Ob im Park, im Café oder im Zug – überall starren Menschen auf ihr Handy. Laut dem Bericht State of Mobile 2022 haben wir im Jahr 2021 nicht weniger als 3,8 Billionen Stunden mit unseren Mobiltelefonen verbracht. Eine der Tätigkeiten, für die wir unsere Handys am häufigsten nutzen, ist das Einkaufen.
Laut einer unabhängigen, von Cloudinary in Auftrag gegebenem globalen Umfrage zu E-Commerce-Trends bevorzugen 57 Prozent der Befragten, Produkte online zu suchen und zu kaufen. Und das heißt, zumindest für die jüngeren Generationen, mit dem Handy. Sowohl die Generation Z (73 Prozent) als auch die Millennials (74 Prozent) nutzen am häufigsten ihr Smartphone zum Einkaufen. Die Generation Z nutzt auch am häufigsten die App eines Händlers (26 Prozent) für den Einkauf. Unternehmen, die diese Zielgruppen besonders ansprechen wollen, sollten einen Mobile-First-Ansatz verfolgen, um ihre Online-Verkäufe zukunftssicher zu machen.
Die Definition und Umsetzung einer erfolgreichen Mobilstrategie kann für Unternehmen, die erst am Anfang ihrer digitalen Reise stehen, überwältigend sein. Wo anfangen? Die folgende Checkliste enthält fünf Überlegungen, die beim Start oder bei der Verbesserung der Mobilstrategie helfen können.
Alle messen
Die Zahlen des State of Mobile Report und des E-Commerce Report zeigen, dass viele Website-Besucher bereits über ihr Mobiltelefon auf die Website der Einzelhändler gelangen. Dies ist ein guter Ausgangspunkt. Händler sollten einen Blick auf ihre Website-Analytics werfen, um genaue Zahlen zu erhalten, das aktuelle mobile Einkaufserlebnis zu bewerten, Lücken und Engpässe zu erkennen und Wachstumschancen zu identifizieren. Hilfreiche KPIs sind etwa Absprungrate, Besuchsdauer, Konversionsrate, Kundenbindungsrate, aber auch Ladezeiten, Abstürze und das vom Kunden verwendete Betriebssystem. Wer bereits eine App hat, sollte deren Performance und die Bewertungen der Kunden in den App-Stores messen. All diese Informationen bieten eine solide Grundlage für die weitere Mobilstrategie.
Ziele definieren
Einzelhändler müssen nicht sofort große Veränderungen vornehmen, sondern können schrittweise vorgehen. Für Unternehmen, die sich nicht sicher sind, wie ihre Mobilstrategie aussehen könnte, kann es hilfreich sein, einen Blick auf die am besten bewerteten Apps der Branche in den verschiedenen App-Stores zu werfen. Durch das Ausprobieren dieser Apps kann man sich Anregungen holen und anhand der Bewertungen nachvollziehen, was bei den Kundinnen und Kunden ankommt und was nicht. Dabei lohnt sich auch ein Blick über den Tellerrand auf die Top-Performer in anderen Ländern, wo viele Unternehmen in der mobilen Nutzung vielleicht schon weiter sind. Wichtig für die Zielsetzung sind auch die jeweiligen Zielgruppen und deren Bedürfnisse. Der E-Commerce Report hat zum Beispiel herausgefunden, dass für die Generation Z Kundenvideos, die die Verwendung von Produkten demonstrieren, mit 52 Prozent das zweitwichtigste Kriterium bei der Online-Recherche sind, was den Wert von UGC-Inhalten (User Generated Content, benutzergenerierte Inhalte) für diese Zielgruppe unterstreicht.
Web-App oder Native App? iOS oder Android?
Eine wichtige Entscheidung, die Einzelhändler treffen müssen, ist, ob sie native Apps oder Web-Apps oder vielleicht beides entwickeln sollen. Native Apps sind Apps, die für eine bestimmte Plattform (iOS oder Android) entwickelt wurden. Web-Apps hingegen werden über einen Internetbrowser bereitgestellt und können über ein Mobiltelefon oder einen Desktop-Computer aufgerufen werden. Ein Unterschied zwischen den beiden Arten ist die Möglichkeit, auf die Funktionen des mobilen Geräts zuzugreifen. Während Web-Apps nur den Zugriff auf Interaktionen ermöglichen, die von Webbrowsern unterstützt werden, können native Apps auf Gerätefunktionen wie Standortverfolgung, Kontaktlisten, Touch-Gesten oder Gerätesicherheitsfunktionen wie Fingerabdruckscanner oder Gesichtserkennung zugreifen. Native Apps ermöglichen auch personalisierte Push-Benachrichtigungen. Richtig eingesetzt ermöglichen sie es Einzelhändlern, mit ihren Kunden und Kundinnen in Kontakt zu treten und sie über personalisierte Inhalte, Angebote oder andere Aktualisierungen auf dem Laufenden zu halten. Sie sind jedoch auch komplexer und kostspieliger zu entwickeln als Webanwendungen.
Einzelhändler, die sich für die Entwicklung einer nativen App entschließen, müssen entscheiden, ob sie sich auf iOS oder Android konzentrieren oder einen plattformübergreifenden Ansatz wählen, um beide Plattformen zu bedienen. Die Erkenntnisse aus den Website-Analytics können bei der Entscheidung für die eine oder andere Option helfen. Händler, die sich für einen plattformübergreifenden Ansatz entscheiden, sollten darauf achten, plattformübergreifende Frameworks wie Flutter von Google oder React Native zu verwenden, da diese die Entwicklung vereinfachen und beschleunigen.
Leistung in den Vordergrund stellen
Bilder spielen eine wichtige Rolle bei der Mobilstrategie. Die E-Commerce-Umfrage zeigt, dass Nutzer und Nutzerinnen aller Altersgruppen eine detaillierte Produktgalerie (57 Prozent) und Nutzerbewertungen mit Bildern (54 Prozent) als entscheidende Faktoren für ein optimales Online-Erlebnis ansehen. Vor allem jüngere Verbraucher verlassen sich auf visuelle Elemente, um den Kauf abzuschließen. Eine der größten Herausforderungen für Entwickler ist jedoch die Bewältigung von Leistungsproblemen, die durch große Mengen visueller Inhalte wie Bilder und Videos entstehen. Schließlich soll die Website trotz Bilder und Videos schnell laden und auf allen Endgeräte gut wiedergegeben werden. Erschwerend kommt hinzu, dass iOS und Android unterschiedliche Bildformate unterstützen. Die manuelle Anpassung an die unterschiedlichen Bildanforderungen beider Plattformen bedeutet stundenlange Programmierarbeit. Ein besserer Ansatz ist die Verwendung von KI-basierten Tools zur Bild- und Videooptimierung. Diese Tools ermöglichen es, die Auslieferung von Bildern und Videos in den besten Formaten (gute Qualität und schnelle Ladezeiten) auf der Grundlage der jeweiligen Geräte- und Plattformspezifikationen zu automatisieren. Wer einen plattformübergreifenden oder nativen Ansatz verfolgt und mit Flutter oder React Native arbeitet, sollte sicherstellen, dass die verwendeten Tools entsprechende Software Development Kits (SDKs) für diese Frameworks anbieten.
Application Store Optimierung
Händler, die native Apps entwickeln, möchten, dass diese in den App-Stores gut platziert werden. Um dies zu erreichen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Etwa die Verwendung und Optimierung der richtigen Schlüsselwörter – wobei häufige Tippfehler im App-Namen als mögliche Schlüsselwörter in Betracht gezogen werden könnten. Die besten Ergebnisse erzielt man, wenn man sich in den Nutzer hineinversetzt. Gleiches gilt für eine gute, aussagekräftige und leicht lesbare Beschreibung. Visuelle Elemente wie ein auffälliges App-Symbol, App-Vorschau-Videos und Screenshots helfen ebenfalls, potenzielle Nutzer anzusprechen. A/B-Tests helfen Händlern, herauszufinden, was optimal funktioniert. Unternehmen, die in verschiedenen Märkten tätig sind, sollten ihre Inhalte unbedingt lokalisieren.
Die Checkliste begann mit dem Rat, alles zu messen. Aber Messen steht nicht nur am Anfang einer Mobilstrategie. Vielmehr sollten Einzelhändler die Aktivitäten ihrer mobilen Nutzer kontinuierlich messen, um ihre Apps – egal ob nativ oder webbasiert — zu verbessern. A/B-Tests und Optimierungen sollten zur Routine gehören, zumal sich mobile Gewohnheiten und Technologien schnell ändern (etwa die Einführung neuer faltbarer Smartphones). Diese fünf Überlegungen sollten daher nur als Ausgangspunkt für die Mobilstrategie eines Unternehmens betrachtet werden. Denn eines ist sicher: Ohne Smartphone geht es nicht. Und angesichts der demografischen Entwicklung ist es gut möglich, dass die Zukunft eher Mobile-Only als Mobile-First sein wird.
Autor: Adi Mizrahi ist Senior Mobile Developer bei Cloudinary
cloudinary.com