Faktencheck Consumer IoT

Warten auf den Hype: Deutsche Häuser werden nur langsam smarter

Eigentlich ist die Zukunft schon längst da. Das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) ermöglicht uns einen Alltag mit intelligent vernetzten Objekten, die unser Leben erleichtern und bereichern sollen. Doch längst nicht alles, was technisch bereits möglich ist und auf dem Markt angeboten wird, weckt die Begeisterung der Verbraucher.

Der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. und Deloitte haben für den „Faktencheck Consumer IoT“ untersucht, welche Technologien aus dem IoT bereits den Einzug in die Haushalte geschafft haben und warum Verbraucher an anderen Stellen noch zögern. 

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„Unsere Befragungen unter rund 2000 deutschen Verbrauchern im Alter zwischen 18 und 75 Jahren haben gezeigt, dass bereits sieben von zehn Konsumenten mindestens ein IoT-Endgerät nutzen“, erklärt Klaus Böhm, Leiter des Bereichs Media & Entertainment bei Deloitte. „Die Nutzerzahlen nähern sich aber einem Plateau. Eine neue „Killer Hardware“, die den Markt ähnlich wie zuletzt die Smart-TV-Geräte beflügelt, ist derzeit nicht in Sicht. Geht man ins Detail, zeigen sich in den einzelnen Anwendungsgebieten von IoT aktuell sehr unterschiedliche Entwicklungen und Reifegrade.“

Smart-TVs für alle: Connected Entertainment als IoT-Vorreiter

Im Bereich Entertainment ist Connectivity mittlerweile ein Standard-Feature moderner Unterhaltungselektronik. Das liegt vor allem an der Popularität von Streamingdiensten. Die Vernetzbarkeit von Hardware ist die Voraussetzung, um die internetbasierten Angebote in guter Qualität auf dem großen Bildschirm oder aus dem HiFi-Boxen genießen zu können. Es ist also wenig überraschend, dass sie vor allem die bereits erwähnten Smart-TV-Geräte großer Beliebtheit erfreuen. In 51 Prozent der deutschen Haushalte steht ein Smart TV, bis 2022 werden in rund 90 Prozent der Haushalte TV-Geräte vernetzt sein, sei es über die Hardware direkt oder über Nachrüstlösungen wie Dongles. 

Weniger verbreitet, dafür besonders häufig vernetzt sind Spielekonsolen. 75 Prozent der Geräte in deutschen Haushalten sind bereits internetfähig. Der Gaming-Bereich profitiert nicht nur von einer besonders digitalaffinen Nutzergruppe, es gibt hier auch große Anreize, weil die Internetfähigkeit der Hardware Voraussetzung für beliebte Multiplayer-Spiele ist und um sich Games aus Onlineshops runterzuladen.  

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Den Audio Markt teilen sich hochwertige, vernetzte Lautsprechersysteme und Smart Speaker. Während Erstere vor allem audiophile Musikfans ansprechen, zielen die Smart Speaker auf eine größere Zielgruppe. 2020 war die Verbreitung der beiden Hardwarekategorien mit je 16 Prozent gleichauf. Allerdings sind Smart Speaker mittlerweile auch für kleinere Budgets erschwinglich und taugen eben nicht nur zum Musikhören, sondern sind auch die ideale Hardware zur Steuerung anderer IoT-Dienste, wie z.B. dem Smart Home. 2021 ist mit einem Wachstum von 20 Prozent und 2022 immerhin noch 15 Prozent zu rechnen. Mit diesen Raten werden Smart Speaker bei der Verbreitung zwar nicht den Erfolg des Smartphones wiederholen, dennoch hat diese Gerätekategorie Potenzial.

Smart Home: riesiges Potenzial in der Nische

Der vielleicht spannendste Anwendungsbereich für Consumer IoT ist das Smart Home. Die Heizung auf dem Heimweg per App einschalten und in einem wohlig warmen Zuhause ankommen, dabei noch Energie sparen, das smarte Türschloss via Fingerabdruck öffnen ohne Sorge, den Schlüssel wieder vergessen zu haben – das sind alles keine Zukunftsvisionen mehr. Trotzdem sind die Verbraucher noch zurückhaltend und setzen bisher vor allem auf Einzellösungen. So nutzen 8 Prozent der Befragten smarte Lichtsysteme, je 6 Prozent haben vernetzte Sicherheitskameras oder Haushaltsgeräte, die sich per App steuern lassen, 5 Prozent setzen bereits auf smarte Thermostate und 4 Prozent auf vernetzte Rauchmelder. 

Die Zahlen zeigen deutlich, dass das Smart Home, trotz eines mehr oder weniger kontinuierlichen Wachstums in den vergangenen Jahren, noch nicht im Mainstream angekommen ist. Aus Konsumentensicht gibt es drei große Hindernisse: Bisher fehlt die Interoperabilität, Smart-Home-Hubs, mit denen verschiedene Smart-Home-Elemente verknüpft und zentral gesteuert werden können, werden kaum angenommen. Zudem sehen sich interessierte Verbraucher mit einer fragmentierten, unübersichtlichen Anbieterlandschaft konfrontiert. Bisher gibt es keine zentralen Anlaufstellen für integrierte Smart-Home-Lösungen. Auch beim Datenschutz haben viele Verbraucher Bedenken. Das eigene Zuhause ist ein hochsensibler Bereich und hier ist die Angst vor Cyber-Kriminalität oder auch der unredlichen Verwendung persönlicher Daten besonders groß. 

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Anbieter müssen Vertrauen schaffen und attraktivere Lösungen anbieten

In den kommenden Jahren werden Verbraucher beim Thema Smart Home vorerst weiter auf günstige, niedrigschwellige Einzellösungen setzen. Hier kann man mit einem Zuwachs von je 10 Prozent für 2021 und 2022 rechnen. Doch die oben genannten Probleme lassen sich lösen. Nun liegt es an den Anbietern, Vertrauen beim Thema Datensicherheit zu schaffen sowie Allianzen zu bilden, um attraktive, umfassende Smart-Home-Lösungen anzubieten. Tatsächlich sind hier bereits erste Bewegungen bei den Anbietern zu beobachten. 

„Als Ganzes betrachtet hat Consumer IoT seine enormen Möglichkeiten bei Weitem noch nicht ausgeschöpft“, zieht BVDW-Vizepräsident Alexander Kiock Bilanz. „Die gute Nachricht für jene Unternehmen, die sich in diesem Bereich engagieren wollen: Es besteht weiterhin ein beträchtlicher Gestaltungsspielraum: Marktstrukturen befinden sich vielfach noch im Aufbau, Kundenerwartungen lassen sich durch neue Produkte beeinflussen. Es lohnt sich definitiv für alle Marktteilnehmer, noch mal genau hinzuschauen“, so Kiock.

www.deloitte.com/de

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