattformen.
  • Kosten und Aufwand: Die Hürden, die mit bestimmten Entscheidungen verbunden sind, beeinflussen das Verhalten der Nutzer. Beispiel: Die Anzahl der Schritte, die erforderlich sind, um ein Abonnement zu kündigen.

Durch die bewusste Gestaltung der Choice Architecture können Plattformbetreiber das Verhalten der Nutzer steuern und oft auch ihre kommerziellen Ziele besser erreichen.

Alexander Stolte TUM Campus Heilbronn

Alexander

Stolte

TUM Campus Heilbronn

Doktorand

Alexander Stolte, Doktorand am Center for Digital Transformation am TUM Campus Heilbronn, hat untersucht, wie sich die Struktur der Plattformen auf die Nutzerinnen und Nutzer auswirkt und welche Möglichkeiten der Marktregulierung es gibt.
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